Eine Ära in Bildern Das Ende der Sowjetunion – und wie es Russland heute lenkt

Von Philipp Dahm

22.2.2022

Sowjetische Propaganda im Museum des Kalten Krieges im litauischen Plokstine.
Sowjetische Propaganda im Museum des Kalten Krieges im litauischen Plokstine.
: Getty Images (Archivbild)

Am 26. Dezember 1991 wurde die förmliche Auflösung der Sowjetunion beschlossen. Ein Jahrzehnt der Unsicherheit, das nachwirkt, hat das heutige Russland geprägt und schafft neue Probleme.

Von Philipp Dahm

22.2.2022

Dieser Artikel erschien zuerst am Zweiten Weihnachtsfeiertag 2021. Wegen der aktuellen Ereignisse in der Ostukraine veröffentlicht blue News diese Hintergrundgeschichte, die Wladimir Putins Vorgehen erklärt, am 22. Februar erneut.

Für Wladimir Putin ist der zweite Weihnachtsfeiertag 2021 kein Festtag. Das förmliche Aus der Sowjetunion vor 30 Jahren sei eine «humanitäre Tragödie» und «eines der grössten geopolitischen Desaster des 20. Jahrhunderts», hat der russische Präsident gesagt.

Das Bild Lenins auf der Tribüne des Malers Alexander Gerassimow von 1930.
Das Bild Lenins auf der Tribüne des Malers Alexander Gerassimow von 1930.
Gemeinfrei

Es war ja auch nicht alles schlecht, was zwischen 1922 und 1991 in der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken fabriziert worden ist. Hier fünf Momente, in denen das kommunistische Ur-Reich positiv Geschichte geschrieben hat.

Auf der anderen Seite gibt es in der Geschichte der Sowjetunion auch genug Kapitel, die Wladimir Putin getrost vergessen haben wird.

Tatsächlich hat sich der Niedergang der Sowjetunion abgezeichnet, der seinen Höhepunkt zwischen 1988 und 1991 erreicht. Was die Gründe für das Aus der einstigen Supermacht waren, liest du hier nach:

Nun haben wir auf der einen Seite das Problem, dass die Sowjetunion nicht zusammenbricht, weil alles so gut läuft – siehe oben. Doch auf der anderen Seite kommt verstärkend hinzu, dass die ersten zehn post-kommunistischen Jahre einige Ohrfeigen für den Nachfolge-Staat bereithalten.

Das sind die fünf bösesten Rückschläge, die das neue, alte Russland ertragen muss:

Die Saat dieser krisengeschüttelten Zeit in den 90ern bereitet den Boden für das, was kommt. Sie geht auf, als Wladimir Putin plötzlich die politische Bühne betritt und Silvester 1999 kommissarischer Staatspräsident wird. Seine Losung: Make Russia Great Again – lange bevor ein Donald Trump das Motto geprägt hat.

Zwischen 1999 und 2009 versucht der frühere KGB-Agent, die Schmach im Kaukasus vergessen zu machen, und führt Moskau im brutalen Zweiten Tschetschenienkrieg zum Sieg. 2008 holt sich Georgien eine blutige Nase, als das Land in abtrünnige Gebiete einmarschiert, die unter Russlands Schutz stehen. Sogar einen Beitritt zur Nato schlägt der neue starke Mann vor – die lehnt aber dankend ab.

Es gelingt Putin, mit einem nationalistischen Kurs und Hilfe einer technokratischen Clique Militär, Wirtschaft und Gesellschaft zu stabilisieren und das nationale Ego wieder aufzubauen. Gleichzeitig stärkt er jene Kräfte in Osteuropa, die sich weiter zu Russland bekennen – etwa in Belarus und der Ukraine.

Das Ende der Sowjetunion und das krisengeschüttelte erste Jahrzehnt Russlands prägen die heutige Politik Russlands – und auch der Ost-West-Konflikt geht weiter. Die letzte Bildergalerie zeigt fünf aktuelle Imperative des Kremls.

Der Bonus für Interessierte am zweiten Weihnachtsfeiertag: Das erste, unten stehende, englischsprachige Video erklärt in gut 17 Minuten, warum Russland das Gebiet der alten Sowjetunion beherrschen muss.

Das zweite englischsprachige, 23 Minuten lange Video beleuchtet die Primakow-Doktrin und das passende Gerassimow-Konzept genauer, die die russische Aussenpolitik leitet.