Allegra Gucci über ihre mörderische Mutter «Sie wird von Dunkelheit angezogen»

Von Fabian Tschamper

17.3.2022

Nach langem Schweigen spricht Allegra Guccis Tochter über die Ermordung ihres Vaters. In ihrer Biografie schildert sie die Gefängnisbesuche bei der Mutter – und wie falsch der Film «House of Gucci» ihre Familie darstellt.

Von Fabian Tschamper

17.3.2022

Unzählige Werke behandeln die Ermordung von Maurizio Gucci, so auch der Film «House of Gucci» – in den Hauptrollen Adam Driver und Lady Gaga.

Die Gucci-Familie verurteilte das Werk scharf. Sie warfen den Filmemachern vor, «die Identität der Familie zu stehlen, um einen Hollywood-Profit zu schlagen». Man könne über alles reden, aber gewisse Grenzen sollten dabei nicht überschritten werden.

Die Töchter von Gucci und Reggiani – Alessandra und Allegra Gucci – haben die Medien grundsätzlich gemieden. Sie sprachen nicht über den Vorfall, den ihre Mutter 17 Jahre hinter Gitter gebracht hatte.

Sie schwiegen ebenfalls, als Reggiani nach der Scheidung eine jährliche Zahlung von einer Million Franken aus dem Vermögen Maurizios erhalten hat.

Vor Gericht haben sie gegen dieses Urteil angekämpft, waren selbst in diversen Schlagzeilen vorzufinden und haben dennoch nicht mit der Presse gesprochen.

Gefängnisbesuche bei ihrer Mutter

Nun bricht die inzwischen 41-jährige Allegra Gucci ihr Schweigen mit «Fin dei giochi» – etwa «Das Spiel ist vorbei» –, einem Buch über ihre Perspektive.

Ausschlag für das Buch gab der Film «House of Gucci», den sie als «schreckliche Karikatur» bezeichnet hat.

«Ridley Scotts Film stellt meinen Vater als Schwächling dar, als gebrochenen Mann. Das ist alles falsch. Und meine Mutter war eine schöne Frau, die ihn anzog. Papa war brillant und arbeitete hart», sagte sie in einem Interview mit dem «Corriere della Sera».

Im Buch erinnert sich Allegra Gucci daran, wie sich Freunde von der Familie abwandten. Und an all die Enttäuschungen, mit denen sie sich konfrontiert sah. Auch schreibt sie über die Gefängnisbesuche bei ihrer Mutter und wie sich ihr Verständnis des Mordes stets veränderte – durch Informationen am Fernsehen.

«Da hat sie es endlich zugegeben»

«Ich war von der Unschuld meiner Mutter überzeugt, ich wollte diese nach jahrelanger Recherche endlich ans Licht bringen», erzählt sie der italienischen Zeitung weiter.

Ein bisschen Klarheit erlangte sie erst, nachdem sie ihre Mutter im Fernsehen gesehen hatte. Reggiani sagte damals: «Ich bin nicht unschuldig, aber ich bin auch nicht schuldig.»

Sie habe es halb zugegeben. Das «nicht schuldig» bezog sich dabei auf die Ausnutzung ihrer Zerbrechlichkeit, die Manipulation anderer. «Ich habe sie angerufen und nach einer Erklärung gefragt. Da hat sie es endlich zugegeben: ‹Alles, was ich getan habe, habe ich für euch zwei getan.›»

Allegra Gucci beschreibt einen tiefen Abgrund, der sich da unter ihr aufmachte. «Meine Mutter ist das Gegenteil einer Motte. Sie wird von Dunkelheit angezogen.» Sie glaube zudem weiter daran, dass ihre Mutter eine gute Frau sei, jedoch sei sie sehr verletzbar. Bis heute begreife sie jedoch nicht, was ihre Mutter zum Mord an ihrem Vater getrieben habe.

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