Nach einem schwierigen Start ins 2021 laufen die ZSC Lions in den Playoff-Viertelfinals gegen Lausanne zur Hochform auf. Ein wichtiger Bestandteil im Zürcher Erfolgspuzzle ist Goalie Ludovic Waeber.
Eine Playoff-Weisheit besagt: Wer Meister werden will, braucht den besten Goalie. Ein Blick auf die aktuelle Statistik zeigt: Diesen wissen derzeit die ZSC Lions in ihren Reihen. Mit einer Fangquote von 96,75 Prozent und durchschnittlich nicht einmal einem Gegentor pro Spiel ist Ludovic Waeber die klare Nummer 1 in den Playoffs der National League. Der 24-Jährige stellt dabei Ausnahmekönner wie Zugs Keeper Leonardo Genoni (89,22 Prozent) oder den NHL-erprobten Fribourg-Goalie Reto Berra (87,72) locker in den Schatten.
Nach zuletzt zwei Shutouts musste sich Waeber am Montag beim 3:1-Heimsieg gegen Lausanne zwar erstmals nach 165:39 Minuten wieder bezwingen lassen, seine 31 Paraden waren für den ZSC allerdings Gold wert, um in der Best-of-7-Serie auf 3:1 zu stellen. Der Rekord von Marco Bührer, der mit dem SCB im Playoff-Halbfinal 2007 gegen Zug über 211 Minuten ohne Gegentreffer überstand, bleibt damit allerdings weiter unangetastet.
Dass ZSC-Coach Rikard Grönborg in den Playoffs Waeber dem dreifachen Meistergoalie Lukas Flüeler vorzieht, hätte vor einem Jahr noch kaum jemand gedacht. Als Backup von Reto Berra kam der frühere Junioren-Internationale in der letzten Saison bei Fribourg-Gottéron lediglich neunmal zum Einsatz. Bis zu seinem Wechsel zum ZSC hütete Waeber in nur 29 Spielen in der National League das Tor.
Mittlerweile hat er seine Einsätze in der höchsten Schweizer Liga mehr als verdoppelt (70). Selbst im verlorenen Cupfinal gegen Bern schenkte Grönborg dem Freiburger das Vertrauen. Und nun Trumpf Waeber als Playoff-Debütant gross auf.
Den Schalter umgelegt
Mit seinen starken Leistungen sorgt er in der Lions-Defensive für die nötige Stabilität. Etwas, das dem Team nach Weihnachten abhanden gekommen ist. Noch im alten Jahr reihten die Zürcher (inklusive Cup) einmal elf Siege aneinander und standen kurz vor der Altjahrswoche noch an der Ranglistenspitze. Doch im neuen Jahr gelang ihnen bis zum Ende der Qualifikation nie mehr als zwei Siege am Stück.
Pünktlich zum Start der Playoffs ist es dem ZSC aber offenbar gelungen, den Schalter rechtzeitig umzulegen. Zwar verlor der «Zett» das erste Viertelfinalspiel in Lausanne noch 2:3 nach Verlängerung, das 3:1 am Montag war für die Löwen aber bereits der dritte Sieg in Folge. Aus dem erwarteten Duell auf Augenhöhe zwischen dem 4. und 5. der Qualifikation entwickelt sich zunehmend eine einseitige Angelegenheit.
ZSC will die Ruhe bewahren
Der ZSC lässt sich dabei auch nicht von der ruppigen Spielweise der Lausanner aus der Ruhe bringen. Die hochdotierten Waadtländer wirken seit dem verletzungsbedingten Ausfall ihres Topskorers Denis Malgin in Spiel 2 – der wirblige Stürmer erlitt nach einem (korrekten) Check von Abwehrhüne Christian Marti einen Gehirnerschütterung, trainierte zuletzt aber bereits wieder – wie angestachelt. Sie lassen keine Gelegenheit aus, dem Gegner weh zu tun, wenn auch oft mit unlauteren Mitteln. Im zweiten Heimspiel nutzte der ZSC zwei Lausanner Strafen zum 1:0 und 2:0.
«Wir haben uns vorgenommen in dieser Serie diszipliniert zu bleiben, auch wenn sie uns provozieren», meinte etwa Roman Wick nach dem 3:1-Sieg im SRF-Interview. Der ZSC-Stürmer musste am Montagabend viel Einstecken, wie zahlreiche andere Teamkollegen auch. Am schlimmsten erwischte es Sven Andrighetto. Der Zürcher Topskorer wurde kurz vor Schluss von Lausannes Captain Mark Barberio wuchtig von hinten in die Bande gecheckt. Andrighetto blieb benommen liegen und musste mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung vom Eis geführt werden. Wie lange er ausfällt, bleibt abzuwarten. Derweil droht Barberio eine längere Sperre.
Gelingt es dem ZSC und seinem Playoff-Greenhorn Waeber in den heiklen Phasen ruhig zu bleiben, sind sie (weiterhin) ein ernstzunehmender Titelkandidat.