Superligisten im Abwärtsstrudel Wo würde der Sportpsychologe den Hebel ansetzen?

J. Christen, J. Barnard und P. Lämmle

20.4.2024

«Mental kann man immer etwas machen» Psychologe Jan Rauch zur aktuellen Krise bei GC

«Mental kann man immer etwas machen» Psychologe Jan Rauch zur aktuellen Krise bei GC

GC befindet sich in der Abwärtsspirale. Mental nicht einfach für die Spieler. Psychologe Jan Rauch erklärt blue Sport die Ursachen und welche Möglichkeiten bestehen, wieder aus dem Loch zu finden.

19.04.2024

Wie findet ein Fussballteam aus der Krise? Dieser Frage geht blue Sport vor dem Super-League-Duell zwischen Servette und GC auf den Grund.

J. Christen, J. Barnard und P. Lämmle

20.4.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Am Samstag kommt es in der Super League zum Duell zwischen Servette und GC, die beide nur einen Punkt aus den letzten fünf Spielen geholt haben.
  • Vor dem Direkt-Duell der beiden kriselnden Superligisten erklärt Sportpsychologe Dr. Jan Rauch, wo man in so einer Situation den Hebel ansetzen kann.
  • Er macht aber auch klar, dass es keine Zaubertricks gibt.

Am 27. Spieltag siegt Servette gegen Lausanne-Sport 3:1 und bleibt damit mit nur einem Punkt Rückstand erster Verfolger von Leader YB. Der Vorsprung auf das im 3. Rang klassierte Lugano beträgt satte zehn Punkte. Servette ist zu diesem Zeitpunkt ein heisser Meisterkandidat.

Ein Remis und vier Niederlagen später sind die Genfer nur noch Tabellendritter, der Rückstand auf YB beträgt acht Punkte und der Zehn-Punkte-Vorsprung auf Lugano hat sich in einen Zwei-Punkte-Rückstand verwandelt. Es kriselt bei Servette.

Noch düsterer sieht es bei GC aus: Letztmals gewonnen haben die Hoppers am 24. Spieltag gegen Basel. Zu diesem Zeitpunkt sind die Zürcher mit 28 Punkten Viertletzter. In den folgenden acht Spielen holt GC nur noch zwei Punkte und stürzt auf den Barrage-Platz ab. Der Rückstand auf den rettenden 10. Platz beträgt sieben Punkte, der Vorsprung auf Schlusslicht Stade-Lausanne-Ouchy ist auf sieben Punkte geschrumpft. Die Abstiegssorgen sind real.

«Mentales Training muss man auch trainieren»

Vor dem Direktduell (Samstag, 18.00 Uhr live auf blue Sport) der beiden formschwächsten Teams der Super League will blue Sport von Sportpsychologe Dr. Jan Rauch wissen, inwiefern ein Mentalcoach einem kriselnden Team helfen könnte.

«In der Regel ist eine sportpsychologische Beratung ein längerer Prozess», sagt Rauch. Man könne nicht einfach mit dem Finger schnippen und dann könne man sich besser konzentrieren oder schneller erholen. «Mentales Training, das ein Teil der Sportpsychologie ist, muss man auch trainieren», so Rauch. Doch wo würde er den Hebel ansetzen? 

In der Krise schwinde das Selbstvertrauen und man fokussiere sich oft auf die aktuelle Lage und versuche vieles zu analysieren. Wie konnte es soweit kommen, wer ist schuld daran, was bedeutet das für die Zukunft? Stattdessen sollte man sich stärker mit der Frage beschäftigen: «Was kann ich machen, um wieder dort hinzukommen, wo ich hin will?» Diesen Prozess anzustossen sei eine der Hauptaufgaben eines Sportpsychologen, erklärt Rauch.

Klare Rollenverteilungen können dabei helfen. Jedem müsse klar sein, was von ihm verlangt werde. Wenn man wisse, was man zu tun habe, dann gebe das Sicherheit: «Es fühlt sich für mich machbar an. Es macht mir keine Angst. Ich habe das Gefühl, das kann ich bewältigen.» Sich auf einfache Dinge zu konzentrieren und so kleine Erfolgserlebnisse zu erleben, das helfe dabei, sich handlungsfähig zu fühlen. «Das Gleiche wollen wir mit dem gesamten Team auch machen. Dort geht es vor allem darum, dass man eine überzeugende Vision präsentieren kann als Trainer.» Je mehr Spieler davon überzeugt seien, umso grösser die Chance, dass man den Turnaround schaffe.

Dr. Jan Rauch arbeitet mit Einzelsportlern und Teams aus verschiedenen Sportarten. Seine unterschiedlichen Erfahrungen im Spitzen-, Nachwuchs- und Breitensport machen ihn zu einem sehr gefragten Experten im Schweizer Sport.