Spielekritik «The Sinking City»: Düstere H. P. Lovecraft-Adaption mit Detektivflair

Von Fabian Gilgen

12.7.2019

In «The Sinking City» kämpft man mit dem Wahnsinn .
In «The Sinking City» kämpft man mit dem Wahnsinn .
Bild:  Bigben Interactive

Fans von H. P. Lovecraft wünschen sich sehnlichst ein gutes Spiel zu seinen Büchern. Kann das Detektiv-Spiel «The Sinking City» diesen Wunsch erfüllen?

Ist man auf der Suche nach einer Stadt mit Tintenfischkadavern am Strassenrand, psychisch labilen Einwohnern und einer Menge Wasser, so ist man in Oakmont richtig. Hierher verschleppt es nämlich den Protagonisten von «The Sinking City» Charles W. Reed. Reed war bei der Navy und arbeitet nun als Privatdetektiv. Seit er als einziger Überlebender von einem Schiffsbruch gerettet wurde, plagen ihn mysteriöse Visionen von einem dunklen Wesen, das auf dem Meeresgrund nach ihm ruft.



Doch Reed ist nicht der einzige, der von Visionen heimgesucht wird. Die Stadt Oakmont, die seit einigen Monaten von Fluten geplagt wird, ist voll mit Menschen, die denselben Visionen und Albträumen anheimgefallen ist. Diesem Phänomen will Reed nun auf den Grund gehen.

Detektivarbeit

Die Macher von «The Sinking City», Frogwares, waren bis anhin vor allem für ihre «Sherlock Holmes»-Spiele bekannt. Die Erfahrungen mit solchen Spielen sind merklich in das Gameplay von «The Sinking City» eingeflossen. Denn der Detektiv-Aspekt ist das, wo «The Sinking City» die meisten Sachen richtig macht.

Wie eben ein Detektiv sucht der Spieler nach Hinweisen an Tatorten, in Archiven und während Gesprächen mit den Bewohnern von Oakmont. Wurden alle Hinweise eines Schauplatzes gefunden, kann Reed durch seine paranormale Fähigkeit, den Tathergang vor seinem inneren Auge rekonstruieren. Die Hinweise muss der Spieler dann zu Schlussfolgerungen zusammenfügen, wodurch eine spannende Ermittlungsatmosphäre entsteht. Diese geht dann aber zu schnell durch das etwas lineare Gameplay wieder verloren.

Eine Open-World, wo man mitdenken muss

Frogwares wagt mit «The Sinking City» einen mutigen Ansatz für eine Open-World. Denn das Game nimmt den Spieler nicht an die Hand, wie man sich das gewohnt sein könnte. Also muss der Spieler auf Mini-Map und komfortable Navigationshilfe verzichten. Marker für Schauplätze, die der Spieler besuchen muss, um Fälle zu lösen, muss der Spieler auf der Karte selbst finden und eintragen. Hierfür bekommt man in Gesprächen häufig Strassennamen genannt, die auf der Karte verzeichnet sind.

Dies mag zwar etwas umständlich und anstrengend klingen. Und tatsächlich ist es zu Beginn gewöhnungsbedürftig, aber es passt einfach zur Detektivarbeit und hilft dem Spieler einen direkteren Zugang zur Geschichte zu finden.

Der Trailer zu «The Sinking City».

Video: YouTube

Als ich das erste Mal mit diesen Mechaniken konfrontiert wurde fühlte es sich an, wie die kurze Orientierungslosigkeit, wenn man aus dem Tiefschlaf geweckt wird. Man muss sich einfach zuerst etwas zurechtfinden, aber dies unterstützt dann letzten Endes auch die Atmosphäre des Spiels.

Die Atmosphäre wird aber vor allem durch die passenden Kulissen der Stadt Oakmont getragen. Leider aber auch zu gern wieder gebrochen, durch die etwas unglaubwürdigen Bewohner der Stadt, technischen Schwierigkeiten mit der Framerate und dem klobigen Kampfsystem.

Kampfsystem

In der Stadt gibt es natürlich auch dämonische Monster, wie sie zu den Büchern von H. P. Lovecraft passen. Um diese zu bekämpfen, steht dem Detektiv Reed eine kleine Auswahl an Waffen zur Verfügung, wie Pistole oder Schrotflinte. Munition für besagte Waffen kann man nicht etwa beim Händler kaufen, sondern muss diese selbst herstellen. Hierzu findet man überall in der Stadt Kisten und Schränke, in denen benötigtes Material zu finden ist.

Im Kampf gegen die sogenannten Wyldebiester, wird dem Spieler sofort klar, dass das Kämpfen nicht so viel Spass macht, wie es eigentlich sollte. Das Zielen ist sehr ungenau und klobig. Wenn man in den Nahkampf übergeht wird es leider auch nicht besser, weil hier eine Zielfixierung fehlt. Und schliesslich kann ein Skill-System, wo auch Kampfähigkeiten verbessert werden können, nicht darüber hinweghelfen, dass das Kämpfen zu wenig Spass macht.

Fazit

Auch wenn «The Sinking City» an einigen Stellen ein bisschen halbherzig rüberkommt, ist es sicher ein passables Detektivspiel. Teils wird zwar die H. P. Lovecraft-Atmosphäre gut eingefangen, aber ob das eingefleischten Lovecraft-Fans genügt, wage ich zu bezweifeln.

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