Bötschi fragt Bänz Friedli: «Ich gehe lieber mit Toni Brunner ein Bier trinken»

Bruno Bötschi

26.3.2019

Bänz Friedli über sein neues Kabarettprogramm: «Mir kommt es oft so vor, als müssten Bündner und Berner Kabarettisten gar nicht lustig sein, denn wir haben ja unsere Dialekte.»
Bänz Friedli über sein neues Kabarettprogramm: «Mir kommt es oft so vor, als müssten Bündner und Berner Kabarettisten gar nicht lustig sein, denn wir haben ja unsere Dialekte.»
Bild: Vera Hartmann

Kabarettist Bänz Friedli sagt, warum ihn die Musik von Elvis bis heute berührt, erzählt von seinem Lieblings-Haushaltgerät und spricht ganz, ganz viel über den Thurgau.

Eine Café in Zürich. 30 Minuten Interviewzeit. Bänz Friedli ist hier, um sein neues Programm zu promoten. Er ist Journalist. Seit zwölf Jahren tourt er ausserdem als Kabarettist durch das Land. Das nennt man: eine Karriere.

Herr Friedli, ich stelle Ihnen in den nächsten 30 Minuten möglichst viele Fragen. Und Sie antworten möglichst kurz und schnell. Wenn Ihnen eine Frage nicht passt, sagen Sie einfach «weiter».

Ich bin gespannt – so einen guten Informanten wie für den Aroser Tourismusdirektor Pascal Jenny – Sie waren, glaubs, von Frank Baumann gebrieft – haben Sie bei mir nicht gefunden.

Aha, Friedli liest Bötschi. – Sagen wir, wie es ist: Schon hat er den Journalisten. Schon mag dieser ihn. 

Das war auch nicht nötig. Bei Ihnen konnte ich dafür letzte Woche eine Vorstellung von Ihrem neuen Programm «Was würde Elvis sagen?» anschauen.

Okay.

Wie schrecklich ist es für Sie, sich von einem Journalisten befragen zu lassen, dessen Heimatstadt Frauenfeld im Thurgau ist?

Überhaupt nicht schlimm – ich bin offen gegenüber anderen Dialekten. Ich hoffe auch, dass das in meinem Bühnenprogramm so rüberkommt. Ich finde das Bashing der Ostschweizer Dialekte primitiv. Was ich jedoch mit Erstaunen feststelle, dass vor allem die  Veräppelung der Thurgauer bei den Jungen grad wieder sehr aktuell ist.

In Ihrem neuen Programm «Was würde Elvis sagen?» kommen wir Thurgauer ziemlich schlecht weg.

Im Gegenteil! Mein Ziel ist doch, dass wir Berner mit unserem sogenannten Vorteil «beliebter Dialekt» schlecht wegkommen. Mir kommt es oft so vor, als müssten Bündner und Berner Kabarettisten gar nicht lustig sein, denn wir haben ja unsere Dialekte. In wenigen Tagen trete ich im Thurgau auf, schauen wir einmal, was dann passieren wird.

Machen Sie sich über uns Thurgauer nur deshalb lustig, weil Sie die anderen Schweizer Dialekte nicht so gut beherrschen?

Ich wusste nicht, dass dieses Interview so hart werden würde. Aber jetzt sind wir bereits an einem wunden Punkt angelangt. Es gibt wirklich Dialekte, die ich nicht beherrsche. Einer der schwierigsten überhaupt ist Seislerdütsch. Ich bin halt nicht so talentiert wie Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart, der alle Schweizer Dialekte aus dem Effeff kann. Aber ich will ja auch nicht nur sagen können: Schaut, ich spreche soundso viele Dialekte. Vielmehr soll jede meiner Parodien einen Zweck erfüllen, und deshalb kommen zur Zeit die Dialekte in meinem Programm vor, die darin vorkommen.

Der Journalist wird unruhig. Friedli antwortet natürlich viel zu lang – in 30 Minuten alle seine Antworten unterbringen? So wird das nichts.

Ein Versuch hat gezeigt, dass Schweizerinnen und Schweizer einen vorgelesenen Text im Berner Dialekt wie erwartet als angenehm, in Thurgauer Mundart hingegen als unangenehm empfunden hätten. Sie schiessen also verbal gegen Menschen, die eh schon unter Beschuss sind. Das ist ziemlich gemein, nicht?

Ich finde, das mache ich nicht. Ich sage ja bereits im dritten Satz, es sei doch primitiv ganze Landstriche nur wegen des Dialektes zu diskriminieren. Und deshalb fordere ich hier und heute alle Werber auf, sie sollen endlich einmal thurgauische Werbespots realisieren.

Wenn Sie den Thurgau derart mögen, muss ich fast annehmen, dass der YouTube-Hit «…bis mer sterbet im Thurgau» zu Ihren Lieblingssongs gehört.

Das ist doch echt ein geiler Popsong! Ich habe ihn deshalb im Thurgau auch zwei-, dreimal öffentlich vorgesungen. Zum ersten Mal abgespielt hatten mir das Lied meine Kinder, und zwar lange bevor Giacobbo/Müller den Song in ihrer TV-Sendung zum Running Gag machten.

Wo ist der Thurgau am schönsten?

Am Bodensee, dort wo Udo Jürgens starb ..., ist das überhaupt noch im Thurgau?

Ja, Gottlieben liegt mitten im Thurgau.

Dort ist es extrem schön. Meine Frau und ich sind ja nun in einem Alter, in dem man sich irgend so ein «Sitzli» auf dem Land sucht. Während ich eher zum Bündnerland tendiere, möchte meine Frau eine Wohnung im Thurgau haben.

Schnitt. Schluss mit dem Thurgau. Ziemlich gut performt, Herr Kabarettist. Nun wird der Arme als Journalist, seinem früheren Beruf, gefragt, gecheckt, gemartert.

Warum genau vermissen Sie den «Blick am Abend» nochmals?

Ich war gleichermassen fasziniert und angewidert von diesen Trash-Nachrichten. Die Redaktion brachte es jahrelang fertig, jungen Menschen vorzugaukeln, Themen wie das Füdli-Tattoo von Rihanna oder das Weissnichtwas irgendeines Bachelors seien relevant. Meine Tochter gab mir jeweils den besten Tipp: «Lies diese Zeitung einfach nicht mehr, wenn sie dich aufregt.» Aber das ist etwas, was die Generation der Digital Natives kann, ich als alter Mann konnte das nicht und las das Blatt trotzdem.

Die geilste Trash-Schlagzeile der letzten zwei Jahre?

Die geilste ever lautete «Hakan Yakin: Ein Schuss, zwei Treffer». Der Ex-Fussballprofi war damals unfreiwillig Vater von Zwillingen geworden.

Die beste Schlagzeile, die je über Bänz Friedli getitelt wurde?

«Bänz Friedli pubertiert zu lang» – meine Kinder fanden diesen Titel total lustig.

«Der Bänz ist überall» war auch cool, nicht?

Diese Tagi-Schlagzeile von Thomas Widmer war nicht schlecht. Sie tönt aber auch etwas nach Überdruss. Oh, der Friedli schon wieder! Genau das versuche ich jedoch zu vermeiden, deshalb habe ich mich auch so lange geziert mit der Zusage für dieses Interview.

Bänz Friedli über Musiker Gölä: «Ich habe sein erstes Album verrissen, weil ich es nicht gemessen habe an dem, was es war. Nach musikalischen Kriterien war mein Verriss richtig, aber ich habe das Phänomen Gölä – wie alle anderen Journalisten übrigens auch – völlig falsch eingeschätzt.»
Bänz Friedli über Musiker Gölä: «Ich habe sein erstes Album verrissen, weil ich es nicht gemessen habe an dem, was es war. Nach musikalischen Kriterien war mein Verriss richtig, aber ich habe das Phänomen Gölä – wie alle anderen Journalisten übrigens auch – völlig falsch eingeschätzt.»
Bild: Vera Hartmann

Törnt Sie eher Kälte oder Wärme an?

Beides törnt mich extrem an. Der wahnsinnigste Ort auf der Welt ist das Death Valley. Dort möchte ich unbedingt nochmals hin. Aber zwei Familienmitglieder bekamen bei unserem ersten Besuch fast einen Kreislaufkollaps, deshalb müsste ich beim nächsten Mal allein hinreisen. Auch eisige Kälte finde ich schön. Ich habe mal minus 30 Grad in Philadelphia erlebt. Das war Wahnsinn. Es tönt vielleicht absurd, aber ich würde gerne einmal extremem Winter nachreisen ...

... es sollen bitte kurze Antworten sein.

Mist, ja! Stimmt.

Wenn Sie sich entscheiden müssten: Kabarettist oder Journalist?

Kabarettist.

Einen Fehler, den Sie sich als Journalist nicht verzeihen?

(Langes Überlegen) Hmmm ... Fehler? Ich habe das erste Album von Gölä verrissen, weil ich es nicht gemessen habe an dem, was es war. Nach musikalischen Kriterien war mein Verriss richtig, aber ich habe das Phänomen Gölä – wie alle anderen Journalisten übrigens auch – völlig falsch eingeschätzt. Er sprach Hunderttausenden von Menschen hierzulande aus der Seele.

Wenn Journalisten einen neuen Beruf ausüben und darin Erfolg haben und sogar berühmt werden, werden Sie früher oder später oft heftig von ihren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen kritisiert. Bei Ihnen war das nie der Fall – warum nicht?

Momoll, das ist auch passiert. In den ersten Jahren als Kabarettist haben mich die Kolleginnen und Kollegen einfach totgeschwiegen – nach dem Motto «Was meint der eigentlich, der muss da jetzt nicht was Neues probieren». Ich habe das verstanden, denn wenn ich mir die Journalisten vorstelle, die immer noch in den Grossraumbüros hocken, denen ich längst entkommen bin, na dann: Gute Nacht. Die tun mir wirklich leid. Irgendwann kam aber eine neue Generation von Journalistinnen und Journalisten, die mich nicht als Ex-Kollegen kannten. Die erste Journalistin, die das so gemacht hat, war Katja Baigger von der NZZ. Ihr Text über mich brach sozusagen den Damm.

Der Mann kann nicht anders. Er erzählt gern Geschichten, und deshalb spricht er und spricht er und ...

Das schönste Kompliment, das man Ihrer Stimme je gemacht hat?

Ich glaube nicht, dass ich eine schöne Stimme habe. Ein Kompliment habe ich dafür jedenfalls noch nie bekommen.

Was würde Elvis sagen?

Das wäre hochinteressant – es gibt ja verschiedene Elvisse. Es gibt den jungen Elvis, der als idiot savant unwissentlich die Welt verändert hat. Es gibt den mittelalterlichen, der ein politisches Bewusstsein für Minderheiten hatte. Und es gibt den 1977/76er-Elvis, der recht hinüber war und sogar US-Präsident Nixon gut fand. Der letzte Elvis wäre wahrscheinlich heute ein Trump-Wähler, der frühere das Gegenteil.

Grundsätzlich: Sind Ihnen die Menschen sympathisch?

Ja! – mit Ausrufezeichen bitte.

Welches Tier ist schöner als der Mensch?

Fast jedes, oder?

Sind Sie ein Glückskind?

Seit ich 50 bin, bin ich ein extremes Glückskind – aber als Kind? Na ja.

Der Mann kann also auch kürzer. Und das ist gut so.

Was sollten zwei Menschen idealerweise miteinander tun?

Sex gehört zu den schöneren Dingen – aber man kann es nicht ständig machen, sonst wird es langweilig. Streiten ist auch wichtig und Gemeinsamkeiten und Nicht-Gemeinsamkeiten finden auch, damit sie jeder einzeln pflegen kann.

Ihr heimliches Lieblingsthema?

Es ist nicht mehr so heimlich … Frauenfussball. Ich habe daheim einen schweren Stand damit.

«He touched me», sang Elvis. Was hat Sie, neben Elvis, sonst noch in Ihrem Leben derart beeindruckt?

Ich bin ein Mensch, der immer wieder extrem berührt ist. Das letzte Mal war das wahrscheinlich beim Liedermacher Trummer, als er mit Nadja Stoller zusammen die Frutigtaler Texte von Maria Lauber vertonte. Diese wunderbaren Mundartlieder rührten mich zu Tränen. Ich lasse mich gerne berühren, etwa vom Gesang von Sina. Und ich bin sehr empfänglich für Kinomärchen und weine oft – zuletzt bei «Green Book».

Finden Sie Nordic-Walking für unter 80-Jährige nach wie vor entwürdigend?

Dieser Trend ist zum Glück etwas vorbei – im Moment schiesse ich lieber gegen die Atomvelos, also gegen die sogenannten E-Bikes. Kürzlich bin ich allerdings selber mit einem gefahren, weil meine Frau meinte, wir sollten das ausprobieren. Huere Siech, es ist also schon noch gäbig. Ich darf jedenfalls nie mehr mit so einem E-Bike fahren, sonst komme ich noch auf den Geschmack.

Welche Tätigkeit für unter 80-Jährige ist noch schlimmer als Nordic-Walking?

Bis vor zwei Wochen hätte ich geantwortet: E-Bike fahren.

Bänz Friedli über Drogen: «Bei diesem Thema bin ich zurückhaltend. Ich finde zum Beispiel, dass die Wirkung von Cannabis stark verharmlost wird. Aber natürlich bin ich auch dafür, dass der kriminelle Handel unterbunden werden muss.»
Bänz Friedli über Drogen: «Bei diesem Thema bin ich zurückhaltend. Ich finde zum Beispiel, dass die Wirkung von Cannabis stark verharmlost wird. Aber natürlich bin ich auch dafür, dass der kriminelle Handel unterbunden werden muss.»
Bild: Vera Hartmann

Wann zum ersten Mal Alkohol getrunken?

An meinem 13. Geburtstag hat mich mein 17-jähriger Bruder abgefüllt. Er und ich weilten damals mutterseelenallein in der Camargue in den Ferien.

Mit was hat Sie Ihr Bruder abgefüllt?

Drei Martini Bianco. Es war nicht schlimm, ich war einfach furchtbar beschwipst danach. Die schlimmen Abstürze kamen erst später – im Turnverein.

Im Turnverein sei Friedli, so hört man, nicht durch seine Gelenkigkeit aufgefallen, sondern war bekannt für seine «grossi Schnurre» – und als Moderator des bunten Abends.

Wann zum ersten Mal gekifft?

Mit 18 – und kurz danach auch zum letzten Mal.

Schon mal Ritalin geschluckt?

Versuchsweise, einmal. Es ist mir extrem eingefahren. Ich Landei und Brävling dachte damals, so ähnlich muss wahrscheinlich Kokain wirken. Dieses Tablettli hat mich ... oahhh ... auf eine komische Art gespeedet und mein Gesichtsfeld buchstäblich eingeengt.

Sind Sie für die Freigabe von Drogen?

Bei diesem Thema bin ich zurückhaltend. Ich finde zum Beispiel, dass die Wirkung von Cannabis stark verharmlost wird. Aber natürlich bin ich auch dafür, dass der kriminelle Handel unterbunden werden muss. Gleichzeitig plädiere ich für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Drogen. Und ich bin froh, dass meine Kinder, die längst junge Erwachsene sind, vor dem Kiffen ziemlichen Respekt haben. Ich habe zwei alte Freunde, die seit 1983 psychisch neben den Schuhen sind, weil sie zu viel kifften und schlechten Stoff erwischten. Wenn man sowieso schon psychotisch veranlagt ist, kann das Kiffen schlimme Auswirkungen haben.

Was würde Elvis sagen?

Kiffen war nicht sein Ding. Aber leider, das weiss ich erst seit kurzem, hat er gekokst. Elvis hatte generell all diese Dinge mit bewusstseinserweiternden Substanzen nicht gut im Griff. Sein letzter Cocktail aus elf Antidepressiva und Schmerzmitteln war kein fröhlicher.

Wirklich wahr, dass Sie als Teenager mit Freunden nachts Bauabschrankungen klauten, weil Sie ihr Dorf verbarrikadieren und für verkehrsfrei erklären wollten?

Sie haben also doch hervorragend recherchiert! An jenem Abend klaute ich zudem das Auto meines Vaters, um die Abschrankungen transportieren zu können. Es gab drei Dorfeingänge. Als wir den dritten sperren wollten, erwischte uns die Polizei. Wir waren quasi Klimademonstranten avant la lettre – inkonsequenterweise mit einem Auto.

Gibt es noch andere Jugendsünden, die Sie Ihren Eltern noch nicht gebeichtet haben?

Einen Autounfall in Süditalien – mein Kollege ist gefahren. Wahrscheinlich habe ich meiner Mutter davon nichts erzählt, damit sie nicht tausend Tode stirbt.

Mal zugeschlagen?

Nein.

Wann wollte, wann musste das Kind im Manne zum letzten Mal unbedingt raus aus Ihnen?

Jeden Tag.

Wie heissen Ihre drei besten Freunde mit Vornamen?

Thomas, Bernhard und Dieter.

Als am 11. Oktober 2005 Ihre erste «Der Hausmann»-Kolumne im «Migros Magazin» erschien, lag der Anteil der Hausmänner bei 0,6 Prozent hierzulande. Was denken Sie, wie hoch ist der Anteil der Familienmanager heute in der Schweiz?

Als ich das letzte Mal geschaut habe, lag er bei 1,6 Prozent.

Ihre Hausmann-Kolumne hat demnach nichts verändert in unserem Land?

Ja, ich habe nichts bewirkt (lacht). Allerdings wurde meine Kolumne relativ schnell zur Hausfrauen-Kolumne.

Warum?

Ich konnte ja nicht in der grössten Zeitung des Landes wöchentlich über eine verschwindend kleine Minderheit schreiben. Aber ich wollte mit meiner Kolumne über die Haus- und Familienarbeit erreichen, dass sie mehr Wertschätzung erfährt. Ich gebe zu, es hat mich, als ich nach zehn Jahren mit der Kolumne aufgehört habe, wahnsinnig genervt, dass wir in dieser Diskussion in der Schweiz noch genau nirgends sind.

Viele Männer finden nach wie vor, dass die Arbeit des Hausmannes wenig bis gar nichts wert ist.

Vielleicht liegt das an den fehlenden Vorbildern. Umso mehr freut es mich, wenn Freunde von mir Väter werden und danach ihr Job-Pensum reduzieren. Vorbild wäre ein zu grosses Wort, aber vielleicht konnte ich doch Beispiel für diese wenigen Männer sein, weil sie bei mir gesehen haben, wie beglückend es sein kann, mit seinen Kindern Zeit zu verbringen.

Gibt es einen grösseren Wert als Familie?

Töne ich extrem nach SVP, wenn ich diese Frage mit «nein» beantworte?

Welches Familienbild tragen Sie immer bei sich?

Unsere Familie macht sich seit Jahren auf Reisen einen Spass: Immer, wenn in einem Vergnügungspark, auf einem Mississippi-Dampfer oder wo auch immer ein Fotograf auftaucht, stehen wir extra saublöd hin und lassen uns unter dem Motto «Wir in ...» fotografieren. Diese Bilder haben wir daheim aufgehängt. Mein Lieblingsbild ist jenes auf dem Chrysler Building in New York, bei dem man im Hintergrund das Empire State Building sieht. Da drauf sind meine drei anderen so herzig.

Bänz Friedli über die  Young Boys: «Wir sind jetzt die Sieger und gleichzeitig die Arschlöcher. Früher hiess es ‹Yöh YB›. Das Jöö ist jetzt weg, weil wir jetzt immer in der 95ten Minute noch ein ungerechtfertigtes Goal schiessen, wie es davor jahrelang der FC Basel gemacht hat.» (Archivbild)
Bänz Friedli über die  Young Boys: «Wir sind jetzt die Sieger und gleichzeitig die Arschlöcher. Früher hiess es ‹Yöh YB›. Das Jöö ist jetzt weg, weil wir jetzt immer in der 95ten Minute noch ein ungerechtfertigtes Goal schiessen, wie es davor jahrelang der FC Basel gemacht hat.» (Archivbild)
Bild: Keystone

Was ist immer in Ihrem Kühlschrank zu finden?

Die Basics halt ... Milch, viele verschiedene Sorten Käse, Kochwein und meistens ein Bier. Und immer Gala-Käsli.

Welches Haushaltsgerät gehört in jede Schweizer Küche?

Ich bin nicht so der Gerätetyp, aber ich muss sagen, die Kaffeemaschine, für die Roger Federer Werbung macht, ist also schon noch der Hammer. Wir haben eine gekauft, nachdem wir aus Umweltschutzgründen von den Clooney-Kapseln weggekommen sind.

Das Haushaltsgerät, welches Sie sich bewusst noch nicht geleistet haben?

Wir haben zu wenig Platz in der Küche, darum habe ich mir ganz viele Geräte noch nicht geleistet. Wir haben einen Mixer und eine Kaffeemaschine. That’s it.

Die härteste Arbeit, die Sie mit den Händen getan haben?

Dem Vater im Garten helfen – und als Bub half ich auch oft im Stall mit, aber das war nicht wirklich hart.

Ihre Lieblingshausarbeit?

Ich finde die ekligsten Hausarbeiten fast am befriedigsten. Letzthin schraubte ich unser WC komplett auseinander. Danach habe ich wirklich allen Dreck, der sich über die Jahre festgesetzt hatte, weggeschrubbt. Das war schon gruusig, aber gleichzeitig spürt man nach so einer Tat ein gutes Gefühl. Den inneren Schweinehund überwinden kann man nirgends so gut wie im Haushalt.

Welche Hausarbeit hassen Sie aufs Blut?

Ich bügle nicht wahnsinnig gerne.

Momoll, da haben wir während des ganzen Interviews ein gutes Reflexionsniveau erreicht. Na dann, auf geht's zur Schlussrunde – über Gott, den Teufel und die Young Boys

Wirklich wahr, dass Sie einst Pfarrer werden wollten?

Ja.

Ihr liebster Bibelspruch?

Mein Konfirmationsspruch: «Wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit den herrschenden Verhältnissen Feindschaft gegen Gott bedeutet.» Ich glaube, mein Pfarrer hat ihn einer linken DDR-Bibel oder zumindest einer radikalen Übersetzung entnommen, denn ich fand den Wortlaut später in keiner anderen Bibel.

Was spricht für die Existenz von Gott?

Für einen mächtigen, waltenden Gott im Moment nicht viel – und einen strafenden Gott will ich mir nicht vorstellen. Es gibt ihn nicht, er wurde nur als Machtinstrument der Kirche erfunden.

Jemals den Teufel auf der Bühne getroffen?

Nein – aber es gibt das Stück «Taxi, Tod & Teufel» des österreichischen Kabarettisten Andreas Vitásek. Darin begegnet er dem Teufel. Hervorragend.

Ihre Schnellkritik am Papst?

Die Versprechen, die er am Anfang gab, löste er nicht ein – vielleicht waren es aber auch nur Hoffnungen von uns. Mein wichtigstes Anliegen wäre, neben der Klärung des ganzen Missbrauchsschlamassels, die Ehe für alle.

Wie viele der Zehn Gebote haben Sie bisher gebrochen?

Buahhh, welches nicht ... ich habe nicht alle Gebote geläufig, aber ich wüsste jetzt gerade keines, das ich nicht gebrochen hätte. Next question, please.

Bänz Friedli über Elvis: «Er hatte wie ich Freude an der Musik, er war begeisterungsfähig und wenn ich nur ein ganz, ganz, ganz kleines Stück von seinen Entertainerqualitäten abhaben kann, dann wäre das total schön.»
Bänz Friedli über Elvis: «Er hatte wie ich Freude an der Musik, er war begeisterungsfähig und wenn ich nur ein ganz, ganz, ganz kleines Stück von seinen Entertainerqualitäten abhaben kann, dann wäre das total schön.»
Bild: Vera Hartmann

Was würde Elvis sagen?

Er würde zu mir sagen: Du sprichst zu viel, komm auf den Punkt. A little less conversation …

Wie viele Zugaben sind noch okay?

Jedes Mal, wenn ich mich noch zu einer dritten Zugabe hinreissen lasse, ist es garantiert eine zu viel.

Warum sind SVP-Politiker oft humorvoller als SP-Politiker?

Die SVPler sind sich wahrscheinlich das Bashing mehr gewohnt, weil sie von Lorenz Keiser bis Giacobbo/Müller in den letzten 20 Jahren öfter drangenommen worden sind. Irgendwann haben sie dann gemerkt, es ist eine Ehre, wenn man parodiert wird. Ich gehe nach wie vor lieber mit Toni Brunner ein Bier trinken als mit dem grünen Genfer Regierungsrat Antonio Hodgers, der mich einst wegen Rassismus verklagt hat, weil er einen Sketch von mir nicht verstand.

Wofür hätten Sie gerne mehr Zeit?

Ich möchte öfters Snowboarden, Musik hören, Konzerte besuchen, mit meiner Frau spazieren gehen und mit ihr einfach ein bisschen in einer schönen Bar sitzen.

Wo ist die Schweiz am Allerschönsten?

Als ich zum ersten Mal auf der Greina-Ebene war, ist mir das sehr eingefahren. Dieses Gefühl von «Wow, mystische Landschaft» hatte ich davor meist an anderen Enden der Welt, in Louisiana zum Beispiel. Auf der Greina sagte ich zu mir: Bänz, schau mehr im Inland! Superwohl fühle ich mich aber auch an urbanen Unorten wie rund um die Zürcher Hardbrücke, die als hässlich gelten.

Wie oft waren Sie schon auf der Jungfrau?

Noch nie.

Wie viele Mal auf dem Rütli?

Noch nie.

Stürmer oder Verteidiger?

Verteidiger. Hinten rechts.

Das traumatischste Erlebnis mit einem Ball?

Beim Zuschauen? Das ist immer noch der verschossene Elfmeter von Roberto Baggio im Final der Fussball WM 1994. Und das Erlebnis, bei dem ich selber dabei war, fand 2014 statt: Damals schoss ich während eines Spieles der Alternativen Liga das zweite Tor meiner ganzen Fussballerkarriere und holte mir gleichzeitig einen Muskelfaserriss beim letzten entscheidenden Schritt. Aber der hat sich gelohnt.

YB wird möglicherweise demnächst zum zweiten Mal nacheinander Schweizer-Fussballmeister ...

... fast ein bisschen langweilig.

Was ist das für ein Gefühl?

Es wird nie mehr so ein Gefühl sein, wie im letzten Jahr.

Vor einem Jahr sagten Sie, der erste Titel nach 32 Jahren habe Sie ein wenig auf dem falschen Fuss erwischt. Haben Sie sich wieder erholt?

Nicht ganz. Wir sind jetzt die Sieger und gleichzeitig die Arschlöcher. Früher hiess es «Jöö, YB». Das Jöö ist jetzt weg, weil wir jetzt immer in der 95. Minute noch ein ungerechtfertigtes Goal schiessen, wie es davor jahrelang der FC Basel gemacht hat. Mich befremdete auch die Atmosphäre während der Champions-League-Spiele. Diese Glitzerwelt passt nicht zu meinem YB-Gefühl – aber der Sieg gegen Juve im Dezember war trotzdem schön.

Was wird der zweite Titel mit Ihnen machen?

Nicht so viel, ich werde ihn zur Kenntnis nehmen.

Von Züri-West-Sänger Kuno Lauener gibt es den legendären Spruch: «Rang zwöi isch ou suberi Büez.» Welches ist Ihr legendärster YB-Spruch?

Ich habe im letzten Programm gäng seinen zitiert, weil ich keinen eigenen hatte. Im Nachsatz sagte ich dann jeweils: «Nei, gopferdammi, Rang zwöi isch kei suberi Büez.» Das hat immer viele Lacher generiert. Wahnsinnig gerührt war ich, als Kuno Lauener in eine meiner letzten Vorstellung kam, weil ihm scheinbar viele Leute gesagt hatten, er käme in meinem Programm vor. Kuno ist für mich der grösste Literat unseres Landes.

Wird YB sogar das Triple schaffen?

Im Moment glaube ich eher nicht.

Ihre grösste Niederlage?

Weiss nicht. Irgendwann lernte ich, jeden meiner Rückschläge in einen Lernschritt umzumünzen.

Ihr grösster Triumph?

Ich habe jedes Mal Freude, wenn ich ein neues Programm auf die Bühne bringen kann und sehe, dass es funktioniert. 2016 musste ich in Zürich kurzfristig, wegen einer Verschiebung, statt in der kleinen Box im Schiffbau im grossen Schauspielhaus Pfauen spielen. Dieser Abend gab mir ein extremes Gefühl von Zufriedenheit. Damals dachte ich: Wow, das hast du geschafft.

Was haben Elvis und Sie gemeinsam?

Elvis ist einer der grössten Künstler, die es bisher auf der Welt gegeben hat. Ich würde mich deshalb niemals mit ihm messen oder vergleichen wollen. Elvis hatte wie ich Freude an der Musik, er war begeisterungsfähig und wenn ich nur ein ganz, ganz, ganz kleines Stück von seinen Entertainerqualitäten abhaben kann, dann wäre das total schön. Wissen Sie was das Beste an der Vorbereitung meines neuen Programms war? Das Hören der alten Elvis-Aufnahmen aus den Jahren 1954 bis 1956. Elvis hat nie eine Ausbildung genossen, aber er machte auf der Bühne intuitiv alles richtig – mit einer wunderbaren Nonchalance und viel Witz.

Wir sind fertig.

Grossartig.

Bänz Friedli ist aktuell mit seinem neuen Programm «Was würde Elvis sagen?» auf Tournee. Daten und Tickets gibt es unter diesem Link.

«Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten. Bötschi hat viel Erfahrung mit Interviews. Für die Zeitschrift «Schweizer Familie» betreute er jahrelang die Serie «Traumfänger». Über 200 Persönlichkeiten stellte er dafür die Frage: Als Kind hat man viele Träume – erinnern Sie sich? Das Buch zur Serie «Traumfänger» ist im Applaus Verlag, Zürich, erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich.
«Bluewin»-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten. Bötschi hat viel Erfahrung mit Interviews. Für die Zeitschrift «Schweizer Familie» betreute er jahrelang die Serie «Traumfänger». Über 200 Persönlichkeiten stellte er dafür die Frage: Als Kind hat man viele Träume – erinnern Sie sich? Das Buch zur Serie «Traumfänger» ist im Applaus Verlag, Zürich, erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich.
Bild: zVg
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