Strenge Bewährungsauflagen Wie geht es für Pistorius im neuen «Gefängnis der Angst» weiter?

Von Martin Abgottspon

5.1.2024

Oscar Pistorius bei seiner Festnahme im Jahr 2016.
Oscar Pistorius bei seiner Festnahme im Jahr 2016.
Keystone

Oscar Pistorius kommt am Freitag nach siebenjähriger Haft frei. Damit beginnt für den früheren Leichtathletik-Star aber auch eine neue Zeit der Angst. Auch wenn die angeblichen Bedrohungen zuletzt mehrfach dementiert wurden.

Von Martin Abgottspon

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Oscar Pistorius wurde nach siebenjähriger Haft auf Bewährung entlassen und unterliegt strengen Auflagen.
  • Berichte über mögliche Morddrohungen und andere Racheakte machten jüngst die Runde, sind bisher aber unbestätigt und werden von offiziellen Stellen bestritten.
  • Pistorius plant, sich mit gemeinnütziger Arbeit und Gewaltpräventionsseminaren zu beschäftigen.

Nach sieben Jahren hinter Gittern ist der ehemalige Paralympics-Star Oscar Pistorius am Freitag aus dem Atteridgeville Correctional Centre in Pretoria auf Bewährung entlassen worden. Der frühere Athlet, bekannt als «Blade Runner» und berühmt für seine Teilnahme an den Olympischen Spielen als erster beinamputierter Athlet, sieht sich nun einer neuen Realität gegenüber.

Die Freilassung von Pistorius, der 2013 seine Freundin Reeva Steenkamp erschossen hatte, erfolgt unter strengen Auflagen. Er wird in der Villa seines Onkels Arnold in Pretorias exklusivem Stadtteil Waterkloof wohnen, mit festgelegten Aufenthaltszeiten, regelmässigen Meldungen bei seinem Bewährungshelfer und dem Verbot, Alkohol zu konsumieren oder Interviews zu geben. Die Bewährungszeit des ehemaligen Sprinters endet am 5. Dezember 2029.

Widersprüchliche Berichte über Bedrohungen

Diese Wiedereingliederung in die Gesellschaft wirft Fragen auf: Wie frei wird Pistorius wirklich sein? Berichten zufolge könnte er von Untergrundgestalten bedroht werden, aus Rache für den Mord an Steenkamp. Diese Behauptungen werden jedoch von offiziellen Stellen nicht bestätigt.

Auch die Berichterstattung über die möglichen Bedrohungen gegen Pistorius ist aktuell sehr vielseitig. Während einige Medien über Morddrohungen und Racheakte spekulieren, widerlegt eine RTL-Reporterin vor Ort diese Darstellungen. Für sie sind die enormen Sicherheitsvorkehrungen eine ganz alltägliche Massnahme, wie sie in Südafrika nicht selten zu sehen sind. «Ich fürchte, diese Ausstattung ist absolut normal hier. Auch ich habe Stacheldraht und Elektrozaun zu Hause – auch ohne Pistorius.»

Auch die Familie Steenkamp, vertreten durch einen Anwalt, bestreitet, Verbindungen zur Unterwelt zu haben oder Gewalttaten zu billigen. Die Eltern der Verstorbenen, Barry und June Steenkamp, haben stets auf das Justizsystem vertraut und Gewalt abgelehnt. Ein Freund der Familie Steenkamp warnte Pistorius allerdings mit bedrohlichen Worten: «Er wird immer über seine Schulter schauen müssen …»

Reeva Steenkamp wurde von Oscar Pistorius im Jahr 2013 erschossen.
Reeva Steenkamp wurde von Oscar Pistorius im Jahr 2013 erschossen.
Imago

Eine nicht ganz normale Wiedereingliederung

Oscar Pistorius steht nun vor der Herausforderung, sein Leben nach der Haft neu zu gestalten. Er wird gemeinnützige Arbeit verrichten und an Seminaren zu Gewaltprävention und Impulskontrolle teilnehmen. Seine Familie, darunter sein Bruder, seine Schwester und sein Vater, steht ihm bei und plant, das erste Wochenende nach seiner Entlassung gemeinsam zu verbringen.

Wie sich Pistorius' Leben nach der Haft entwickeln wird und wie er mit den Herausforderungen seiner neuen Freiheit umgeht, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass sein Weg sowohl öffentliches Interesse als auch viel kritische Beobachtung erfahren wird.