InterviewSebastian Bezzel: «Man kann sich auch mit Wampe wohlfühlen!»
tsch
4.8.2019
In «Leberkäsjunkie» spielt er zum inzwischen sechsten Mal den Dorfpolizisten Franz Eberhofer: Sebastian Bezzel. Wie er selbst zu der bayerischen Fleischspezialität steht und warum manche Drehtage besonders hart waren, verrät der Schauspieler im Interview.
Der in Garmisch-Partenkirchen geborene Sebastian Bezzel ist die Idealbesetzung für den Eberhofer – das findet auch die Autorin der Krimis, Rita Falk. Der 48-jährige Wahlhamburger spielt den sardonischen Polizisten in der niederbayerischen Provinz seit der ersten Bestsellerverfilmung «Dampfnudelblues» (2013) einfach grandios. In «Leberkäsjunkie» (Start 1. August), dem sechsten Streich, hat der Eberhofer mit der Gesundheit zu kämpfen und muss sich zugleich in seiner neuen Rolle als Vater profilieren. Dass Sebastian Bezzel nicht nur im Film ein cooler Hund ist, zeigt sich auch beim Interview: Erst einmal macht er sich einen Kaffee und lässt sich dann, in T-Shirt und alten Wildleder-Boots, ganz entspannt in den antiken Samtsessel fallen.
Beginnen wir mit einer einfachen Frage: Leberkäs-Semmel oder lieber Tofu-Würstchen?
Eher Leberkäs-Semmel. Muss aber nicht sein. Es ist ja nicht so, dass es meine Kernkompetenz ist, Leberkäs-Semmeln zu essen. Tofu mag ich sehr gern in Currys, aber sicher nicht als Pseudo-Bratwurst.
Sie sind also kein Leberkäs-Junkie?
Ich habe einmal im Interview mit einer Nachrichtenagentur auf die Frage, wie es mir in Hamburg gefällt, in einem Nebensatz gesagt: «Es ist total super hier! Aber es gibt keine warmen Leberkäs-Semmeln.» Und genau dieser eine Satz war danach in jeder Zeitung zu lesen. Überall wo ich hingekommen bin, wurde mir als Überraschung eine Leberkäs-Semmel serviert. Das war mir irgendwann peinlich. Ich möchte in der Öffentlichkeit ja nicht als Deutschlands Leberkäs-Beauftragter wahrgenommen werden (lacht). Ich esse schon mal gern eine Leberkäs-Semmel, aber es hat sonst keine weitere Bedeutung in meinem Leben.
Wieviel Leberkäs-Semmeln mussten Sie denn bei den Dreharbeiten zu «Leberkäsjunkie» verdrücken?
Das hält sich in Grenzen. Bei den früheren Eberhofer-Filmen hatte ich meistens Glück, bei diesem Film hat es mich allerdings erwischt. Einmal musste ich diese Spiegeleier mit Speck essen, das war wirklich fies – da war ich dann mittags platt. Dann gab es dieses Zwetschgendatschi-Wettessen mit Eva Mattes – süss ist viel schlimmer als salzig! Und dann diese Szene, wo ich acht Gerichte auf einmal bestelle. Das waren definitiv die drei Drehtage, an denen ich dankend auf ein Mittagessen verzichtet habe.
«Ernährung ist die neue Religion geworden»
Im neuen Film hat der Eberhofer ganz schön mit seiner Gesundheit zu kämpfen. Sein Cholesterin ist viel zu hoch. Ist die richtige Ernährung für Sie ein Thema?
Ernährung ist für viele die neue Religion geworden. Ich selbst laufe nicht schreiend davon, wenn es mal normales Brot gibt und kein Eiweissbrot. Aber ich finde das Thema Ernährung durchaus spannend, und mir gefällt, was man alles kochen kann: asiatisch oder ayurvedisch zum Beispiel. Wenn ich Gäste habe, koche ich richtig auf. Ich achte aber immer auf gute Produkte. Ich habe einen sehr guten Metzger in Hamburg, wo ich zu jedem Hof fahren und mir die Tiere anschauen könnte. Das ist mir wichtig, aber ich bin kein Food-Taliban.
Und Sie sind auch niemand, der sagt: «Jetzt muss ich aber mal abspecken und an meinem Sixpack arbeiten»?
Das tue ich schon, aber es gelingt mir halt nicht (lacht). Das ist ein grosser Unterschied. Für «Leberkäsjunkie» habe ich tatsächlich ein bisschen was zugelegt. Normalerweise versuche ich, vor Filmen etwas weniger auf die Waage zu bringen, weil man vor der Kamera ja eh immer dicker ausschaut. Aber bei «Leberkäsjunkie» habe ich gedacht «go for it»! Da passt es ja auch gut. Dieser ultra durchdefinierte, gestählte Sixpack, das bin ich nicht, das würde mich auch als Schauspieler null weiterbringen. Ganz im Gegenteil: Das würde mir einen grossen Zwang auferlegen. Ich finde, man kann sich auch mit einer kleinen Wampe wohlfühlen und man selbst sein.
Worauf können Sie denn essenstechnisch gar nicht verzichten?
Ich esse Fleisch. Nur der Umgang damit muss ein anderer werden. Wie erwähnt kaufe ich bei einem Metzger ein, zu dem ich Vertrauen habe und wo ich weiss, die Tiere haben gut gelebt. Ich esse definitiv kein Schnitzel vom Aldi! Das ist falsch, genauso wie man sich beim Einkaufen keine Plastiktüten mehr geben lassen sollte und schauen sollte, dass man möglichst wenig Auto fährt und weniger fliegt. Wenn jetzt jemand sagt, diese grünen Spinner, das lasse ich mir nicht verbieten: Es gibt einen Grund, warum das scheisse ist – weil wir ein paar Milliarden Menschen mehr sind als früher, da muss man einfach kapieren, es geht so nicht mehr!
Franz Eberhofer: ein Held auf seine Art
Für Rita Falk sind Sie bekanntlich die Idealbesetzung für den niederbayerischen Grantler. Wie ist es Ihnen gelungen, diesen speziellen Typen derart glaubhaft zu verkörpern?
Ich versuche nicht darüber nachzudenken, ob ich einen Bayern spiele oder einen Norddeutschen. Das ist nur eine Äusserlichkeit. Ich habe damals das Drehbuch gelesen und fand es relativ klar, wie der Eberhofer ist. Das ist ein Typ, der total in der Gegenwart lebt. Und er ist ein kompletter Reagierer – das ist auch seine Stärke als Polizist. Er macht ja nicht viel bei den Ermittlungen, was ihm oft vorgeworfen wird. Er ist ein Mensch, der sich gestört fühlt von allem, von seiner kompletten Umwelt. Um ihn herum tobt der Wahnsinn. Dass er ein grosser Teil dieses Wahnsinns ist, kapiert er nicht so ganz. Aber durch seine Passivität bringt er die anderen zur Weissglut. Für mich ist er ein Anti-Held. Oder sagen wir besser: ein Held auf seine Art.
Jedenfalls ist er ein sehr komischer Held. Woher haben Sie dieses komödiantische Talent?
Von meiner Oma und von meiner Mutter, glaube ich. Da habe ich viel mitgekriegt, schon als Kind. Damals schon fand ich Komiker gut und habe zum Beispiel Jack-Lemmon-Filme geschaut oder Loriot.
Und wo haben Sie sich diese herrliche Wurstigkeit vom Eberhofer abgeschaut?
Das klingt vielleicht komisch, aber manchmal haben die Rollen auch so einen Rhythmus. Da liest man sich laut die Texte durch und kommt vom Äusseren manchmal aufs Innere. So war das beim Eberhofer. Beim Theater sagt man ja immer: Den König spielen die anderen. Das ist auch beim Eberhofer so: Da ist der Birkenberger oder die Susi, die dauernd was von ihm wollen; der Bürgermeister, der ihn immer anschreit. Wenn die Figuren um einen herum toben, dann reicht es, immer weniger zu machen.
Hätten Sie gerne einen wie den Eberhofer zum Freund?
Ja. Der ist ein ganz lustiger Typ, es ist sicher keine Freundschaft, wo man sich zu viel erwarten sollte und auch nicht beleidigt sein darf, wenn er am Geburtstag nicht anruft. Aber ich glaube, dass man mit dem tolle Abende haben kann.
«Es war ein grauenhafter Drehtag»
Im Film muss sich der Eberhofer neben den Ermittlungen auch noch um die Erziehung seines kleinen Sohnes Pauli kümmern ...
Na ja, der Eberhofer erzieht ihn ja nicht. Er hat ihn dabei, aber das ist super, denn so sind die Kinder früher aufgewachsen! Da gibt es einen wunderbaren Spruch, den meine Frau oft zitiert: Ein ganzes Dorf erzieht ein Kind. Beim Eberhofer ist das auch so. Sein Sohn Pauli kriegt Liebe, aber er wird nicht dauernd umsorgt, so wie wir es heute machen: «Hast du dir die Hände schon gewaschen? Nein, heute gibt es keinen Zucker!» Ich finde, der Eberhofer macht das intuitiv richtig.
Tatsächlich sind wir heutzutage sehr damit beschäftigt, unsere Kinder zu bespassen ...
Genau, zum Beispiel wird der Eberhofer geschimpft, weil er das Kind im Bällebad vergessen hat. Dabei ist das Bällebad das eigentliche Problem. Der Eberhofer wäre mit seinem Kind nie in so eine Scheiss-Plastikwelt gegangen! Es war ein grauenhafter Drehtag, wir waren zwölf Stunden in dieser bekannten, amerikanischen Spielzeugkette und ich dachte: «Das ist das, was wir unseren Kindern mitgeben?» Das ist ein riesiger Konsumtempel, hier ist nur Erdöl und Zucker drin und die Hälfte davon ist Plastikmüll.
Sie sind selbst Vater. Was wünschen Sie sich für Ihre Kinder?
Ich will, dass sie empathische Menschen werden, dass sie neugierig und ehrgeizig sind. Aber nicht im Sinne von Karriere machen, sondern, dass sie etwas aus ihren Möglichkeiten machen. Und ich möchte, dass sie tolerante Menschen werden, die mit offenem Herzen durchs Leben gehen.
Sind Sie auch so erzogen worden?
Ich bin ganz anders aufgewachsen, es waren aber auch ganz andere Zeiten und Umstände. Das war in Garmisch-Partenkirchen in den 70er-Jahren. Meine Eltern sind sehr viel gereist, das bedeutet schon, dass man eine gewisse Neugier, Toleranz und Empathie lernt. Sie haben das toll gemacht, natürlich viel konservativer als ich das machen würde. Es wurde viel mehr Wert gelegt auf Schulnoten. Ich habe jedenfalls sehr weltoffene Eltern gehabt und sie haben mir nie in irgendeiner Art und Weise einen Stein in den Weg gelegt.
Machen Sie sich manchmal darüber Gedanken, dass Sie dem Eberhofer nicht mehr entkommen?
Die Frage hätte ich mit Anfang 30 vermutlich mit ja beantwortet. Mittlerweile – da bin ich jetzt ein bisschen Eberhofer – scheiss ich mir da nichts. Ich wurde schon gefragt, ob es für mich okay wäre, wenn es im Jahr 2030 wieder eine Eberhofer-Premiere gäbe. Es gibt schlimmere Schicksale, als der Eberhofer zu sein. Ich muss halt schauen, dass ich noch andere Sachen mache. Richtig toll fände ich es aber, wenn wir mal ein paar Jahre aussetzen und dann macht man wieder einen Eberhofer-Film. Alle sind grauer geworden, und der Flötzinger hat Probleme mit der Hüfte, was weiss ich ... Ich hab' den Eberhofer jedenfalls gern.
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Bild: Koch Films
Die Geschwister Kim Gi-jeong (Park So-dam) und Kim Gi-u (Choi Woo-shik) wollen raus aus ihren ärmlichen Verhältnissen.
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Nach Filmen wie «Snowpiercer» ist «Parasite» das nächste Meisterwerk von Regisseur Bong Joon-ho.
Bild: John Phillips/Getty Images
«Leberkäsjunkie» ist die sechste Verfilmung eines «Eberhofer»-Romans von Rita Falk.
Bild: 2019 Constantin Film Verleih GmbH / Bernd Schuller
Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) gönnt sich eine besonders dicke Leberkässemmel. Gut für die Gesundheit ist das allerdings nicht.
Bild: 2019 Constantin Film Verleih GmbH
Eberhofer (Sebastian Bezzel) muss sich um sein Kind kümmern. Für Verbrechensaufklärung bleibt nur wenig Zeit.
Bild: 2019 Constantin Film Verleih GmbH / Bernd Schuller
Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch dieses Franchise einen Ableger bekommen würde. Jetzt ist das Spin-off da: «Fast & Furious: Hobbs & Shaw».
Bild: Universal
Luke Hobbs (Dwayne Johnson, links) und Deckard Shaw (Jason Statham) müssen gemeinsame Sache machen. Denn die Menschheit ist mal wieder in Gefahr.
Bild: Universal
Klar: Dicke Autos gibt's auch im «Fast & Furious»-Ableger.
Bild: Universal
Nach Lego (und vor Schleich) kommt nun auch das Spielzeug Playmobil ins Kino: «Playmobil: Der Film» heisst das erste Animationsabenteuer mit den grobmotorischen Plastikmännchen.
Bild: 2018 Concorde Filmverleih GmbH
Warum hab ich nur so grosse Hände? Zwei Geschwister verwandeln sich plötzlich in Playmobil-Figuren.
Bild: 2018 Concorde Filmverleih GmbH
Auf ihrer Reise durch die Playmobil-Welt begegnen die beiden auch Figuren aus der Geschichte – wie diesem Wikinger.
Bild: 2018 Concorde Filmverleih GmbH
«Once Upon A Time In ... Hollywood» ist der neunte Film von Quentin Tarantino. Darin schwelgt der Regisseur (einmal mehr) in Nostalgie.
Bild: 2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Ende der 60er-Jahre befindet sich Hollywood im Umbruch. Das bekommen auch Schauspielstar Rick Dalton (Leonardo DiCaprio, rechts) und sein Stund-Double Cliff Booth (Brad Pitt) zu spüren.
Bild: 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH / Andrew Cooper
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Bild: 2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
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Bild: Disney
Wieder mit dabei: der eingebildete Plastikastronaut Buzz Lightyear.
Bild: Disney
Für «Toy Story 4» stand unter anderem Fanta4-Star Michi Beck hinterm Mikrofon.
Bild: Disney
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Bild: Alamode Film
In St. Petersburg lernt Rudolf Nurejew (Oleg Ivenko, zweiter von rechts) bei Alexander Puschkin (Ralph Fiennes, links) das Ballett.
Bild: Alamode Film
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MACAULAY CULKIN MIT HOLLYWOOD-STERN GEEHRT
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