Russland unter Verdacht Ermittlungen zu Cyberangriff auf US-Behörden

dpa/dj

14.12.2020 - 12:33

Das US-Finanzministerium wurde Opfer eines grosses Hacks
Das US-Finanzministerium wurde Opfer eines grosses Hacks
Keystone

Noch ist das Ausmass einer Cyberattacke auf US-Behörden unklar. Ein Experte spricht von einem hochprofessionellen Herangehen – wie gravierend die Attacke sei, werde erst langsam klar.

Hacker sollen nach Medienberichten das Finanz- und das Handelsministerium sowie weitere Behörden der USA angegriffen haben. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Ullyot, teilte der Deutschen Presse-Agentur in Washington am Sonntagabend (Ortszeit) auf Nachfrage mit: «Wir unternehmen alle notwendigen Schritte, um mögliche Probleme im Zusammenhang mit dieser Situation zu identifizieren und zu beheben.» Das Handelsministerium bestätigte dem Sender CNN, dass Hacker in einem seiner Büros Schutzmassnahmen überwunden hätten. Russland wies die Anschuldigungen zurück.

Die US-Behörde für Cyber- und Infrastruktursicherheit, Cisa, meldete ihrerseits einen Hackerangriff auf die Softwarefirma SolarWinds Orion. Sie rief alle zivilen US-Behörden auf, ihre Netzwerke auf verdächtige Vorgänge zu überprüfen und alle Produkte von SolarWinds Orion vom Netz zu nehmen.

Experten und frühere Behördenvertreter sahen Anzeichen für einen Angriff auf US-Behörden in sehr grossem Stil – augenscheinlich im Rahmen einer monatelangen Kampagne, die zuletzt auch die US-Cybersicherheitsfirma FireEye traf. Der frühere Chef von Cisa, Chris Krebs, den Trump nach Widerspruch gegen dessen Behauptungen des angeblichen Wahlbetrugs gefeuert hatte, schrieb bei Twitter, Cyberangriffe dieser Art setzten «aussergewöhnliche» Fertigkeiten und viel Zeit voraus. Er glaube, ein Verständnis vom Ausmass der Attacke entwickle sich erst langsam.

Russland unter Verdacht

Die «Washington Post» berichtete, Hacker mit Verbindungen zum russischen Geheimdienst SWR seien für die Angriffe auf das Finanz- und Handelsministerium sowie weitere US-Behörden verantwortlich. Es sei unklar, welche Informationen erbeutet worden seien. 

«Wir haben nichts damit zu tun», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge in Moskau. «Wenn auch die Amerikaner viele Monate lang nichts dagegen tun konnten, sollte man nicht gleich den Russen alles so grundlos vorwerfen.» Peskow erinnerte zudem an den Vorschlag des russischen Präsidenten Wladimir Putin, bei der Cybersicherheit mit den USA enger zusammenzuarbeiten.



Auch FireEye verdächtigt staatliche Hacker

FireEye hatte am vergangenen Dienstag mitgeteilt, bei der Cyberattacke sei auch Angriffssoftware gestohlen worden, mit der das Unternehmen üblicherweise die Abwehrsysteme seiner Kunden teste. Es sei noch unklar, ob diese Werkzeuge für Hackerangriffe eingesetzt werden sollen. Ausserdem hätten sich die Angreifer insbesondere für Informationen über Regierungskunden des Unternehmens interessiert.

FireEye ging davon aus, dass im staatlichen Auftrag agierende Hacker hinter der Attacke steckten. Darauf wiesen unter anderem die technischen Fähigkeiten und die Disziplin der Angreifer hin, hiess es. Nach Angaben der «Washington Post» vom Sonntag wurde die Bundespolizei FBI eingeschaltet.

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