Tops und Flops der Frauen-WM Deutschlands Untergang und das Sommermärchen der Matildas

dpa / mar

20.8.2023 - 08:37

Die Spiele der Australierinnen verfolgten auch ausserhalb des Stadions tausende Menschen.
Die Spiele der Australierinnen verfolgten auch ausserhalb des Stadions tausende Menschen.
Bild: Imago

Die WM in Australien und Neuseeland hat neue Massstäbe gesetzt – vor allem bei der Entwicklung und der Aufmerksamkeit des Sports. Die deutsche Auswahl gehört allerdings zu den grossen Verlierern.

20.8.2023 - 08:37

Mit dem grossen Finale zwischen England und Spanien endet an diesem Sonntag (12.00 Uhr MESZ/ZDF) die Fussball-WM der Frauen. 17 Tage nach dem blamablen Vorrunden-Aus der deutschen Fussballerinnen wird in jedem Fall eine Nation erstmals den goldenen Pokal überreicht bekommen.

FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte die Endrunde in Australien und Neuseeland bereits vor dem Final-Wochenende als beste «aller Zeiten bezeichnet». Die neunte Auflage des Turniers brachte dem Frauenfussball eine enorme und weltweite Aufmerksamkeit – zu sehen waren auch grosse sportliche Fortschritte bei den erstmals 32 teilnehmenden Nationen. Die Tops und Flops der WM in Australien und Neuseeland:      

Tops

Matildas: Der Traumreise der Australierinnen um Superstar Sam Kerr endete erst im Halbfinale gegen England. Die Mit-Gastgeberinnen begeisterten aber das Land der vielen Rugby- und Cricket-Fans und sorgten für Rekord-Einschaltquoten. Medaillen blieb ihnen aber nach dem 0:2 im Spiel um Platz drei gegen Schweden verwehrt.

Für eine Medaille reichte es Australien am Ende zwar nicht und dennoch hat das Heim-Team eine immense Euphorie entfacht.
Für eine Medaille reichte es Australien am Ende zwar nicht und dennoch hat das Heim-Team eine immense Euphorie entfacht.
Imago

Sportliche Klasse: Der grösser Gewinner war der Frauenfussball an sich. Mehr Tempo, mehr Athletik, mehr Wucht, ganz viel Leidenschaft, neue spielerische Klasse – die Entwicklung schreitet weiter rasant voran. In den meisten Ländern allerdings nicht, was die Strukturen angeht. Das «Equal play» – die gleichen Voraussetzungen wie bei den Männern – wird ein Dauerthema bleiben. 

Weltweite Resonanz: «Fast zwei Millionen Zuschauer kamen in die Stadien und sorgten überall für volle Ränge. Dazu kommen zwei Milliarden Zuschauer weltweit, die nicht nur ihr eigenes Team, sondern die ganze WM verfolgt haben», schwärmte Infantino. Der Weltverband nahm über eine halbe Milliarde Euro ein. 

Die Aussenseiter: Die Debatte, ob 32 Teams nicht zu viel sind, verstummte rasch: Haiti verlor in der Vorrunde nur 0:1 gegen England, Nigeria spielte 0:0 gegen Olympiasieger Kanada und stand ebenso wie Südafrika und Marokko im Achtelfinale, Kolumbien erreichte gar das Viertelfinale.

Kolumbien war das grosse Überraschungsteam der diesjährigen WM.
Kolumbien war das grosse Überraschungsteam der diesjährigen WM.
Bild: Imago

Flops

Das deutsche Team: Die zweimaligen Weltmeisterinnen mussten nach dem 1:1 gegen Südkorea im letzten Gruppenspiel nach Hause fahren – dabei wollten sie um den Titel mitspielen. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg macht weiter, aber wie schon bei den DFB-Männern in Katar zeigte sich: Deutschland gehört nicht mehr zur Weltspitze.

Es hat nicht gereicht: Deutschland um Kapitänin Alexandra Popp muss die frühe Heimreise antreten.
Es hat nicht gereicht: Deutschland um Kapitänin Alexandra Popp muss die frühe Heimreise antreten.
Sebastian Christoph Gollnow/dpa

USA und Brasilien: Bei der letzten WM von Superstar Marta verpassten die Südamerikanerinnen das Achtelfinale – damit scheiterte auch die Mission der schwedischen Trainerin Pia Sundhage. In der ersten K.o.-Runde gegen Schweden verabschiedeten sich amerikanischen Weltmeisterinnen von 2015 und 2019 um Megan Rapinoe. Chefcoach Vlatko Andonovski ist schon zurückgetreten. 

Nachhaltigkeit: Die langen Anreisen nach Australien und Neuseeland und die Distanzen zwischen den Spielorten erforderten viele Flüge für mehr als eine Million Fans und die Delegationen. Zwar warb der Weltverband FIFA mit «grünen Stadien», doch Experten waren sich schon vorher einig: Nachhaltig ist das Turnier am anderen Ende der Welt nicht.

Wetter: Zwar spielten die Teams im australischen Winter meist bei angenehmen Temperaturen, doch in Neuseeland war es teilweise richtig kalt und die Daunenjacke gehörte für Zuschauer, Trainer und Ersatzspielerinnen zur Standard-Ausrüstung.  Zudem mussten sich viele Fussballerinnen erst mal daran gewönnen: Schon gegen 17 Uhr wurde es dunkel.

dpa / mar