Missbrauchsprozess in New York So geht es für Prinz Andrew weiter

14.1.2022

Ärger am Horizont für Prinz Andrew, Herzog von York.
Ärger am Horizont für Prinz Andrew, Herzog von York.
Neil Hall/PA Wire/dpa

Ein Verfahren in den USA gegen Prinz Andrew wegen erzwungenen Sex mit einer Minderjährigen wird wahrscheinlicher. Welche Optionen hat der Royal – was blüht ihm? Das erklärt ein ehemaliger US-Bundesanwalt. 

Immer wieder hat Virginia Giuffre ihre schweren Vorwürfe gegen Prinz Andrew wiederholt: Er soll vor mehr als 20 Jahren Sex mit der damals Minderjährigen gehabt haben – sie wurde dabei eigenen Angaben zufolge von dem berüchtigten US-Multimillionär Jeffrey Epstein dazu gezwungen. Auch wenn Andrew die Vorwürfe kategorisch abstreitet, ging der Palast nun auf Distanz zu ihm – ein Prozess wird wahrscheinlicher. Wie es im Missbrauchsskandal weitergehen könnte.

Wie wahrscheinlich ist ein Prozess in den USA im Moment?

Rechtsexperte und Anwalt Neama Rahmani, ehemaliger US-Bundesanwalt: «Ich halte einen Prozess für sehr wahrscheinlich, fast für sicher», sagt der Experte.

Meistens würden zivile Klagen aussergerichtlich geklärt – dieser Fall aber liegt Rahmanis Meinung nach anders. Viele Opfer wollten nicht öffentlich aussagen, Giuffre dagegen sei sehr offen mit ihren Anschuldigungen umgegangen und wolle ihre Geschichte erzählen. Zudem sei ein Prozess ihre beste Möglichkeit, eine grosse Summe an Schadenersatz zu bekommen.

Die profilierte Anwältin Sarah Krissoff sieht die Möglichkeit eines zivilen Verfahrens dagegen deutlich skeptischer. Sie merkt an, dass Prinz Andrew ein grosses Interesse an einer aussergerichtlichen Einigung haben sollte, um peinliche detaillierte Schilderungen vor Gericht zu vermeiden. Deshalb könne er Giuffre womöglich einen guten Deal vorschlagen.



Wann könnte ein mögliches Gerichtsverfahren starten?

Bei einer Anhörung im November hatte Richter Lewis Kaplan den Herbst 2022 als mögliches Datum für ein Hauptverfahren genannt.

Mit welchem Richterspruch könnte Prinz Andrew rechnen?

Da es sich um eine Zivilklage handelt, kann es für Andrew neben einem weiteren Imageschaden nur um finanzielle Konsequenzen gehen. Jegliche geldwerten Besitztümer des Royals in den USA sowie Konten könnten für diesen Zweck dann ins Visier der Justiz geraten – sofern Virginia Giuffre recht bekommt. Haftstrafen oder Ähnliches sind aber nur in einem Strafprozess möglich.

Welche Optionen hat Andrew nun?

Theoretisch könnte der 61-Jährige mit dem Gericht zusammenarbeiten und versuchen, seine Unschuld zu beweisen. Experte Rahmani sieht das aber als sehr unwahrscheinlich: Erstens sei Prinz Andrew nicht verpflichtet, in die Vereinigten Staaten zu reisen, und könnte auch zu keiner Kooperation gezwungen werden. Zweitens berge jede Zusammenarbeit das Risiko, sich angreifbar für eine Strafanklage zu machen.

Es gibt also keine Möglichkeit, dass US-Behörden eine Auslieferung des Prinzen ersuchen könnten?

Zumindest nicht in Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Zivilverfahren.

Kann Andrew zu einer Aussage unter Eid gezwungen werden?

Auch das ist Rahmani zufolge nicht möglich. Der Duke of York könne zwar vom Richter zu einer Aussage aufgefordert werden. Doch wenn dieser nicht folge, bleibe dem Gericht höchstens übrig, der Jury die Anweisung zu erteilen, davon auszugehen, dass Prinz Andrew seine Aussage geschadet hätte.

Gibt es auch noch die Möglichkeit eines Strafprozesses?

Anwältin Krissoff gibt zu bedenken, dass die rechtlichen Hürden für eine Strafanklage auf US-Bundesebene sehr hoch seien. Kollege Rahmani spricht demgegenüber davon, dass dies «sicherlich eine Möglichkeit» sei. Ermittler hatten nach der Festnahme Jeffrey Epsteins das Gespräch zu Andrew als Zeugen gesucht, dies fand aber nie statt. Ob Staatsanwälte gezielt gegen ihn ermitteln oder ob es gar eine nicht veröffentlichte Anklage gibt, ist unklar. «Ich gehe davon aus, dass die US-Staatsanwaltschaft, wenn es genügend glaubwürdige Beweise gibt, jeden anklagen wird, der an dem sexuellen Missbrauch mit Epstein beteiligt war – ob es nun Prinz Andrew oder jemand anderes ist», sagt Rahmani.

Benno Schwinghammer, dpa

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