Kunden getäuscht Tesla schummelte bei Video zum autonomen Fahren

Von Dirk Jacquemien

18.1.2023

So wirklich clever ist ein Tesla nicht.
So wirklich clever ist ein Tesla nicht.
Imago

Ein Video, das einen selbstfahrenden Tesla zeigen sollte, wurde von der Firma gestellt, wie jetzt in einem Gerichtsverfahren bekannt wurde.

Von Dirk Jacquemien

18.1.2023

Der Elektroautohersteller Tesla hat bei der Anpreisung der Fähigkeiten des Autopilot-Systems offenbar getäuscht. Das legt die Aussage von Ashok Elluswamy, dem Direktor für Autopilot-Software bei Tesla, in einem Gerichtsverfahren nahe.

Elluswamy wurde unter Eid zur Entstehungsgeschichte eines 2016 veröffentlichten Tesla-Werbevideos befragt. Dieses soll den Autopiloten eines Tesla Model X in Aktion zeigen. «Die Person am Steuer sitzt dort nur aus rechtlichen Gründen. Sie macht nichts, das Auto fährt von alleine», heisst es in einem Text am Anfang des Videos, das bis heute auf der Tesla-Website verfügbar ist.

Das Video zeigt eine Fahrt durchs Silicon Valley zum damaligen Tesla-Hauptquartier in Palo Alto. Zu sehen ist, wie der Tesla durch die Strassen navigiert und an roten Ampel anhält. Doch grosse Teile der Fahrt waren gestellt, wie Elluswamy nun einräumt.

Karambolage mit Zaun

So wurde die exakte Strecke vorab im Bordcomputer einprogrammiert; die Tesla-Techniker*innen nutzten zur Erstellung der Route 3D-Kartenmaterial. Und die Person am Steuer musste vielfach eingreifen, es brauchte mehrere Versuche, bis eine fehlerfreie Fahrt auf Video aufgezeichnet werden konnte. Bei einem der Versuche krachte der Tesla sogar gegen einen Zaun.

Die Anwält*innen der Gegenseite fragten Elluswamy wiederholt, ob der Tesla selbstständig an roten Ampel und Stoppschildern anhielt, oder ob nicht in Wirklichkeit der Fahrer das Bremspedal betätigte. Elluswamy behauptet, sich nicht mehr erinnern zu können. 2016 hatte die Tesla-Autopilot-Software aber jedenfalls überhaupt nicht die Fähigkeit, Ampeln zu erkennen.

Autopilot fuhr gegen Autobahn-Barriere

Die Aussage kam im Rahmen einer Klage, die von den Hinterbliebenen von Walter Huang gegen Tesla eingereicht wurde. Huang kam 2018 ums Leben, als sein Tesla mit aktivierten Autopiloten bei voller Geschwindigkeit gegen eine Barriere auf dem Mittelstreifen einer Autobahn in Kalifornien krachte.

Eine Untersuchung der US-Sicherheitsbehörde NTSB kam 2020 zu dem Schluss, dass sowohl Huangs Unachtsamkeit – er spielte offenbar mit seinem Handy – als auch die beschränkten Fähigkeiten des Autopiloten ursächlich für den Unfall waren. Seine Familie argumentiert nun vor Gericht, dass Tesla seine Kund*innen über die Fähigkeiten des Autopiloten getäuscht habe – und das Video ist eines ihrer wichtigsten Beweisstücke.

Musk verspricht viel, hält wenig

Tesla-Chef Elon Musk hat immer und immer wieder vollmundige Versprechen über ein vollautonomes Fahren mit Teslas gemacht. Schon 2019 verkündete er, dass bis Ende jenen Jahres ein Tesla selbständig von Los Angeles nach New York fahren könnte. Doch rund vier Jahre später ist Tesla von diesem Versprechen noch meilenweit entfernt.

Und die Konkurrenz hat Tesla inzwischen eindeutig überholt. In San Francisco bietet Cruise, eine Tochterfirma von General Motors, bereits jetzt vollständig autonome Taxifahrten an zahlende Kund*innen an. Zwar nur zu bestimmten Zeiten und in einem eingeschränkten Gebiet, aber dieser Dienst läuft seit knapp einem Jahr. Unfälle gab es bisher nicht, allerdings blockierten mysteriöse Ansammlungen von Robotaxis schon mal die Strassen.