Festival-Booker im Interview «Sie einmal nach Zermatt zu bringen, wäre ein Traum»

Dominik Müller

13.4.2024

Damit am Fusse des Matterhorns überhaupt Konzerte stattfinden können, muss Christoph Spicher zuerst die Künstler*innen nach Zermatt locken.
Damit am Fusse des Matterhorns überhaupt Konzerte stattfinden können, muss Christoph Spicher zuerst die Künstler*innen nach Zermatt locken.
Roman Gaigg

Wie entsteht ein Festival-Lineup? Christoph Spicher ist am Zermatt Unplugged für das Booking zuständig. Im Interview verrät er, wie er die Stars ins Wallis lockt und wer ganz oben auf seiner Wunschliste steht.

Dominik Müller

13.4.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • 2011 war Christoph Spicher als Praktikant zum ersten Mal am Zermatt Unplugged tätig. Mittlerweile ist er zuständig für Booking & Artist Production.
  • Im Interview erzählt er, wieso unplugged auch mit Strom funktioniert und wie er internationale Stars dazu bewegt, im Walliser Feriendorf aufzutreten.
  • Zudem verrät er, auf welchen Festival-Act er besonders stolz ist und wen er künftig noch gerne in Zermatt sehen würde.

Christoph Spicher, wie schwierig ist es, internationale Acts in ein Walliser Bergdorf zu locken?

Die Destination Zermatt hilft mir in der Regel bei Verhandlungen – vor allem bei Künstlerinnen und Künstlern, die den Ort schon kennen oder schon davon gehört haben. Kürzlich sagte mir Jack Savoretti: «Zermatt is becoming a thing». Das zeigt, dass wir bei den Musikerinnen und Musikern mittlerweile einen gewissen Ruf haben.

Zur Person
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Roman Gaigg

Christoph Spicher ist beim Zermatt Unplugged für Booking & Artist Production zuständig. Zum ersten Mal war er bereits 2011 als Praktikant mit an Bord.

Das Zermatt Unplugged setzt auf akustische Musik. Das ist zwar ein Alleinstellungsmerkmal, verlangt von den meisten Künstler*innen aber auch eine Show, die sich von ihren gewöhnlichen Konzerten absetzt. Ist das ein Handicap?

Der Faktor Unplugged kann auch abschrecken. Nicht, weil sie es nicht mögen, akustisch zu spielen, sondern weil es einen Zusatzaufwand bedeutet, die Lieder neu zu interpretieren. Beispielsweise hat Michael Patrick Kelly, der am Donnerstag eine spezielle Show präsentierte, in München eine Halle gemietet und dort vier Tage lang mit seiner Band für den Auftritt geprobt. Die Künstlerinnen und Künstler müssen sich dieser Challenge also stellen wollen. Dafür bekommen sie die Möglichkeit, ihre Musik einmal auf eine andere Art darzubieten.

Unplugged bedeutet sinngemäss übersetzt «Stecker raus». Trotzdem sind auf dem Festivalgelände Kabel, Verstärker und E-Gitarren vertreten. Wie geht das zusammen?

Unplugged ist ein dehnbarer Begriff. Wir verwenden Unplugged als Synonym für akustisch – sprich Instrumente, die auch ohne Strom klingen würden, verstärkt. Ganz ohne Strom ist es nicht möglich, vor 2300 Leuten zu spielen. Aber es geht immer darum, die Musik auf die Essenz zu reduzieren. Natürlich gibt es auch Bands, die elektronische Instrumente einsetzen, das geschieht aber in einem reduzierten Rahmen und wird vorher mit uns abgesprochen. Uns ist es wichtig, dass jedes Konzert ein «Unplugged Spirit» hat. Eine messerscharfe Trennlinie zwischen plugged und unplugged gibt es so nicht.

Zermatt Unplugged 2024

Das Zermatt Unplugged findet vom 9. bis 13. April 2024 im Wallis statt. Mit dabei sind Birdy, James Arthur, Gregory Porter und viele mehr. Das Beste: Auch dieses Jahr überträgt blue Music wieder ausgewählte Konzerte aus Zermatt live im Stream! Auf der Zermatt-Unplugged-Festivalseite findest du alle News rund um Shows, Stars und Musik.

Impressionen Aufbau | Taste Village für Zermatt Unplugged fotografiert am Monday, 10.04.2023. (Credits: Hanna Büker Atance for Zermatt Unplugged)
Hanna Büker Atance for Zermatt Unplugged

Letztes Jahr ist beispielsweise Peter Maffay zum ersten Mal in Zermatt aufgetreten. Braucht es viel Überzeugungskraft, um einen so verdienten Star für sich gewinnen zu können?

Es kommt immer darauf an, ob bereits Kontakte zum Künstler bestehen. Bei Peter Maffay war es so, dass ihm ein Bekannter erzählt hat: «Da musst du mal spielen.» Und wenn danach eine Anfrage von uns kommt, rennt man eher offene Türen ein. So ist es auch wichtig, mit der Zeit ein Netzwerk aufzubauen.

Die meisten Bands tingeln im Sommer von Festival zu Festival. Ist das frühe Austragungsdatum im April eine Hürde?

Man könnte es meinen. Ich persönlich finde das aber nicht: Zum einen ist die Konkurrenz im Sommer bei dieser Festivaldichte riesig. Und zum anderen ist es für Bands schwierig, einen Abstecher zu uns zu machen, wenn sie gerade auf Tour sind und nicht ohnehin schon eine Unplugged-Show spielen.

Auf welchen Act bist du besonders stolz, ihn oder sie in Zermatt auf der Bühne gehabt zu haben?

Für mich sticht punkto Ausstrahlung und Glaubwürdigkeit des Festivals ganz klar der Auftritt von Thom Yorke heraus. Die Leute kamen von überall her. Im Jahr 2022 spielte er nur eine einzige Europashow und er hat sich entschieden, dass in Zermatt zu tun – solo am Piano. Das ist natürlich eine grosse Ehre und für uns ein Zeichen, dass wir ein Umfeld schaffen können, in dem sich Künstler von diesem Kaliber wohlfühlen.

Und wer steht ganz oben auf deiner Wunschliste?

Da gibt es viele. Eine meiner Lieblingsbands ist beispielsweise die US-Rockband Cage the Elephant. Ihre Songs kann man sich im ersten Moment vielleicht gar nicht unplugged vorstellen, aber diese in einer akustischen Version zu hören, wäre toll. Eine weitere Künstlerin, die ich grossartig finde, ist die US-amerikanische Singer-Songwriterin und Gitarristin Tracy Chapman. Sie gibt allerdings derzeit keine Konzerte. Aber wenn wir es schaffen würden, sie einmal nach Zermatt zu bringen, wäre das ein Traum.

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zVg

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