Zuckerberg verschenkt Spitzentechnologie Metas neue künstliche Intelligenz ist für alle kostenlos

Von Dirk Jacquemien

19.7.2023

Auch Meta arbeitet an künstlicher Intelligenz, setzt aber auf ein anderes Geschäftsmodell.
Auch Meta arbeitet an künstlicher Intelligenz, setzt aber auf ein anderes Geschäftsmodell.
Imago

Facebook-Betreiberin Meta stellt ihr hoch entwickeltes Sprachmodell unter eine Open-Source-Lizenz und macht es frei verfügbar. Das dürfte vor allem die Chatbot-Konkurrenz OpenAI und Google ins Schwitzen bringen.

Von Dirk Jacquemien

19.7.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das hoch entwickelte Sprachmodell Llama 2 wurde von Meta unter eine Open-Source-Lizenz gestellt und kann fast vollständig frei verwendet werden.
  • Damit unterscheidet sich die Facebook-Betreiberin vor allem von Branchenvorreiter OpenAI, der seine Technik unter Verschluss hält.
  • Der Schritt könnte dafür sorgen, dass der Markt für Chatbots kräftig umgewälzt wird.

Facebook- und Instagram-Betreiberin Meta hat Llama 2, die neuste Version ihres Sprachmodells, unter eine Open-Source-Lizenz gestellt und zur kostenlosen Verwendung veröffentlicht. Sprachmodelle sind die Basis für Chatbots und sie von Grund auf zu entwickeln, erfordert einen hohen Aufwand, dessen Kosten inzwischen im dreistelligen Millionenbereich angekommen sind.

Diese massiven Kosten führten zu Sorgen, dass die Weiterentwicklung der Zukunftstechnologie künstliche Intelligenz nur für bereits etablierte Tech-Giganten erschwinglich ist und sie damit ihr Machtstellung weiter ausbauen können. 

Einschränkung für Metas Konkurrenz

Doch Llama 2 ist jetzt auch für kommerzielle Zwecke frei verwendbar, mit einer einzigen, winzigen Ausnahme. Ein Unternehmen, das mehr als 700 Millionen Nutzer*innen hat, braucht eine Extra-Lizenz. Das trifft natürlich nur auf die allergrössten Konkurrenten von Meta zu, denen sie kein Geschenk machen will. Start-ups haben dagegen echte Chancen, nun in diesem Bereich aktiv zu werden.

Meta geht damit aber einen anderen Weg als der Chatbot-Vorreiter OpenAi, der, anders als der Unternehmensname suggeriert, seine Sprachmodelle komplett unter Verschluss hält und für die kommerzielle Nutzung mächtig abkassiert. Auch Google will die Kontrolle über sein Sprachmodell PaLM und den darauf basierenden Chatbot Bard nicht aufgeben.

Verschiedene Ansätze zur künstlichen Intelligenz

«Open Source treibt Innovation an, weil sie dafür sorgt, dass viel mehr Entwickler*innen mit neuer Technologie arbeiten können», begründet Meta-Chef Mark Zuckerberg diesen Schritt. Auch die Sicherheit würde so verbessert, da mehr Menschen potenzielle Probleme entdecken können.

Sicherheit ist dagegen auch das von OpenAI und Google vorgetragene Argument, ihre Sprachmodelle gerade nicht zu öffnen. Denn dann könne mit der Technik allerlei Unheil getrieben werden, wie etwa die massenhafte Generierung und Versendung von Spam- und Phishing-Nachrichten oder gezielte Belästigungs- und Desinformationskampagnen.

Microsoft ist mit an Bord

Sprachmodelle unter Verschluss zu halten, garantiert aber natürlich ebenso, dass man sich für deren Nutzung fürstlich bezahlen lassen kann, was vor allem OpenAI immer stärker tut. Meta selbst betreibt keinen eigenen Chatbot zur öffentlichen Nutzung, kooperiert aber dafür mit Microsoft, um Llama 2 in dessen Cloud-Dienst Azure anzubieten.

Interessant dabei ist, dass Microsoft bereits eng mit OpenAI kooperiert und auch dessen Grossinvestor ist. Nun beruft man sich darauf, seinen Kund*innen eine grosse Auswahl an möglichen Sprachmodellen anbieten zu wollen.

Damit setzen Meta und Microsoft auf ein bekanntes Geschäftsmodell in der Open-Source-Welt. Die Software an sich ist kostenlos, aber Kund*innen zahlen trotzdem ordentlich für die Hardware-Infrastrukur und den Service, weil ihnen der Eigenbetrieb viel zu aufwendig wäre.

Privater Chatbot wird noch besser

Manche Unternehmen und Hobbyisten tun es aber trotzdem und Llama 1 war die Grundlage für die meisten frei verfügbaren Chatbots, die du etwa auch auf dem Privat-PC laufen lassen kannst. Dass Meta nun ein noch fortschrittlicheres Sprachmodell zur freien Verfügung stellt, könnte den noch jungen Chatbot-Markt weiter umwälzen.

So gab es innerhalb Google bereits Zweifel, ob die Entwicklung eines Sprachmodells auf Dauer wirklich ein profitables Unterfangen ist, eben weil es immer mehr Konkurrenz durch kostenlose Open-Source-Projekte geben wird.

In diesem Fall wäre künstliche Intelligenz doch nicht die Goldgrube, für die sie derzeit vielerorts noch gehalten wird. Meta scheint dabei auf eine Strategie zu setzen, die schon bei echtem Goldrausch erfolgreich war. Denn da wurde die Masse an Goldgräber*innen nicht reich. Die Schaufelverkäufer*innen haben dagegen immer ein gutes Geschäft gemacht.