Chinas grosser Schatten Das sind die mysteriösen Sponsoren der Fussball-WM

dj/pal

25.6.2018

Auf den Banden in den russischen Stadien finden sich bei der diesjährigen Fussball-WM auffallend viele unbekannte Namen. Wir zeigen, was hinter den kryptischen Symbolen steckt.

Wer dieser Tage die Fussball-WM verfolgt, hat sich bestimmt schon verwundert die Augen gerieben: Neben bekannten Namen wie Visa oder Coca-Cola sind auffällig viele Werbebanner auf Chinesisch beschriftet. Warum die plötzliche Schriftzeichen-Invasion? Was steckt dahinter?

Sponsoren haben genug von FIFA-Skandalen

Die FIFA-Korruptionsskandale der letzten Jahre und der schlechte Ruf Russlands im Westen haben etablierte Sponsoren wie Sony oder Johnson & Johnson verschreckt. Die FIFA hatte daher zunächst Probleme, die lukrativen Sponsorenplätze zu besetzen. So gab es Möglichkeiten für eher unerwartete Akteure.

Klar, ein paar alte Bekannte wie Adidas oder Coca-Cola sind weiterhin dabei. Auch der russische Erdgasgigant Gazprom, der Fussballfans bereits seit Jahren als Sponsor von fast jedem halbwegs relevanten Wettbewerb bekannt ist, lässt sich die Heim-WM natürlich entgehen. Aber viele Marken, die sich nun einem Millionenpublikum präsentieren, sind in grossen Teilen der Welt völlig unbekannt.

Vor allem chinesische Konzerne haben bei der WM ist weltweites Coming-Out. Wir erklären, was es mit den Unternehmen auf sich hat und warum sie jetzt gross ins weltweite Marketing einsteigen. Noch mehr Infos zu den FIFA-Sponsoren finden Sie auch in unserer Galerie oben.

Mengniu (Chin. 蒙牛)

Mengniu verkauft Milchprodukte, vor allem Glace. Das allerdings ausschliesslich in China selbst, ausserhalb des Landes gibt es die Speisen der Firma aus der Inneren Mongolei noch nicht zu kaufen.

Trotzdem zählt Mengniu zu den grössten Sponsoren der WM und hat mit Lionel Messi auch einen hochprominenten Fürsprecher engagiert. Der Argentinier strahlt auf Mengniu-Plakaten mit Milchflasche in der Hand. Mengniu geht es vor allem darum, vor seiner Expansion in neue Märkte zumindest mal seinen Namen bekannt zu machen, zudem ist ein Auftritt an der WM natürlich auch in China mit viel Prestige verbunden.

Besonders viel Anlass für ein Daumen hoch gab es für Messi bisher nicht.
Besonders viel Anlass für ein Daumen hoch gab es für Messi bisher nicht.
Mengnui

Vivo (Chin. 维沃)

Vivo ist einer von zahlreichen aufstrebenden chinesischen Smartphone-Herstellern. Im Gegensatz zu Konkurrenten wie Huawei und Xiaomi hat Vivo allerdings noch nicht den Sprung nach Westeuropa gewagt und konzentrierte sich bisher auf die Heimat, Südostasien, Indien und Russland. Dort wird vor allem ein Marktsegment für günstige Modelle bewirtschaftet.

Vivo plant allerdings offenbar schon bald weitere Expansionen. Erst diesen Monat hat Vivo mit dem Nex ein wirkliches Smartphone-Flaggschiff lanciert. Sobald die Expansion mit hochklassigen Modellen nach Europa erfolgt, würde es zumindest nicht schaden, den Namen Vivo schonmal zu kommunizieren.

Besonders in Indien, selber auch keine grosse Fussballnation, ist Vivo mit seinen Smartphones erfolgreich.
Besonders in Indien, selber auch keine grosse Fussballnation, ist Vivo mit seinen Smartphones erfolgreich.
Getty Images

Hisense (Chin. 海信)

Hisense ist die wohl bekannteste chinesische Marke unter den WM-Sponsoren. In Europa ist sie vor allem mit günstigen Fernsehern vertreten, hier macht die WM-Werbung also offensichtlich Sinn.

Weniger bekannt sind bisher die anderen Produkte des Tech-Giganten. So gibt es seit kurzem auch hierzulande Waschmaschinen und Kühlschränke von Hinsense zu kaufen.

Die Fussball-WM eignet sich natürlich perfekt für Werbung für Fernseher.
Die Fussball-WM eignet sich natürlich perfekt für Werbung für Fernseher.
Keystone

Warum lohnt sich der Aufwand für diese Firmen?

Warum also machen Firmen schon jetzt so prominente Werbung, wenn viele Zuschauer mit ihnen nichts anfangen können? Ahnlich wie schon bei Gazprom, dessen Produkte Privatleute in Europa ja auch nicht direkt kaufen können, geht es den Chinesen vor allem um die Reputation. Einmal im Westen, in dem man schon mal die Grundsteine für eine zukünftige Präsenz legt, aber auch natürlich daheim.

Obwohl sich die Erfolge der chinesischen Fussball-Nationalmannschaft in Grenzen halten, wird die Bedeutung des grössten Sportereignisses der Welt durchaus registriert. Eine Marke, die sich damit assoziieren kann, gewinnt im Heimatmarkt an Ansehen. Und da Präsident Xi Jinping persönlich die Ambition kundgetan hat, die WM 2030 nach China zu holen, macht es umso mehr Sinn, jetzt schon Flagge zu zeigen.

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