Tanz mit dem Teufel Der konservative Albtraum thront an der Spitze der Charts

Von Monika Rufener

9.4.2021

Lil Nas X wird aus dem Garten Eden und vor Gericht geführt. Schliesslich landet er über eine lange Poledance-Stange in der Hölle, wo er den Teufel verführt.

(Quelle: Youtube/ Lil Nas X)

In «Montero» rappt Lil Nas X über schwule Liebe und gibt im Video dem Teufel einen aufreizenden Lapdance. Während die konservative Rechte darin den Untergang des Abendlandes sieht, klettert der Song an die Spitze der Charts.

Von Monika Rufener

Er ist jung, schwarz und einer der ersten öffentlich schwulen US-Rapper: Lil Nas X. Es ist anzunehmen, dass dies für viele konservative US-Amerikaner am rechten Rand schon Provokation genug sei.

Mit der Veröffentlichung des Videoclips zu seinem neuen Song «Montero (Call Me By Your Name)» hat der 21-Jährige für einige christliche Amerikaner nun aber endgültig die Pforten der Hölle geöffnet – und das im wortwörtlichen Sinn.

Durchbruch dank Cowboystiefeln und Country

Doch beginnen wir von vorne: Lil Nas X, der mit bürgerlichem Namen Montero Lamar Hill heisst, gelang das schier Unmögliche: Mit seiner ersten Single «Old Town Road» schaffte er es 2019 auf Platz 1 der Charts, doch nicht nur das: Mit insgesamt 19 Wochen an der Spitze der «Billboard Hot 100» wurde der Song gar zum erfolgreichsten Lied in der Geschichte der US-Charts.

«Old Town Road», eine Kollaboration mit dem US-Country-Star Billy Ray Cyrus, kam als sehr einprägsamer Mix zwischen Rap und Country daher – soweit noch alles gut für das konservative Lager.

Im Laufe des Jahres 2019 machte Lil Nas X erste Andeutungen zu seiner Homosexualität, die er dann später in mehreren Interviews bestätigte. Gegenüber der Journalistin Gayle King sagte er in der Sendung «CBS This Morning», dass er als Teenager versucht habe, seine Homosexualität wegzubeten.

Tanz mit dem Teufel

Seine neue Single «Montero» ist deshalb auch ein Befreiungsschlag für ihn: Der Song handelt von schwuler Liebe. Mit dem dazugehörigen Musikclip legt er dann noch eine Schippe drauf: Im Video wird der Rapper aus dem Garten Eden entlassen und vor Gericht geführt, welches ihn in die Hölle verbannt.

Dort angekommen, schmort der Rapper zum Schock super-konservativer Christen jedoch nicht im ewigen Fegefeuer, sondern gibt kurzerhand dem dort thronenden Teufel einen lasziven Lapdance. Ein absolutes No-Go für einige Konservative.

In den sozialen Medien wird der Rapper deshalb unter anderem als «diabolisch» und schlechtes Vorbild bezeichnet.

«Lil Nas X ist ein neues Level von teuflisch. Kontrolliert besser die Playlists eurer Kinder. Bleibt aufmerksam!»

«Lil Nas X wird gepriesen für seinen Tanz auf Satan. Kanye West wird kritisiert, weil er sein Leben Christus gegeben hat. Willkommen in 2021.»

Der Videoclip zu «Montero» war offenbar auch Thema in einer christlichen Messe. Ein Priester gerät in Rage:

Der US-Sender «Fox News» empört sich auch über das Timing der Video-Veröffentlichung in der Osterwoche:

Seine Fans hingegen reagieren belustigt über die Empörung.

«Fox News nach einer Massenschiesserei, Fox News, nachdem Lil Nas X Sex mit Satan hat.»

«Wieso seid ihr sauer auf Lil Nas X? Er hat Satan getötet, wir sollten dankbar sein.»

«‹Call me by your name› knallt zehnmal härter rein, wenn man weiss, wie empört die Leute darüber sind.»

Lil Nas X nimmt die Aufregung ebenfalls mit Humor. Gut lachen hat er auf jeden Fall: Der Song ist inzwischen in 19 Ländern an der Spitze der Spotify Streaming-Charts, unter anderem in der Schweiz.

«Ihr sagt alle, ich solle zur Hölle fahren, aber wenn ich das tue, ist es auch nicht recht.»