Swiss Unihockey handelt auch in der Corona-Krise agil. Nach dem frühzeitigen Saisonabbruch am 12. März und dem kompletten sportlichen Stillstand hat der Verband die dringlichsten Fragen geklärt.
Klubs in finanziellen Nöten, ausbleibende TV-Gelder und Zuschauer-Einnahmen, Einzelsportler vor existenziellen Fragen, abgebrochene oder unterbrochene Meisterschaften: Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie sind auch in der Sportwelt gewaltig. Auch in weniger publikumswirksamen Sparten als Fussball stellen sich in der Ausnahmesituation diverse Fragen und Herausforderungen.
Der Schweizer Unihockeyverband steht stellvertretend für Verbände weniger publikumswirksamer Sportarten. Geht es auch bei Klubs solcher Verbände ums nackte Überleben, sollte der Stillstand länger anhalten? «Natürlich sind die Auswirkungen auch bei uns vielfältig», sagt Daniel Bareiss, der Zentralpräsident von Swiss Unihockey. Er nennt nebst sportlichen Folgen die kommerziellen im Zusammenhang mit Sponsorengeldern und von Klubs an den Verband geleistete Zahlungen, die es durch die früh abgebrochenen Playoffs und den entfallenden Superfinal zu klären gibt.
Finanzielle Hilfe nur wenn Konkurs droht
«Das Wichtigste ist derzeit, dass die Vereine durchkommen», sagt Bareiss, der auch im Gremium von Swiss Olympic vertreten ist. «Dabei wollen wir sie bestmöglich unterstützen, und dafür haben wir eigene Projekte auf Eis gelegt.» Bareiss schränkt indes ein, dass Gesuche ans Bundesamt für Sport um finanzielle Hilfe nur dann Chancen auf Erfolg versprechen, wenn effektiv der Konkurs droht. Ertragsausfälle alleine erlauben keinen Anspruch auf staatliche finanzielle Unterstützung. Bei vielen Vereinen ist also gegenseitige Solidarität gefragt.
Er sehe den Unihockeyverband in einer vergleichsweise komfortablen Lage, sagt Bareiss, unter dessen Führung der Swiss Unihockey auch dank mutigen Entscheiden wie dem Beschluss zum kostspieligen Superfinal anstelle einer Playoff-Finalserie seit 2015 an Profil gewonnen hat. Ähnlich schnell wie im Fussball sieht er das Gros der Klubs im Unihockey nicht in existenzieller Gefahr: «Ich glaube, die Vereine sind bei uns gut aufgestellt. Sie durchlaufen jährlich harte Lizenzprüfungen, und wir pflegen eine gute Kultur des Miteinanders.»
Nach dem Saisonabbruch ist die Situation des Unihockeyverbandes insofern günstig, dass die nächsten wichtigen Termine erst im September mit dem geplanten Meisterschaftsstart anstehen. Ob dann vor Publikum gespielt werden kann, ist freilich offen. Ebenso wie die Frage, ob Spiele vor leeren Rängen oder mit arg eingeschränkter Besucherzahl überhaupt erwünscht sind, ob es in diesem Fall mehr TV-Spiele geben könnte oder die Saison stattdessen verkürzt würde.
Grosse Kulanz der Sponsoren
«Erfreulich ist», sagt Bareiss ungeachtet der Fragezeichen, «dass unsere grössten Sponsoren Mobiliar, Concordia und Fleurop bislang eine bemerkenswerte Kulanz zeigen und damit beweisen, dass sie auch in dieser schwierigen Zeit hinter uns stehen.» Für den Zeitpunkt der Wiederaufnahme des normalen Betriebs plant der Verband einen speziellen Event. «Ein solcher Anlass wäre ein schönes Zeichen für den Neustart», findet Bareiss.
Vorderhand sind bis Mitte/Ende Juni sämtliche Aktivitäten seitens des Verbandes eingestellt und anfallende Termine verschoben. Geklärt ist, dass es 2020 keine Schweizer Meister und in den höchsten Ligen keine Auf- und Absteiger gibt. Einen speziellen Weg schlug der Unihockeyverband in dieser Woche bei den Nationalteams ein: Mitten im Stillstand erhielten sämtliche Spielerinnen und Spieler, die einem Nationalkader angehören, ein Aufgebot. Dieses ist zeitlich nicht gebunden und enthält Lehrvideos für Skill-Trainings zu Hause sowie Video-Analysen und taktische Inputs der Coaches. Ausserdem finden gemeinsame Athletik-Trainings per Video statt.
«Wir wollen damit auch ein Zeichen an die Spieler senden, ihnen zeigen, dass wir da sind und dass man sich fit halten soll. Alleine zu trainieren, ist für Teamsportler besonders herausfordernd», erklärt Roger Lötscher, Chef Leistungssport und Auswahlen von Swiss Unihockey, begleitet von der Hoffnung, dass sich die Spieler so abseits der Unihockeyfelder weiterentwickeln und man sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschafft. Die Männer steuern auf die WM im Dezember in Helsinki zu, die U19-Juniorinnen sollen im September in Schweden an der WM auf ihrem höchsten Niveau sein.