USA Nach Abschuss von neuem «Flugobjekt» bleiben viele Fragen

SDA, gbi

11.2.2023 - 04:26

US-Militär schiesst weiteres Flugobjekt ab – Herkunft unklar

US-Militär schiesst weiteres Flugobjekt ab – Herkunft unklar

Erst ein chinesischer Beobachtungsballon, nun ein rätselhaftes weiteres Flugobjekt: Zwei Mal innerhalb weniger Tage holt das US-Militär Objekte vom Himmel, die in den amerikanischen Luftraum eindringen. Zu dem neuen Vorfall sind viele Fragen noch offen. Wenige Tage nach dem Abschuss des mutmasslichen chinesischen Spionageballons hat das US-Militär nun ein weiteres «Flugobjekt» über amerikanischem Territorium abgeschossen. Das Weisse Haus und das Verteidigungsministerium teilten in Washington mit, das Flugobjekt habe sich in Höhe von etwa zwölf Kilometern über dem Bundesstaat Alaska befunden und eine Gefahr für die Sicherheit des zivilen Flugverkehrs dargestellt. Daher habe das Militär es auf Anordnung von Präsident Joe Biden abgeschossen. Dieser nannte den Vorgang einen «Erfolg». Zur Herkunft und Zielsetzung des Flugobjektes gebe es noch keine Informationen.

11.02.2023

War es wieder ein Spionageballon? Die US-Luftwaffe hat am Freitag ein weiteres «Flugobjekt» über amerikanischem Territorium abgeschossen – doch viele Fragen zu dem Vorfall bleiben offen.

11.2.2023 - 04:26

Viel zu langsam habe US-Präsident Joe Biden auf den angeblichen Spionageballon aus China reagiert, werfen ihm Kritiker*innen vor. Diesmal war es anders: Die US-Luftwaffe machte kurzen Prozess und holte ein fliegendes Objekt über Alaska am Freitag rasch vom Himmel. Unklar blieb zunächst, woher das Flugobjekt stammte und welchem Zweck es diente.

Das Objekt habe keine Überwachungsausrüstung gehabt, berichtete der Fernsehsender CNN am Abend (Ortszeit) unter Berufung auf einen US-Regierungsvertreter. Nach Angaben des Militärs stellte der Abschuss über dem US-Bundesstaat Alaska kein grösseres Risiko für Menschen oder Gebäude am Boden dar.

Ein F-22-Kampfjet habe das Flugobjekt am Freitag um 13.45 Uhr US-Ostküstenzeit in etwa zwölf Kilometern Höhe abgeschossen, sagte ein Pentagon-Sprecher. Zentraler Grund dafür sei die Gefährdung des zivilen Flugverkehrs gewesen, der in ähnlicher Flughöhe operiere.

Zusammenhang zu China wird geprüft

Der chinesische Spionageballon war deutlich höher geflogen – gut 18 Kilometer über dem Boden und damit weit oberhalb der maximalen Höhe des zivilen Flugverkehrs. Nachdem sich der Pilot des Kampfjets davon überzeugt habe, dass das Flugobjekt unbemannt gewesen sei, habe Präsident Biden «als Vorsichtsmassnahme» den Abschuss empfohlen, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby.

Ob es einen Zusammenhang zu dem chinesischen Ballon gibt, der vor einer Woche vom Himmel geholt worden war, blieb zunächst offen. Das US-Militär hatte ihn mehrere Tage über amerikanisches Festland schweben lassen und dann vor der Küste des Bundesstaates South Carolina über dem Atlantik abgeschossen.

Die USA werfen Chinas Regierung vor, sie habe damit Militäreinrichtungen ausspionieren wollen. Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der vom Kurs abgekommen sei – und bezeichnete den Abschuss als «Überreaktion». Der Vorfall sorgte für zusätzliche Spannungen im ohnehin belasteten Verhältnis beider Länder.

«Vorsorglicher Abschuss»: John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weissen Hauses, spricht über den jüngsten Entscheid von US-Präsident Joe Biden. 
«Vorsorglicher Abschuss»: John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weissen Hauses, spricht über den jüngsten Entscheid von US-Präsident Joe Biden. 
Keystone

Zur Herkunft des neuen Flugobjekts machte die US-Regierung keine Angaben. «Ich möchte noch einmal betonen, dass wir nicht wissen, wem dieses Objekt gehört», sagte Kirby. Es sei viel kleiner gewesen als der Ballon. «Es hatte die Grösse eines Kleinwagens.» Der Ballon hingegen habe eher die Grösse von zwei bis drei Schulbussen gehabt. Das zu erwartende Trümmerfeld sei daher viel kleiner, so Kirby.

Die US-Regierung erhofft sich nun weiteren Aufschluss durch die Bergung der Trümmer. Teile des Objekts seien nach dem Abschuss vor der Küste Alaskas nahe der kanadischen Grenze wohl auf ein zugefrorenes Gewässer gestürzt. Die Bergung dürfte sich schwierig gestalten, da Boote den Ort des Absturzes nicht erreichen könnten, schrieb die «Washington Post».

Ballon oder kein Ballon?

Die «New York Times» schrieb, mehrere US-Vertreter seien der Auffassung, dass es sich bei dem neuen Objekt ebenfalls um einen Ballon gehandelt habe. Ein Vertreter des Verteidigungsministeriums habe jedoch betont, dass das Objekt beim Aufprall auf das gefrorene Meer in Stücke zerbrochen sei. Das widerspricht eigentlich der Ballon-Theorie.

Das Flugobjekt sei am Donnerstagabend (Ortszeit) erstmals gesichtet worden, sagte Kirby. Biden sei sofort informiert worden und habe am Freitagmorgen den Abschussbefehl gegeben. Kanada habe die Entscheidung unterstützt und sei eingeweiht gewesen, erklärte der Premierminister des Nachbarlands, Justin Trudeau.

SDA, gbi