Frankreichs Promi-GangsterDer Mann, der mit dem Heli aus dem Knast ausbrach
smi
28.10.2023
Für seine Banküberfälle wurde Rédoine Faïd in Frankreich berühmt. Mit einem Gefängnis-Ausbruch per Heli festigte er seinen Kultstatus. Trotzdem erwartet den 51-Jährigen ein Lebensabend hinter Gittern.
smi
28.10.2023, 00:00
28.10.2023, 07:57
smi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Rédoine Faïd hat sein Leben lang Banken und Geldtransporter ausgeraubt.
Mit TV-Interviews und einer Auto-Biografie festigte er seinen Ruf als kultivierter Gangster.
Ein Gefängnis-Ausbruch mit dem Helikopter ist sein spektakulärster Coup. Für diesen ist er soeben zu 14 Jahren Haft verurteilt worden.
Weil Faïd weitere Strafen abzusitzen hat, wird der 51-Jährige möglicherweise den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen.
Rédoine Faïd blickt auf eine lange Laufbahn als Verbrecher zurück. Mit sechs habe er zum ersten Mal einen Einkaufswagen voller Süssigkeiten geklaut, berichtet der «Tages-Anzeiger». Mit zwölf habe er erkannt, dass das Stehlen seine Berufung sei, mit 18 raubte er zum ersten Mal eine Bank aus.
Der Franzose mit algerischen Wurzeln ist aber nicht nur ein gewiefter Gangster, sondern auch ein begabter Selbstdarsteller, der in Talk Shows auftrat und eine Autobiografie veröffentlichte.
Er sei ein Gangster einer neuen Art und an seinen Händen klebe kein Blut, beteuerte er. Tatsächlich floss bei seinen Raubzügen lang kein Blut. Bei einem Überfall, bei dem eine Polizistin erschossen wurde, will er nicht dabei gewesen sein, was ihm nicht alle glauben.
Sicher ist, für viele in den Banlieues ist Faïd ein Idol. Als eines von zehn Kindern seiner Eltern hat er sich aufgemacht, das Geld dort zu holen, wo es vermeintlich haufenweise herumliegt.
Bankräuber und Ausbrecher-König
Endgültig Kultstatus erlangte der Berufskriminelle mit zwei Gefängnisausbrüchen. 2013 ging er noch relativ brachial vor, nahm Geiseln, sprengte sich den Weg nach draussen frei und liess die Geiseln laufen. Unverletzt.
2018 dann die Hollywood-reife Flucht mit dem Helikopter. Drei Verwandte Faïds hatten einen Rundflug gebucht und zwangen den Piloten im Gefängnishof zu landen. Rédoine Faïd befand sich mit einem seiner Brüder im Besucherraum, aus dem ihn seine Komplizen frei sägten. Nach zehn Minuten soll er unter dem Applaus der zurückbleibenden Häftlinge davon geschwebt sein. Kein Tropfen Blut soll bei der Aktion geflossen sein.
Doch die Freiheit währte nur drei Monate. In seiner Heimatstadt Creil unweit von Paris ging er der Polizei ins Netz, wie «NTV» berichtet. Er soll zeitweise mit einer Burka unterwegs gewesen sein, um nicht entdeckt zu werden. Nach allen Medienauftritten war sein Gesicht nicht nur seinen Fans bekannt.
Lebensabend hinter Gittern
Nun stand er, mittlerweile 51-jährig, in Paris vor Gericht. Das Medieninteresses war enorm. Gemäss Berichterstattern soll er nochmals sein ganzes rhetorisches Können in die Waagschale geworfen haben. Er habe Leben zerstört, dessen sei er sich bewusst, zitiert der «Tages-Anzeiger» aus dem Gerichtssaal.
Die Staatsanwaltschaft forderte 22 Jahre, Faïds Verteidigerin acht. Das Gericht verurteilte ihn zu 14 Jahren für seinen Helikopter-Ausbruch. Auch einige seiner Brüder und weiteren daran beteiligten Verwandten erhielten Haftstrafen.
Hinzu kommen für Faïd mehrere noch nicht verbüsste Haftstrafen, sodass davon auszugehen ist, dass er den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen wird. Genannt wird eine mögliche Entlasssung im Jahr 2060. Es sei denn, der Ausbrecherkönig findet nochmals einen anderen Weg hinaus.