Rückblick bei «Heimspiel» Die sonderbare Schweizer Fussballsaison 2020/21

plh, sda

23.5.2021 - 07:03

Die Saison 2020/21 im Schweizer Spitzenfussball ist in sportlicher und organisatorischer Hinsicht ein Unikat. Im Saisonrückblick bei Heimspiel gibt es lobende Worte für YB und viel Kritik am FC Basel.

23.5.2021 - 07:03

Nach dem stark verspäteten Ende der Saison 2019/20 konnte die neue Saison erst in der zweiten September-Hälfte starten. Sie begann mit zwei Runden à 1000 Zuschauer pro Match. Es folgten drei Runden mit einer gestatteten Auslastung von zwei Dritteln pro Stadion. Von Anfang November bis Mitte April wurden 25 Geisterrunden ausgetragen, bis für die letzten sechs Runden je hundert Kiebitze pro Match Einlass bekamen.

Für «blue»-Fussball-Experte Daniel Gygax waren die Geisterspiele aber nicht so schlimm wie erwartet. «Trotz leerer Stadien war es für den Fan doch noch cool, dass für den Fan bis zum Schluss eine gewisse Unterhaltung stattfand», meint der ehemalige Nationalspieler in der Sendung «Heimspiel». Mit Ausnahme des Meisterrennens hat er recht – einen Abstiegskrimi wie am vergangenen Freitag gibt es nicht alle Tage.

Ein harter Winter

Im Spätherbst und nach der kurzen Winterpause häuften sich Coronavirus-Fälle und flächendeckende Quarantänen derart, dass die reguläre Durchführung der Meisterschaft in Frage stand. Die Swiss Football League und die Klubs einigten sich darauf, dass die Saison gewertet wird, sobald die Hälfte (18 Runden mit Hin- und Rückspielen) absolviert sein würde.

Aber die vielen verschobenen Partien konnten in englischen Wochen nachgeholt werden. Die Lage entspannte sich endgültig, als die Kantonsärzte-Vereinigung in die in Österreich praktizierte Lösung einwilligte: Nach positiven Fällen werden nur die betreffenden Spieler abgeschottet, nicht aber die ganze Mannschaft.

Dank den Fortschritten im Impfen und den zunehmenden allgemeinen Lockerungen darf der ganze Schweizer Fussball hoffen, dass sich eine solche Saison nicht wiederholen wird.

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YB – das Mass aller Dinge

Der sportliche Ausgang der Saison dürfte sich auch nicht so rasch auf ähnliche Weise wiederholen. Nach ihrer dritten Meistersaison am Stück (2019/20) konnten die Young Boys mit nahezu unverändertem Kader weiterfahren. Es führte zu einer beispiellosen Dominanz.

«Eine Riesensaison! Was YB geleistet hat, ist überragend, überragend! Diese Dominanz, wie sie gespielt haben, ist unglaublich», schwärmt ein begeisterter Pascal Zuberbühler bei «blue Sport». «Seoane kann man nicht hoch genug loben, für das, was er geleistet hat.»

Ohne ihren eigenen Rekord von 91 Punkten egalisieren oder übertreffen zu müssen, liessen die Berner der Konkurrenz nie eine Chance. Der Vorsprung von 31 Punkten auf den Zweiten mutet unglaublich an. Den Rekordvorsprung in der Ära der Super League hatten vorher Basel (2011/12) und YB (2018/19) mit je 20 Punkten innegehabt. Diesmal war YBs Reserve auf den ersten «Verfolger» Basel mehr als doppelt so gross wie Basels Reserve auf den Barrage-Teilnehmer Sion.

«Die neue Basler Führung muss jetzt etwas zeigen!»

Dass die Young Boys einen solchen Sololauf – wie 2018/19 standen sie sieben Runden vor Schluss als Meister fest – zelebrieren konnten, lag auch an der Schwäche der Gegner, die sich laufend gegenseitig Punkte abnahmen. «Da sind halt einfach zu viele Dinge passiert, die nicht passieren dürfen in einem Verein», kritisiert Torwart-Legende Zubi beispielsweise den FC Basel und sagt, er könnte ein ganzes Buch über die Misere seines Ex-Klubs schreiben.

Der FC Basel, der im Herbst die Rückeroberung des Titel als sein Ziel deklariert hatte, fand sich erst gegen Schluss der Saison besser zurecht, als Patrick Rahmen den gescheiterten Ciriaco Sforza an der Seitenlinie abgelöst hatte. Trotzdem sind die Basler mit dem Total von 53 Punkten nunmehr der «Vizemeister» mit der niedrigsten Punktzahl. Luzern hatte es 2011/12 (sogar noch in einer auf 34 Runden reduzierten Saison) auf 54 Punkte gebracht.

Zubi versucht zwar die positiven Aspekte hervorzuheben, warnt aber gleichzeitig: «Die neue Führung mit David Degen und Christian Gross, die muss jetzt etwas zeigen.» Vor allem die 0:4-Pleite am Freitag bei Sion lässt den 50-Jährigen aufhorchen. «Man kann sich doch nicht so abschlachten lassen. Da läuten gleich wieder die Alarmglocken. Es muss ein ganz grosses Aufräumen stattfinden. Die negativen Dinge sind immer noch überall drin, es gibt so viele Sachen, die falsch gelaufen sind.»



Und auch neben dem Platz ist für den Ex-Nati-Goalie zu viel schief gelaufen. «Was ich persönlich schade finde, ist, dass man es mit den Fans nicht hingekriegt hat. Ich habe immer noch dieses Bild im Kopf, wie sie die Saisonkarten zurückgeben.»

Die neue Super-League-Saison startet eine Woche verspätet zwischen dem 23. und 25. Juli. Schau dir den kompletten Jahresrückblick der Sendung «Heimspiel» oben im Artikel im Video an.

Seit dem 18. April wussten die Young Boys von ihrem Meisterglück. Damals feierten sie mit Champagner, Bier und Maske
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Keystone

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