Alpine Solaranlagen Erste alpine Gross-Solaranlage im Kanton Bern erhält Bewilligung

hn, sda

3.5.2024 - 09:39

So soll die Photovoltaikanlage am Gipfelgrat der Bürglen dereinst aussehen. (Visualisierung)
So soll die Photovoltaikanlage am Gipfelgrat der Bürglen dereinst aussehen. (Visualisierung)
Keystone

Das Regierungsstatthalteramt Frutigen-Niedersimmental hat die erste alpine Grossanlage für Solarstrom im Kanton Bern bewilligt. Die Anlage soll oberhalb der Alp Morgeten im Simmental entstehen.

3.5.2024 - 09:39

Die Anlage ist am Südhang der Bürglen auf Gemeindegebiet von Oberwil geplant. Sie soll eine Jahresproduktion von 12 Gigawattstunden aufweisen und für rund 3000 Haushalte Strom produzieren. Im Projekt arbeiten die Morgetenberggenossenschaft, die Thuner Solar AG und die Energie Thun AG zusammen.

Gegen das Baugesuch gingen vier Einsprachen von nationalen Umweltschutzverbänden ein. Sie äusserten vor allem Bedenken betreffend Auswirkungen auf die Umwelt, den Landschaftsschutz und die Lebensräume von Flora und Fauna.

Einsprachen abgewiesen

Den Einsprachen leistete Statthalterin Ariane Nottaris keine Folge, wie sie am Freitag mitteilte. Trotz der erleichterten Bewilligungsvoraussetzungen im Rahmen der Solaroffensive des Bundes sei eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt worden, begründet Nottaris ihren Entscheid.

Zudem habe die Bauherrschaft im Verlauf des Baubewilligungsverfahrens einige Projektanpassungen vorgenommen. Die vom Amt für Energie und Umwelt definierten Auflagen seien in den Gesamtbauentscheid eingeflossen. Auch die vereinbarten Punkte der Bauherrschaft mit dem WWF seien weitgehend berücksichtigt worden.

Beschwerden möglich

Der Entscheid des Regierungsstatthalteramts ist noch nicht rechtskräftig. Gegen ihn kann innert Monatsfrist beim Verwaltungsgericht Beschwerde erhoben werden. Auch der Entscheid auf Bundesebene zu den Anschlussleitungen kann angefochten werden.

«Die drohenden Beschwerden wären sehr bedauerlich, insbesondere weil das Projekt einer umfassenden Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen wurde» schreibt die Morgeten Solar AG in einer Stellungnahme vom Freitag.

Die Anlage unterstütze die regionale Winterstromproduktion, erweitere die Wasserversorgung der Alp Morgeten und schliesse die Alp ans Stromnetz der BKW an.

Das Gebiet sei durch einen Steinbruch und nicht mehr genutzte militärische Bauten vorbelastet und keine unberührte Berglandschaft mehr. Als eines der ganz wenigen alpinen Solarprojekte werde die Anlage von bewohntem Gebiet aus praktisch nicht sichtbar sein.

Rasche Ernüchterung

Die Anlage auf der Alp Morgeten wurde im Rahmen des sogenannten «Solarexpress» des Bundes geplant. Dieser wollte ursprünglich, dass bis Ende 2025 200 Solaranlagen in den Alpen entstehen. Die nötigen Bewilligungen sollten in einem raschen Verfahren erteilt werden.

Das Vorhaben löste so etwas wie eine Goldgräberstimmung aus, Projekte schossen wie Pilze aus dem Boden. Doch das Vorhaben des Bundes geriet rasch ins Stocken. Zahlreiche Projekte wurden in den betroffenen Regionen abgelehnt, auch im Kanton Bern.

Im Saanenland wurden zwei Projekte Ende 2023 von den Gemeinden abgelehnt. Unterdessen ist eine Initiative für ein redimensioniertes Projekt entstanden. Ob es Chancen hat, bleibt offen. Am Hasliberg lehnte die Bevölkerung Anfang Februar den Bau einer alpinen Photovoltaikanlage durch den Basler Energieversorger IWB ab.

Jenes auf der Alp Morgeten erhielt den Segen der Bevölkerung und nun auch der Baubewilligungsbehörde.

hn, sda