Kunden, User und Mitarbeiter verunsichert Elon Musk renoviert Twitter mit der Abrissbirne

uri, mit Material von dpa und SDA

3.11.2022

Musk könnte bei Twitter bald jede zweite Stelle streichen

Musk könnte bei Twitter bald jede zweite Stelle streichen

Der neue Twitter-Besitzer Elon Musk plant nach der teuren Übernahme des Online-Dienstes laut Medienberichten einen grossen Stellenabbau.

03.11.2022

Twitter-Angestellte lernen in rasantem Tempo, was es bedeutet, Elon Musk als Chef zu haben: Tausenden droht die Kündigung. Unterdessen zeigen sich Werbekunden wenig überzeugt von Musks Kurs.

uri, mit Material von dpa und SDA

3.11.2022

Seitdem Elon Musk übernommen hat, wird es bei Twitter ungemütlich: Bereits an seinem ersten Tag wurde die Führungsspitze gefeuert, nun droht Tausenden weiteren Mitarbeitern der Jobverlust. Zuvor irritierte der reichste Mensch der Welt mit seinen Tweets. Grosskonzerne überdenken bereits, ob sie noch Werbung bei Twitter schalten wollen.

Der neue Besitzer plant nach der teuren Übernahme des Online-Dienstes laut Medienberichten einen grossen Stellenabbau. So schrieben etwa der Finanzdienst Bloomberg und die «Financial Times» in der Nacht zum Donnerstag unter Berufung auf informierte Personen, es gehe um etwa 3700 Jobs – rund die Hälfte der bisherigen Twitter-Belegschaft.

Musk will Twitter wieder rentabel machen

Die Website Axios berichtete, Musk wolle mindestens einen Drittel der Arbeitsplätze streichen. Der Abbau solle am Freitag bekannt gegeben werden. Die Medien schränkten zugleich ein, dass sich die genauen Zahlen noch ändern könnten.

Musk hatte rund 44 Milliarden Dollar für Twitter bezahlt. Die Firma schrieb zuletzt rote Zahlen und er hatte als eine Priorität ausgegeben, die Verluste zu stoppen. Frühere Berichte, wonach der Abbau 75 Prozent der Stellen erreichen könnte, hatte Musk noch zurückgewiesen. Diesmal äusserte er sich auch Stunden später nicht zu den Medieninformationen.

Um Twitter rentabel zu machen, kündigte Musk bereits Ende Oktober an, dass der Kurznachrichtendienst künftig mit der Beglaubigung von Nutzern Geld verdienen will. Bislang bekam man die Symbole mit einem Häkchen, die die Echtheit des Twitter-Profils garantieren, kostenlos. Sie stehen hauptsächlich Prominenten, Unternehmen sowie Nutzern mit vielen Followern wie etwa Politikern oder Journalisten zur Verfügung.

«Wenn das umgesetzt wird, bin ich weg»

Anfang der Woche berichteten die Technologie-Blogs «Platformer» und «The Verge», dass die Verifikations-Häkchen künftig nur noch für Kunden des Abo-Angebots Twitter Blue verfügbar sein sollen. Dieses kostet aktuell 4.99 Dollar im Monat.

Wie «The Verge» unter Berufung auf informierte Personen und interne Kommunikation berichtete, werde die Verifikation wahrscheinlich Teil einer neuen, teureren Blue-Version. Für diese wolle Twitter dann sogar 19.99 Dollar im Monat verlangen. Wie es weiter hiess, sei Software-Entwicklern eine Frist bis zum 7. November gesetzt worden, um die Funktion zu starten, andernfalls würden sie gefeuert.

Musk verteidigte seine diesbezüglichen Pläne am Mittwoch und erklärte, der Dienst werde 8 Dollar kosten. Unterdessen bemängelten Kritiker nicht nur den Preis der Verifizierung, sondern befürchten auch, dass gerade Sinn und Zweck des Verifizierungshäkchens gefährdet werde – nämlich die Echtheit eines Kontos zu garantieren.

Für Ärger sorgte die Nachricht prompt beim bekannten Horror-Autor Stephen King. Der teilte via Twitter mit: «20 Dollar pro Monat, um meinen blauen Haken zu behalten? Sch**** drauf, sie sollten mich bezahlen. Wenn das umgesetzt wird, bin ich weg wie Enron.» Bei Enron handelt es sich um ein US-amerikanisches Unternehmen, das nach jahrelangem Erfolg plötzlich pleiteging und vom Markt verschwand.

Kein «sicherer Ort für respektierte Marken»

Bereits vor dem Kauf von Twitter hatte Musk unter anderem für Aufregung gesorgt, indem er ankündigte, den Account des gesperrten Ex-US-Präsidenten Trump reaktivieren zu wollen. Am Wochenende irritierte er dann mit einem Tweet, in dem er die Verschwörungserzählung über den Angriff auf den Mann der US-Politikerin Nancy Pelosi auf Twitter verbreitete, dann aber wieder löschte. Auch ist es seit Musks Übernahme offenbar bereits wieder vermehrt zu rassistischen und homophoben Botschaften auf Twitter gekommen, wie verschiedene Untersuchungen ergeben haben.

Das alles hat bei der für Twitter so wichtigen Werbung bereits negative Folgen nach sich gezogen. Der grösste US-Autobauer General Motors kündigte bereits an, vorerst nicht mehr über Twitter zu werben.

Der Werbekonzern IPG, der unter anderem die Werbeetats der Unternehmen Spotify, Mattel oder Coca-Cola platziert, hat seinen Kunden laut dem «Wall Street Journal» bereits empfohlen, keine Werbung auf Twitter zu betreiben: «Derzeit ist die Situation bei Twitter unvorhersehbar und chaotisch. Schlimme Typen und unschickliches Verhalten gedeihen unter diesen Umständen. Deshalb können wir derzeit Twitter nicht als sicheren Ort für respektierte Marken empfehlen.»

Mit Material von dpa