Vier Schweizer rudern über den Atlantik Schweizer rudern über den Atlantik: «Es gibt keinen absehbaren Ausweg»

von Nathalie Röllin, Redaktorin

29.6.2018

4600 Kilometer, 30 Tage und 1 Boot: Vier Schweizer machen sich auf, um den Atlantik zu überqueren. SRF zeigt am Freitagabend ihr Abenteuer. «Bluewin» hat die wilden Kerle dazu befragt.

Vier Schweizer wollen mit dem Ruderboot den Atlantik überqueren – 4600 Kilometer in gut 30 Tagen. Klingt irgendwie verrückt. Warum macht man so etwas?

«Einerseits hat es sich einfach richtig angefühlt , und ich war mir sicher, dass ich es irgendwann bereuen würde, wenn ich es nicht versucht hätte», sagt Marlin Strub (27), Captain auf der Expedition, zu «Bluewin». Sie seien alle an der Herausforderung gewachsen, ist der ETH-Student überzeugt. Seine Teamkollegen Laurenz Elsässer (27) und Yves Schultheiss (28) pflichten ihm bei. Er habe auf der Reise «unglaubliche Erinnerungen» sammeln können, die er bis zum Ende seines Lebens behalten werde, macht Schultheiss klar. Genau wie das «tiefe Bündnis», das die Vier geschlossen haben. Er habe «wahre Freundschaft gefunden», so der 28-Jährige.

Übel und kein Ende in Sicht

Auf ihrem Weg von den Kanaren nach Antigua in der Karibik mussten die Jungs viele Hürden nehmen. So wurde Laurenz Elsässer in den ersten paar Tagen von Seekrankheit geplagt. Die schlimmsten Momente für den jungen St. Galler während des Abenteuers.

Auch Marlin Strub hatte zu Beginn zu kämpfen. «Die schwierigste Zeit war für mich um Tag 5 herum», sagt er. Da haben die vier Sportler bereits rund eine Arbeitswoche nach einem völlig neuen Rhythmus gelebt: «Zwei Stunden rudern, zwei Stunden erholen». «Die Vorstellung, das noch länger als einen Monat durchziehen zu müssen, hat mir mentale Schwierigkeiten bereitet», sagt der 27-Jährige. Sein Kollege Laurenz konnte ihn jedoch «mit guter Musik» wieder aufmuntern. «Und ab diesem Tag habe ich einfach versucht, im Moment zu leben und meine aktuelle Situation zu verbessern.»

Yves Schultheiss hatte einen regelrechten «Kulturschock» in den ersten Tagen. «Man findet sich in einer Situation wieder, die grundsätzlich menschenfeindlich ist, und es gibt keinen absehbaren Ausweg, geschweige denn Rückzugsmöglichkeit. Bis dies einigermassen verdaut ist, stellt man sich so einigen Dämonen.» Für den Berner «die intensivste Erfahrung» während der Überfahrt.

Grenzerfahrungen auf hoher See

Vor eine weitere Herausforderung wurden die vier Männer gestellt, als ein Steuerruder brach. Die Freunde mussten eine Nacht lang auf Ersatz warten. Das Boot war währenddessen am sogenannten Para-Anker angekettet, der verhindert, dass es vom Wind zu stark zurückgetrieben wird. Yves Schultheiss erinnert sich: «Zu zweit eingepfercht in einer sarggrossen Kabine, das Geräusch der von der Zuglast des Para-Ankers knarrenden Kabinenwände in den Ohren und das Wissen, dass sich jede Minute, die verstreicht, die Position im Rennen verschlechtert.» Der pädagogische Betreuer kann sich Besseres vorstellen.

«Schlussendlich waren die ganzen 30 Tage eine Grenzerfahrung», erklärt uns Marlin Strub. Besonders in Erinnerung geblieben seien ihm aber jene Tage, «an denen wir nur knapp zwei Liter Wasser pro Tag und pro Person trinken konnten». Angst hatte er jedoch nie. Respekt aber schon. «Besonders in den dunklen Nächten und bei hohem Seegang habe ich einige Male leer geschluckt und war froh, nicht alleine auf dem Boot zu sein.»

Wiedersehen mit den Liebsten

Der schönste Augenblick ihrer Reise? Die Ankunft! Da sind sich die Ruderer einig. «Unbeschreiblich», erklärt Yves Schultheiss. «Es gab auch während der Überquerung immer wieder schöne Momente», ergänzt Marlin Strub. «Aber das Gefühl, in Antigua in den Hafen zu fahren, war unglaublich schön und gehört zu den besten Erlebnissen in meinem Leben. Das erste frische Essen, die erste Dusche, das trockene Bett und nicht zuletzt endlich die Familie und die engen Freunde in den Arm nehmen zu können – das war komplett überwältigend.» Das Wiedersehen mit seinen Liebsten war auch für Lorenz Elsässer das Grösste – und die «Schoggimandeln unmittelbar nach der Zieleinfahrt».

Alle vier Teile der Doku-Serie «Rudern am Limit» laufen am Stück am Freitag, 29. Juni, ab 17.05 Uhr auf SRF zwei. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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