«Tatort»-Check Was mache ich nach einer K.-o.-Tropfen-Attacke?

tsch

5.11.2023

Im Dresdener «Tatort: Was ihr nicht seht» wurden die Kommissarinnen mit Angriffen eines K.-o.-Tropfen-Täters auf Frauen konfrontiert. Was verbirgt sich hinter der Droge? Und kann man sich wehren, wenn man zum Opfer wurde?

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5.11.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Im Dresdener «Tatort: Was ihr nicht seht» erwachte eine junge Frau ohne Erinnerungen neben einem Mordopfer.
  • Erst während der Ermittlungen von Gorniak (Karin Hanczewski), Winkler (Cornelia Gröschel) und Schnabel (Martin Brambach) stellte sich heraus: Die Frau war zuvor mit K.-o.-Tropfen betäubt worden.
  • Wird man selbst Opfer einer Attacke mit K.-o.-Tropfen, ist eine schnelle Reaktion gefragt: Schon innerhalb weniger Stunden ist die Substanz nicht mehr nachweisbar.

Der Dresdener «Tatort: Was ihr nicht seht» – ein neuer Fall von Gorniak (Karin Hanczewski), Winkler (Cornelia Gröschel) und Schnabel (Martin Brambach) – begann sehr blutig, wurde dann aber zur akribischen, ja fast ruhigen Ermittlungsarbeit.

Erst am Ende band eine fast unnötige Thriller-Handlung den Sachsen-Krimi ab. Thema des Falles waren die perfiden Angriffe eines K.-o.-Tropfen-Täters auf Frauen.

Doch wie funktionieren diese Delikte tatsächlich?

Worum ging es?

Neben einem erstochenen Mann erwachte dessen Freundin Sarah Monet (Deniz Orta) im gemeinsamen Bett und ohne Erinnerung. Auch an der Haupttatverdächtigen, die Kommissarin Leo Winkler «von früher» gut kannte, klebte eine Menge Blut.

Die Indizien wiesen auf eine Beziehungstat hin. Hatte Sarah ihren Freund vielleicht im Drogenrausch getötet?

Über Spurensicherung, Gerichtsmedizin und Verhöre mit Sarah sollte geklärt werden, wie wahrscheinlich das Offensichtliche war. Und natürlich auch mit der Frage, welche «alternativen Tathergänge» es geben könnte.

Worum ging es wirklich?

Der Dresden-Fall (Buch: Peter Dommaschk, Ralf Leuther und Lena Stahl, die auch Regie führte) zeigte sich zu Beginn als erstaunlich ruhiger, akribischer Ermittlerkrimi, in dem man einiges über Spurensicherung, Drogen-Screenings und polizeiliche Ermittlungs-Logik lernen konnte. Es war der vielleicht stärkste Part des «Tatorts», der sich nach einer Wendung dann doch noch zum Thriller umformte.

Das grosse Thema des Krimis, Angriffe durch K.-o.-Tropfen, wurde erst spät gelüftet. Was allerdings auch mit der Realität übereinstimmt, in der Fälle oft nicht erkannt werden.

Was genau sind K.-o. Tropfen?

Die Fachstelle «Lara» für sexualisierte Gewalt an Frauen schreibt dazu: «K.-o.-Tropfen (auch Knockout-Tropfen) werden Opfern in der Regel unbemerkt oder heimlich verabreicht.

Betroffene können sich kaum oder nur bruchstückhaft an sexuelle Übergriffe erinnern. Täter reden Frauen häufig ein, dass es sich um einvernehmlichen Sex gehandelt habe.»

Als K.-o.-Tropfen kommt eine Vielzahl von Substanzen in Betracht, darunter hochwirksame Psychopharmaka (Barbiturate, Benzodiazepine) oder Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB, auch Liquid Ecstasy genannt).

Wie wirken K-.o.-Tropfen?

Die Wirkung tritt 10 bis 30 Minuten nach Einnahme auf und ist dosisabhängig. So wirkt GHB in niedriger Dosierung entspannend. Es kann ein gesteigertes Kontaktbedürfnis auftreten, auch eine sexuelle Stimulierung oder Potenzförderung wird beschrieben.

Mit steigender Dosis wirkt GHB zunehmend berauschend, und es kann ein komaähnlicher Zustand eintreten. Zusätzlich wird über Übelkeit, Brechreiz, Wahrnehmungsstörungen, Benommenheit, ein Zustand wie «in Watte gepackt», «willenlos» und «bewegungsunfähig» berichtet.

Was tue ich, wenn ich zum Opfer wurde?

Das Institut für Rechtsmedizin der Polizei Basel-Stadt empfiehlt: «Wenn Sie vermuten, dass Ihnen unbewusst Betäubungsmittel oder Medikamente verabreicht wurden, kann ein toxikologischer Nachweis nur bestimmte Zeit in Blut oder Urin nachgewiesen werden.» Schon nach spätestens zwölf Stunden seien die Spuren von GHB verflogen.

Entsprechend lautet der Rat der Polizei Basel-Stadt: «Gehen Sie deshalb sofort zur Polizei und bestehen Sie darauf, dass die Blut- und Urinproben so schnell wie möglich abgenommen werden.»

Anerkannte, kostenlose Opferhilfestellen, an die man sich wenden kann, sind im Anschluss etwa Lantana, Fachstelle Opferhilfe bei sexueller Gewalt in Bern (Telefon 031 313 14 00) und Vista, Fachstelle Opferhilfe bei sexueller und häuslicher Gewalt, in Thun (033 225 05 60).

Wie geht es beim Dresdener «Tatort» weiter?

Wie im Mai bekannt wurde, verabschiedet sich Schauspielerin Karin Hanczewski aus der Sachsen-Metropole. Ihre Ermittlerin Karin Gorniak ist aber noch bis Anfang 2025 zu sehen. Ihr letzter Film soll den Namen «Herz der Dunkelheit» tragen, er wurde bereits im Mai 2023 abgedreht.

Davor wird noch die Folge «Unter Feuer» zu sehen sein, die ebenfalls 2023 gedreht wurde. Wie Karin Hanczewski aus ihrer Rolle, die sie seit Beginn des Dresden-Krimis im März 2016 spielt, verabschiedet wird, ist derzeit noch geheim.



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