Golf ist ein Spiel, bei dem die Hobbyspieler den in der Coronavirus-Krise gebotenen Abstand untereinander auf jedem Meter respektieren können. Dennoch bleibt Golf nach den ersten Lockerungen verboten.
Sportministerin Viola Amherd stellte am Mittwoch Lockerungen für den Sport in Aussicht. Diese könnten innerhalb eines umfassenden Konzepts für den Exit im Sport ab Anfang Mai erfolgen. Aber noch ist nichts Konkretes gesprochen und entschieden.
Wenn sich unter den 98 Klubs und den gegen 100'000 Aktiven in der Schweiz vermehrt Unverständnis breitmacht, kann man dies verstehen. Unverständnis zeigt etwa Daniel Weber. Der Luzerner ist der grösste Schweizer Golfplatzbetreiber. Er führt die Anlagen Kyburg südlich Winterthur, Saint-Apollinaire bei Basel und das zwei 18-Loch-Plätze umfassende Resort Sempachersee im luzernischen Hildisrieden. Weber allein vertritt das Potential von rund 4000 Klubmitgliedern und 150 Angestellten. Nicht nur für Weber bedeutet jede zusätzliche Woche des Lockdowns einen nicht geringen wirtschaftlichen Schaden.
Der Unmut darüber, dass die Betriebe nach den ersten vom Bundesrat ermöglichten Lockerungen von Mitte April weiterhin stillgelegt bleiben, wächst bei Weber mit jeder verlorenen Woche ebenso wie bei anderen Klubs und Platzbetreibern. Webers vorgebrachte Argumente für eine möglichst baldige Aufhebung des Banns – der Ball liegt beim Bundesrat, dem BAG und dem Bundesamt für Sport BASPO – sind nicht von der Hand zu weisen. Wir resümieren sie im Folgenden.
Zu den Sportarten, die ohne weiteres so ausgeübt werden können, dass keinerlei Ansteckungsgefahr besteht, gehören zwei grosse: Tennis und Golf. Beides sind weder Mannschaftssportarten noch Zweikampfsportarten. Die Spieler können die vorgeschriebene Distanz untereinander jederzeit respektieren. Im Vergleich zum Tennis ist der Unterhalt der Plätze im Golf ein wesentlicher Kostenfaktor. 18-Loch-Plätze dehnen sich in der Regel über 50 bis 60 Hektaren aus. Die Spielbahnen, nicht zuletzt die sensiblen Greens, müssen während des Lockdowns mit unvermindertem Aufwand weiter gepflegt werden, wenn die Anlagen nicht Schaden nehmen oder sogar unbespielbar werden sollen.
Kein Publikum – nur anonyme Spieler
Im Golf, wie es in der Schweiz von Frühling bis Herbst tagtäglich ausgeübt würde, gibt es kein Publikum. Es gibt nur die anonymen Spielerinnen und Spieler. Sie gehen in Gruppen von zwei bis höchstens vier Personen über den Platz. Jede Gruppe vertut sich mit Abständen von zehn Minuten zur vorderen und zur hinteren Gruppe. Eine Golfrunde ist im Grunde ein dreieinhalb bis fünf Stunden dauernder Spaziergang. Es gibt dabei keine «Spaziergänger», die einem entgegenkommen und einen kreuzen, denn alle Golfer spielen die 18 oder 9 Löcher eines Platzes immer in der vorgegebenen Reihenfolge. Das Social Distancing kann zu jeder Zeit mit beliebig vielen Metern eingehalten werden. Nicht wenige Spielgruppen bestehen aus Familienangehörigen, typischerweise Ehepaaren, die auch den übrigen Alltag miteinander verbringen.
Golf wird ohne wichtige Einschränkung auch gespielt werden können, wenn in den Anlagen Teile des Angebots wie Restaurants und Garderoben geschlossen bleiben. Online zu buchen und zu bezahlen ist ein Standard. Die meisten Plätze liegen abseits des Netzes des öffentlichen Verkehrs, weshalb die meisten Golfer schon vor der Coronavirus-Krise mit den Autos anreisten. Anreisen, spielen, unverzüglich nach Hause fahren – das wäre der gefahrlose Ablauf, an den sich alle jederzeit halten könnten.
Beim Schweizer Golfverband Swiss Golf ist man seit längerem auf die Freigabe des Spiels vorbereitet. Die Klubs sind via Swiss Golf informiert über jegliche Vorsichtsmassnahmen, die einzuhalten sein werden.
Golf ist in der Schweiz ein volkswirtschaftlicher Faktor. Die Klubs generieren einen Jahresumsatz von rund einer halben Milliarde Franken.
In Deutschland wird nach den ersten Lockerungen schon länger wieder Golf gespielt, in Österreich werden die Klubs am 1. Mai wieder öffnen.