Interview Verliert man als eSportler nicht auch mal den Spass am Spiel?

Von Martin Abgottspon

11.9.2019

Marco «Polo» Buchholz ist professioneller eSportler bei Postfinance Helix.
Marco «Polo» Buchholz ist professioneller eSportler bei Postfinance Helix.
Bild: Postfinance

Ein Leben als eSportler in der Schweiz: Marco «Polo» Buchholz lebt diesen Traum, den viele Jugendliche haben und verrät, wie sich sein Leben in den letzten acht Monaten verändert hat.

Marco «Polo» Buchholz ist Jahrgang 1995. Damit gehört er in der «League of Legends»-Szene schon fast zu den Veteranen. Zu den Besten gehört er trotzdem noch, zumindest in der Schweiz. Aus diesem Grund hat ihn Postfinance Helix Anfang dieses Jahres auch unter Vertrag genommen und ihm damit die Möglichkeit geboten, sein Hobby zum Beruf zu machen. Im Interview zieht der AD Carry von Postfinance Helix ein Zwischenfazit, gibt einen Einblick ins Profileben und verrät, warum insbesondere der mentale Bereich eine extrem wichtige Rolle spielt.

Ein Tag im Leben eines eSports-Profis.

Bild: Youtube

Marco Buchholz, Sie sind jetzt acht Monate Teil dieses Teams. Wie hat sich Ihr Leben dadurch verändert?

Es hat sich grundsätzlich verändert. Vorher habe ich vielleicht zweimal die Woche «League of Legends» gespielt. Es war ein Hobby, und nun ist es mein Beruf.

Haben Sie dadurch den Spass am Spiel auch etwas verloren?

Den Spass an «League of Legends» habe ich vielleicht tatsächlich etwas verloren. Aber ich liebe nach wie vor den Wettbewerb, der dahinter steckt. Der Spass besteht jetzt mehr darin, den eigenen Fortschritt zu beobachten. Es ist dieser Ansporn, besser zu werden, der jetzt den Reiz ausmacht.

Haben Sie sich denn in dieser Zeit stark verbessert?

Ich denke schon, dass ich grosse Fortschritte erzielt habe. Nicht nur spielerisch, sondern auch in vielen anderen Bereichen. Dank unserer Coaches habe ich jetzt beispielsweise viel mehr Erfahrung mit Themen wie Ernährung, Fitness oder mentalen Aspekten.

Wie äussert sich das konkret in Ihrer Rolle als Spieler?

Es wirkt sich ganz grundsätzlich auf eine positivere Lebenshaltung aus. Ich habe früher oft Sport gemacht, doch mit der Zeit habe ich es etwas vernachlässigt und dann zehn Kilogramm zugenommen. Jetzt trainiere ich wieder regelmässig, was mich auch ausgeglichener macht. Im Spiel selber kann ich dadurch besser mit Rückschlägen umgehen.



In der Schweiz gab es ja nicht viele Rückschläge. International hat es aber noch Luft nach oben.

Das stimmt leider, und deshalb sind wir mit unseren Leistungen auch noch nicht zufrieden. Wir haben aus diesem Grund nun auch einen Spielerwechsel vorgenommen, brauchen jetzt aber erst ein bisschen Zeit, um uns einzuspielen.

Was ist denn nötig, um auch mit den grossen Teams aus Europa mithalten zu können?

Mit diesem Team haben wir nun wirklich das Potenzial, auch die besten deutschen Mannschaften zu schlagen. Wir haben ja auch schon in der Vergangenheit einige Spiele gehabt, in die wir eigentlich stark gestartet sind, die wir dann aber leider mit teils dummen Fehlern wieder aus der Hand gegeben haben.

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Auf Eurer Webseite steht, dass Sie immer einen kühlen Kopf behalten. Stimmt das wirklich?

Lustigerweise war das zu Beginn wirklich so, weil Gaming auch nur ein Hobby war. Ich war da nicht so verbissen. Als Profi ärgerten mich die Niederlagen dann auf einmal viel mehr, und ich war oft sauer und wütend. Mittlerweile ist es aber wieder besser, weil wir auch täglich meditieren. Das hilft extrem.

Meditation ist ja inzwischen bei vielen eSports-Teams etabliert. Können Sie uns einen detaillierteren Einblick in diesen Bereich geben.

Ich denke, primär geht es darum zu verstehen, wie deine Gedanken deine Gefühle beeinflussen. Drehen sich die Gedanken beispielsweise ums Versagen bei einer Prüfung, dann fühlt man sich schlecht und gestresst. Meditation hilft hier, solche Gedanken gezielt zu steuern und auch in negativen Momenten klar und fokussiert zu bleiben.

Welche anderen Tipps haben Sie sonst für all die jungen und ambitionierten «League of Legends»-Spieler da draussen?

Aus der Sicht meiner Rolle als AD Carry kann ich jedem nur empfehlen, sich einen geeigneten Supporter zu suchen. Wenn das Zusammenspiel klappt, kann man zu zweit wirklich sehr viel rausholen.

Weitere Informationen über Marco «Polo» Buchholz und das eSports-Projekt der Postfinance findet man unter postfinancehelix.ch.

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