WEF-Alphabet Von A wie Absperrgitter bis Z wie Zuschauerterrasse

Agenturen / mmi

15.1.2023

Das Weltwirtschaftsforum findet erstmals nach Corona wieder regulär in Davos statt. Wer kommt und worum es geht, im fast komplett durchbuchstabierten WEF-ABC.

Agenturen / mmi

15.1.2023

A wie Absperrgitter: Das Sicherheitsdispositiv am WEF ist enorm: Mehr als 42 Kilometer Absperrgitter sollen Besucher*innen vor Terrorismus oder anderen Bedrohungen schützen. Hinzu kommen gemäss den Sicherheitsverantwortlichen 2'500 Armeeangehörige in Davos und weitere 2'500 verteilt auf die ganze Schweiz, die über 1'400 Funkgeräte miteinander verbunden sind. Ausserdem überwachen Drohnen das Zwischengelände.

B wie Brasilien:  Kommt es am WEF zu einem brasilianischen Revival auf der internationalen Bühne, nachdem das Land während der Bolsonaro-Präsidentschaft kaum mehr präsent war? Zumindest reist der neue Finanzminister, Fernando Haddad, an. Mit ihm will sich auch die neue Finanzministerin Karin Keller-Suter treffen.

C wie «Cooperation in a fragmented Wold»: «Zusammenarbeit in einer fragmentierten Welt» – das Motto der 53. Ausgabe des Weltwirtschafsforum erklärt Gründer Klaus Schwab am Dienstag an einer virtuellen Medienkonferenz folgendermassen: «Wir sehen, dass die vielfältigen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Kräfte zu einer zunehmenden Fragmentierung auf globaler und nationaler Ebene führen.»
Um die Ursachen dieser Vertrauenserosion zu bekämpfen, müsse die Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft gestärkt und die Voraussetzungen für einen robusten Aufschwung geschaffen werden.

D wie Demonstrationen: Die «Südostschweiz» meldete Anfang Januar, dass Proteste gegen das WEF in Vorbereitung seien. Etwa die Juso Graubünden will am Sonntag 15. Januar auf dem Davoser Ratshausplatz eine Kundgebung halten. Und das «Strike WEF»-Kollektiv plant eine von Küblis über Klosters nach Davos führende «Winterwanderung für Klimagerechtigkeit».

E wie Elon Musk: Der einflussreichste CEO der Welt findet das Forum «boring as fuck» – zu deutsch: stinklangweilig. Und kommt deshalb nicht nach Davos. Das vermeldete der Twitter-Inhaber auf seiner eigenen Plattform. WEF-Einladungen aus früheren Jahren habe er ebenfalls ausgeschlagen.

F wie First Lady: Olena Selenska, die ukrainische First Lady, wird am diesjährigen WEF auftreten. Ob die Ehefrau von Wolodymyr Selensky persönlich nach Davos reisen oder virtuell teilnehmen wird, wird aus Sicherheitsgründen nicht vermeldet.

G wie Gästeliste: Ein Grossteil der Gäste ist bekannt. Zu den «Davos Regulars», wie sie die «Handelszeitung» nennt, gehören etwa EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sowie WTO-Direktorin Ngozi Okonjo-Iweala, Bundeskanzler Olaf Scholz und John Kerry, der US-Sonderbeauftragte für Klima. Rund 52 Staats-und Regierungschefs haben ihre Teilnahme bestätigt. Auch eine grosse asiatische Delegation wird erwartet, erstmals seit Ausbruch des Coronavirus. Die ganz Grossen wie US-Präsident Joe Biden, seine Vize Kamala Harris oder Chinas Staatspräsident Xii Jingping fehlen aber. Auch Klimaaktivistin Greta Thunberg wird nicht kommen. Die US-Banken sind dünn vertreten, und Russland ist nicht eingeladen.

H wie Hockey: Der Puck schlittert dieser Tage über andere Eisfelder. Sämtliche Mannschaften des Traditionsclubs HC Davos bestreiten Ausswärtspartien. Im Eisstadion wird derweil das «House of Switzerland» aufgebaut.

I wie Inflation: Die diesjährige Ausgabe dürfte dieses Jahr ganz im Zeichen der weltweit gestiegenen Inflation sowie der drohenden Rezession stehen.

J wie Journalisten: Von den über 2'700 erwarteten Teilnehmer*innen aus 130 Ländern dürften laut Angaben des Bundes rund 400 Medienschaffende aus Europas höchstgelegener Stadt berichten.

K wie Klima: Auch dieses Jahr ist das Klima eines der dominierenden Themen. Die verschiedenen Gesprächsreihen und Symposien stehen im Zeichen der Klimakrise. Etwa wenn über nachhaltige Ernährung diskutiert wird. Damit will das WEF eine seiner selbsternannten Missionen, die Erderwärmung einzudämmen, konsequent verfolgen.

L wie Landwassertal: Obschon die kürzeste Anreise übers Prättigau führt, befindet sich der Grossteil von Davos im Landwassertal. Beide Talschaften werden während des WEF grossräumig mit Checkpoints abgesichert.

M wie Ma Jack, oder Jack Ma: Weil Alibaba-Gründer und einst reichster Chinese die Rahmenbedingungen nicht mehr erfüllt hat, im Leitungsgremium des WEF einzusitzen, wurde er abgesetzt. Der Chinese ist seit zwei Jahren weitgehend untergetaucht, nachdem er zuvor öffentlich das chinesische Finanzsystem kritisierte. Woraufhin die Pekinger Regierung den Börsengang des Techriesen aufschob.

N wie Netzwerken: Das WEF gilt vor allem als Netzwerkplattform. Die «Handelszeitung» gibt 50 Tipps, wie der Besuch ein Erfolg wird. Die zwei wichtigsten sind: Sich Ziele setzen und nicht mehr als sieben Personen pro Tag treffen.

O wie Ozean: Am diesjährigen WEF gibt es eine Ozean-Agenda, um die «Gesundheit der Ozeane» voranzutreiben.

P wie Privatjets: Das Organisationskomitee fordert seine Gäste dazu auf, mit dem Zug anzureisen. Gemäss einer Studie des niederländischen Beratungsunternehmen CE Delft landeten oder starteten während der WEF-Woche im Mai des letzten Jahres auf fünf Flughäfen in der Nähe von Davos doppelt so viele Privatjets wie in den Wochen vorher und nachher. Von den insgesamt 1'040 erfassten Maschinen könne also die Hälfte dem WEF zugeordnet werden.

Q wie Quality Time: Die wichtigsten Meetings in Davos seien jene ausserhalb des offiziellen Programms. Also die mehr oder weniger spontanen und klandestinen Partys.

R wie Regierungsmitglieder: Auch der Bundesrat ist präsent. Sechs der sieben Mitglieder der Landesregierung reisen ins Landwassertal. Einzig die neu angetretene Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider bleibt fern.

S wie stabile Welt: Das WEF befürchtet, dass der Welt ein «Jahrzehnt der Unsicherheit und Fragilität» bevorsteht. Gründe dafür gibt es einige: der Ukraine-Krieg, zunehmende Spannungen zwischen China und dem Westen, die Nahrungsmittel-Knappheit in vielen Ländern und die ungelöste Frage, wie der Klimawandel zu bewältigen ist. Die Befragten des jährlichen Global Risks Report des WEF stufen die «Krise der Lebenshaltungskosten» als die grösste kurzfristige Bedrohung für die Stabilität der Welt ein.

T wie Themen: In diesem Jahr reicht die Bandbreite vom Krieg in der Ukraine über Energie- und Ernährungssicherheit, Handel und Infrastruktur, Klima und Natur sowie Spitzentechnologien bis hin zu sozialer Mobilität, Gesundheit und internationaler Zusammenarbeit in einer multipolaren Welt.

V wie verrückte Summen: Ein Blick auf die Buchungsplattformen zeigt: Nur noch wenige Betten sind während der WEF-Woche frei. Wer dennoch ein Bett in Davos will, muss tief in die Tasche greifen. Als Beispiel: Während des WEF kostet eine Nacht in einem einfachen Studio mit drei Betten um die 2'600 Franken. Bereits im Februar wäre dasselbe Studio wieder für 150 Franken zu haben.

W wie Winterspass: Die erste reguläre WEF-Ausgabe nach der Pandemie beginnt eine Woche früher als gewohnt. Und so kollidierten in der Neujahrswoche Winter-Touristen mit Tonnen von beladenen Lastwagen und Kränen.

Z wie Zuschauerterrasse: Die Betreiber des Flughafens Zürich lassen die Zuschauerterrasse B während des Forums ganze drei Stunden länger offen – anstelle von 17:00 Uhr schliesst die Terrasse erst um 20:00 Uhr. Für Flugzeugfanatiker dürften auch dieses Jahr wieder spannende Flugobjekte landen und wieder abheben.