Mit viel Kritik und anschliessendem Zurückrudern der Oscar Academy stand die 91. Ausgabe der Zeremonie unter keinem guten Stern. Doch waren die Oscars wirklich so schlimm wie befürchtet?
Ist die Vergabe der Oscars in der letzten Nacht missraten? Kurze Antwort: Nein. Aber besser hätte das berühmt-berüchtigte Stelldichein schon ablaufen können. Im Vorfeld hatte es Kritik für das Konzept und die absurden Änderungen während der Academy Awards gehagelt. Preise, die in Werbepausen vergeben werden; kein Moderator, der durch die Sendung führt.
Das grösste Fragezeichen war der Anfang. Wie bloss soll eine Sendung beginnen, bei der es plötzlich «nur» um die Vergabe von Goldenen Statuen geht? Niemand begrüsste den Zuschauer zuhause und im Raum. Da hatte die Academy Glück im Unglück. Denn als der Vorhang aufging, standen da zwei Originalmitglieder von Queen: Brian May und Roger Taylor. Sie eröffneten die Academy Awards mit einem Paukenschlag und «We are the champions». Gesungen von Freddie-Ersatz Adam Lambert, der ihn stimmlich würdig vertrat.
Dieser starke Auftakt lässt sich nicht schlechtreden. An der Stelle sollte nun ein roter Faden gesponnen werden, stattdessen schmiss die Academy einen der prestigeträchtigsten Awards sozusagen gleich aus dem Fenster: nämlich jenen für die beste Nebendarstellerin. Für Regina King war der Abend schon nach knappen fünf Minuten abgeschlossen, sicher, wenigstens erfolgreich.
Langatmig, aber emotional
So zog sich das Ganze weiter. Drei Preise, Werbung, drei Preise, Werbung. Drei Stunden lang war das ziemlich betäubend, und die Hand freundete sich langsam mit der Fernbedienung an, die Augen schielten auf das restliche Fernsehprogramm.
Träge und langweilig hin oder her: Zumindest herzerwärmend waren die Dankesreden allesamt. Und das Prestige, das mit einem Oscar einhergeht, lässt sich nach wie vor nicht verleugnen. Tränen und nervöses Gestottere verliehen der Zeremonie auch diesmal einen gewissen Charme. Die sonst wie maschinell perfekten Hollywood-Akteure schienen plötzlich wie menschlich. Vor allem Rami Malek zeigte seine besondere Klasse bei seiner Dankesrede. Klar, soeben wurde er als bester Hauptdarsteller gekürt.
Das Filmjahr einfach ohne die Oscars abzuschliessen, erscheint einem aber summa summarum nicht als logische Folge. Trotz der Kritik, trotz der langatmigen Auflistung von Gewinnern – die Filmindustrie braucht solche Preise einfach. Und: Harte Arbeit soll doch wohl belohnt und Emotionen freien Lauf gelassen werden.
Fürs nächste Jahr empfiehlt sich dem Langatmigen und Emotionalen einfach nur wieder ein klassischer Gegenpol – etwa eine Moderatorin. Ein Moderator würde es natürlich auch tun.
Rekord! Diese Stars und Filme gewannen die meisten Oscars
Rekord! Diese Stars und Filme gewannen die meisten Oscars
Sie sind bereits mehrfache Preisträger, könnten 2018 aber Oscar-Geschichte schreiben: Meryl Streep (für «Die Verlegerin») und Daniel Day-Lewis (für «Der seidene Faden») sind einmal mehr für die begehrteste Filmtrophäe der Welt nominiert. Welche Filme und Stars bislang die meisten Oscars abräumten, zeigt unsere Galerie mit bekannten Namen und heimlichen Stars ... Oder kennen Sie Edith Head und Cedric Gibbons?
Bild: Stefania M. D'Alessandro/John Phillips/Getty Images
Kein Tanz ins ganz grosse Oscar-Glück: Mit der zuvor nur zweimal von einem Film erreichten Anzahl von 14 Nominierungen ging «La La Land» 2017 ins Rennen. Gewinnen konnte das Musical schliesslich aber nur sechs Preise, unter anderem für die Beste Regie (Damien Chazelle) und die Beste Hauptdarstellerin (Emma Stone).
Bild: Studiocanal GmbH/ Dale Robinette
14 Nominierungen - das gelang vor «La La Land» noch zwei weiteren Filmen in der Oscargeschichte. Der erste: «Alles über Eva» mit Bette Davis (rechts) und Anne Baxter. Der scharfzüngige Showbiz-Abgesang von Joseph L. Mankiewicz gewann 1951 letztlich sechsmal.
Bild: Fox
Eigentlich bildet der Untergang des legendären Passagierschiffs nur den Rahmen: In erster Linie erzählt «Titanic» von der zum Scheitern verurteilten Liebe zwischen Jack (Leonardo DiCaprio) und Rose (Kate Winslet). Nach 14 Nominierungen heimste das Liebesdrama von Regisseur James Cameron insgesamt elf Oscars ein, die beiden Hauptdarsteller gingen dabei allerdings leer aus.
Bild: 20th Century Fox
Ein Triumph für Frodo und seine Gefährten: «Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs» räumte 2004 elf Oscars ab. Mehr noch: Das Epos gewann in allen Kategorien, in denen der dritte Teil der Fantasy-Saga nominiert war, darunter Bester Film und Beste Regie (Peter Jackson, Foto). Ein Kunststück, das noch keinem anderen Film in der Geschichte der Preisverleihung gelang.
Bild: Getty Images
Die Academy hatte schon immer eine Schwäche für epische Stoffe und gross angelegte Inszenierungen: Mit ebenfalls elf Oscars galt «Ben Hur» (1960) lange Zeit unangefochten als «bester Film aller Zeiten». Und in gewisser Weise ist er das bis heute: In zwei Kategorien, in denen «Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs» und «Titanic» (Bestes Make-up und Bester Tonschnitt) ausgezeichnet wurden, gab es damals noch keine Trophäe zu gewinnen.
Bild: Arte / Warner Bros.
Sein vielleicht bis heute bekanntester Film bildet eine Ausnahme in seinem Schaffen: Für die Filmmusik zum Billy-Wilder-Klassiker «Das verflixte 7. Jahr» (1955) mit Marilyn Monroe ging Alfred Newman (Bild, Mitte) leer aus. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Komponist und Dirigent aber schon Filmgeschichte geschrieben: Zwischen 1935 und 1954 gewann er neun Oscars und erhielt über 40 Nominierungen.
39 Nominierungen, elf Auszeichnungen: Art Director Cedric Gibbons schuf die Kulissen für zahlreiche Filmklassiker und gewann den «Bestes Szenenbild»-Oscar für Filme wie «Die lustige Witwe» (1934), «Stolz und Vorurteil» (1940), «Die Wildnis ruft» (1946) und «Ein Amerikaner in Paris».
Bild: Hulton Archive/Getty Images
Ihren Namen kennen fast nur Hollywood-Insider, dabei war Edith Head eine der Koryphäen ihres Fachs. Über Jahrzehnte prägte sie die Mode ganzer Generationen, indem sie die Kostüme der Filmstars entwarf. Dafür erhielt sie acht Oscars, unter anderem für «Ein Herz und eine Krone» (1955), «Sabrina» (1956) und «Der Clou» (1974). 35-mal nominierte die Academy sie insgesamt.
Bild: Hulton Archive/Getty Images
Er ist Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller - gerne in Personalunion: Woody Allen gilt als Altmeister der neurotischen Komödie. Zu Recht preisgekrönt waren aber vor allem seine spitzen Dialoge, seine herrlich absurden und selbstironischen Geschichten. Für drei seiner Drehbücher («Annie Hall», 1978, «Hannah und ihre Schwestern», 1987, und «Midnight In Paris», 2012) erhielt Allen den Oscar - einsame Spitze in dieser Kategorie.
Bild: Central Press/Getty Images
Die Ehre des «besten Schauspielers» gebührt eigentlich gleich drei Darstellern, die jeweils drei Oscars gewannen: Zum einen Walter Brennan, der innerhalb von fünf Jahren dreimal (1937, 1939, 1941) als bester Nebendarsteller ausgezeichnet wurde und zudem in Klassikern wie «Haben oder Nichthaben» (1944) und «Rio Bravo» (1959) glänzte ...
Bild: ARD / Degeto
Ebenfalls drei Academy Awards kann Charakterdarsteller Daniel Day-Lewis sein Eigen nennen: Er gewann für «Mein linker Fuss» (1989), «There Will Be Blood» (2009) und zuletzt «Lincoln» (2012, Bild) den Oscar als Bester Hauptdarsteller. Insgesamt war der Brite bislang allerdings «nur» fünfmal nominiert und steht damit im Schatten eines anderen ...
Bild: Fox
2018 ist Daniel Day-Lewis zum sechsten Mal nominiert («Der seidene Faden»), falls er die Auszeichnung erhält, wäre er der einzige Schauspieler, der je vier Oscars gewann.
Bild: 2017 Laurie Sparham / Focus Features / Universal Pictures
Denn trotz seines unnachahmlichen Grinsens und bislang zwölf Nominierungen: Dem schlitzohrigen Charme von Jack Nicholson erlag die Academy bislang auch «nur» dreimal: 1975 wurde er dank seiner Hauptrolle in «Einer flog übers Kuckucksnest», 1984 als Bester Nebendarsteller in «Zeit der Zärtlichkeit» und 1998 für die Komödie «Besser geht's nicht» als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.
Bild: Roy Jones/Getty Images
Sie ist schon wieder da: 2018 steht Meryl Streeps Name wieder auf der Vorschlagsliste für den Oscar - für ihre Rolle in «Die Verlegerin» (Bild). Es ist ihre 21. Nominierung, dreimal hielt sie die begehrte Trophäe in den Händen: 1979 für «Kramer gegen Kramer», 1983 für «Sophies Entscheidung» und 2012 für «Die Eiserne Lady». Damit steht sie (noch) im Schatten einer grossen Hollywood-Legende ...
Bild: 2018 Universal Pictures
Denn Katharine Hepburn gewann in ihrer 60-jährigen Karriere vier Auszeichnungen als Beste Hauptdarstellerin für «Morgenrot des Ruhms» (1934), «Rate mal, wer zum Essen kommt» (1968), «Der Löwe im Winter» (1969) und «Am goldenen See» (1982). Das macht sie zur erfolgreichsten Schauspielerin in der Geschichte der Oscars überhaupt.
Bild: Getty Images
Niemand in der Geschichte der Oscars wurde für sein Schaffen häufiger ausgezeichnet als Walt Disney. Der Vater von Micky Maus gewann 22-mal den Oscar, dazu kamen vier Sonderauszeichnungen wie zum Beispiel für die Erschaffung eben jener Comicfigur (1932). Zwischen 1932 und 1969 räumte Walt Disney 18-mal den Preis für den besten Kurzfilm ab. 1939 erhielt er für «Schneewittchen» sogar einen ganz besonderen Preis: einen grossen Oscar und sieben kleine.
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