So muss ein Remake aussehen «Dead Space» ist der Horror-Knüller dieses Jahres

frm

3.2.2023

So gruselig wie früher und das in dieser Grafik-Pracht: «Dead Space» ist ein durchaus gelungenes Remake.
So gruselig wie früher und das in dieser Grafik-Pracht: «Dead Space» ist ein durchaus gelungenes Remake.
Electronic Arts

Beliebten Games von früher ein neues Gewand zu verpassen, ist inzwischen ein fest etabliertes Geschäftsmodell in der Spieleindustrie. Nicht selten fühlt man sich als Spieler dabei etwas über den Tisch gezogen. Nicht so bei «Dead Space».

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Manchmal verwirrt uns die Gaming-Industrie. Sie sprechen von einem Remaster, wenn es eigentlich ein Remake ist oder von einem Remake, wenn sie einfach auf die Schnelle ein paar Franken absahnen wollen. Beliebte Spiele neu aufzulegen erwies sich zuletzt aber nicht immer als wahre Goldgrube, sondern birgt auch das Risiko, eine vertrauenswürdige Franchise auf Grund laufen zu lassen.

So reagiert die Gamer-Gemeinde meist eher skeptisch, wenn ein Kultspiel eine Generalüberholung erhalten soll. Zu oft schon wurden Spiele zwar grafisch aufgehübscht, aber das Gameplay gleichzeitig massiv verschlechtert. «GTA Trilogy Remastered» ist ein gutes Beispiel einer solch stolzen Marke, die komplett gegen die Wand gefahren wurde.

Dabei gilt es grundsätzlich zu unterscheiden, ob ein Spiel als Remaster erscheint, wobei meist mittels Automatisierung alte Spieldaten in eine neue Spielengine übersetzt werden oder als Remake, bei dem das Spiel komplett neu entwickelt wird.

«Dead Space» wird als Remake angepriesen und das ist es auf jeden Fall auch. Der Survival Horror-Klassiker aus dem Jahre 2008 wurde von Grund auf restauriert und liebevoll bis ins Detail neu umgesetzt. Das Ergebnis ist auf etlichen Ebenen atemberaubend.

Da kann man nur Tief Luft holen

Grafisch muss sich das Remake des Klassikers nicht mal im Ansatz von aktuell entwickelten AAA-Titeln verstecken. Ganz im Gegenteil. «Dead Space» ist per dato das bestaussehendste Science-Fiction Spiel auf den aktuellen Konsolengenerationen. Eine realistischere, den Spieler hineinziehende Welt sucht man aktuell vergebens. Vom Anzug des Protagonisten Isaac, über die Umgebung, bis hin zu den Waffen und Gegnern: alles wirkt detailliert und lebendig. Es zeichnet sich ein stimmiges Bild und zieht den Spieler von der ersten Sekunde weg sofort in seinen Bann.

Die Stimmung mit Licht und Schatten in den unheimlichen Gängen des Raumschiffes wurde komplett überarbeitet und fast wie in einer Hollywood-Produktion hat man darauf geachtet, dass bei jeder Begegnung mit Gegnern das Setting absolut stimmig und passend daherkommt. Das wirkt unfassbar intensiv und raubt einem regelrecht den Atem.

Gameplaytechnisch hat man sich nahe am Original oder genauer gesagt an Teil eins und zwei orientiert und das Spiel etwas modernisiert. Aber nur gerade soviel, dass man die Wurzeln eben nicht vergessen hat.

So hat man zum Beispiel darauf verzichtet Isaac eine automatische Lebensregeneration zu spendieren, wie das heutzutage fast schon Standart ist und auch automatische Checkpoints sucht man vergebens. Das ist aber auch gut so, denn wenn man mit wenig Leben durch die Düsternis der Ishimura (so heisst das Raumschifft auf dem «Dead Space» spielt) herumirrt, in der Hoffnung bald einen Speicherpunkt zu finden, dann gewinnt das Spiel unheimlich an Intensität.

Die Umgebungen in «Dead Space» sehen einfach atemberaubend aus.
Die Umgebungen in «Dead Space» sehen einfach atemberaubend aus.
Electronic Arts

Es darf gemetzelt werden

In den Kämpfen gegen die widerlichen Alien-Mutanten gilt es wie im Original einzelne Körperteile gezielt abzutrennen. Kopfschüsse bringen hier herzlich wenig. Dabei kann Isaac auf eine Vielzahl umfunktionierter Minenarbeiter-Werkzeuge zurückgreifen, um den Gegnern ein Bein zu stellen oder besser gesagt abzutrennen.

Wer das Original gespielt hat, wird sich sofort heimisch fühlen, aber nicht allzu lange. Denn die Ishimura wurde zwar grösstenteils identisch wiederhergestellt, aber auch um einige Neuerungen in Form von Räumen, Abkürzungen und Gegnerpositionen erweitert. So dürften auch «Dead Space»-Veteranen nochmal auf ihre Kosten kommen. Heisst aber auch, dass die Kämpfe nicht an neuer Dynamik gewinnen und wer im Original schon hunderte Necromorphs ausgeschaltet hat, der darf nun hundert weitere genau gleich ausschalten - dies ist aber kein Problem des Remake, sondern war schon im Original so.

Schluss mit Grunzen

Storytechnisch wagt man keine Risiken und erzählt die bekannte Geschichte nochmal. Zwar mit klitzekleinen Änderungen oder modernisierten Abschnitten, aber wer die Story kennt, der weiss was ihn erwartet. Das soll aber kein Kritikpunkt sein, denn immerhin ist es ein Remake und kein neues, eigenständiges Spiel. Und dafür war die Story auch im Original schon direkt von Beginn weg fesselnd - wieso also hier etwas ändern, das wunderbar funktioniert?

Isaac erleidet immer noch Schiffbruch auf der Ishimura und ist auf der Suche nach seiner verschollenen Freundin. Leider wird die Ishimura aber gerade von Alien-Mutanten überrannt und es liegt nach wie vor am Spieler, Isaac durch diese Hölle zu begleiten. Mit dem feinen Unterschied, dass Isaac nun auch sprechen kann und nicht wie 2008 nur nickt oder grunzt.