Letzte Reise der QueenAllein schon der Eichensarg konserviert den Leichnam für Tage
Herbert Aichinger
17.9.2022
Vom Tod der britischen Monarchin bis zur Bestattung vergehen elf Tage. Wie wird sichergestellt, dass der Leichnam so lange unversehrt bleibt?
Herbert Aichinger
17.09.2022, 21:04
18.09.2022, 08:51
Herbert Aichinger
Seit ihrem Ableben am 8. September auf dem schottischen Schloss Balmoral haben die sterblichen Überreste von Queen Elizabeth II. einen langen Weg zurückgelegt: Zuerst konnten sich die Menschen im schottischen Edinburgh von ihr verabschieden, bevor der Leichnam mit einem Flugzeug der Royal Air Force nach London überführt wurde.
Am vergangenen Mittwoch trat die Queen dann ihre letzte Reise vom Buckingham-Palast zur Westminster Hall an. Dort haben Trauernde noch am Wochenende 23 Stunden am Tag die Möglichkeit, ihrer Königin die letzte Ehre zu erweisen. In den elf Tagen seit ihrem Tod bis zum Staatsbegräbnis am kommenden Montag hat Elizabeth II. dann nochmals etwa 300 Kilometer durchs Vereinigte Königreich zurückgelegt.
Wie wurde Elizabeth II. für ihre letzte Reise vorbereitet?
Menschen in aller Welt fragen sich, ob der Körper der Verstorbenen diese lange Zeit ohne Verfallserscheinungen überstehen kann. Welche Vorkehrungen mussten dafür getroffen werden?
Es gibt hierzu keine offiziellen Verlautbarungen. Es ist nicht bekannt, ob Queen Elizabeth II. zu Lebzeiten selbst die Einzelheiten ihrer Bestattung verfügt hat. Im britischen Königshaus wurden hierfür auch keine einheitlichen Regelungen getroffen.
Während Queen Elizabeth I. nach ihrem Tod im Jahr 1603 einbalsamiert wurde, verbat sich Königin Victoria ausdrücklich dieses Ritual. Prinzessin Margaret, die Schwester von Elizabeth II., hingegen wünschte sich eine Feuerbestattung.
Die hygienische Grundversorgung für eine würdevolle Bestattung
Sicherlich nahmen die Bestatter auch an der britischen Monarchin eine hygienische Totenversorgung vor, wie sie in den meisten westlichen Ländern üblich ist: Dabei wird der gesamte Körper gereinigt, desinfiziert und eingecremt. Körperöffnungen werden verschlossen, damit keine Flüssigkeit austreten kann.
Man schliesst die Augen und verhindert mit einer unsichtbaren medizinischen Naht, dass sich der Mund beim Erschlaffen der Muskeln öffnet. Man wäscht und kämmt die Haare, pflegt Finger- und Zehennägel, kleidet die Verstorbenen würdevoll an, damit sie bei der Aufbahrung im offenen Sarg wie schlafend wirken.
Sarg mit konservierender Wirkung
Unter normalen Bedingungen wäre eine Einbalsamierung über die hygienische Grundversorgung hinaus bei Queen Elizabeth II. wahrscheinlich nicht erforderlich. Denn die Königin wurde sowohl in Schottland als auch in London in einem geschlossenen Eichensarg aufgebahrt.
Dieser steht laut Times für die Queen bereits seit über 30 Jahren bereit, ist mit Blei ausgekleidet und nun luftdicht verschlossen. Allein dadurch wird der Verfallsprozess des Körpers erheblich verlangsamt. Die spezielle Konstruktion macht den Sarg allerdings auch besonders schwer. Statt der üblichen sechs Sargträger erfordert das Gewicht acht kräftige Männer.
Einbalsamierung in England verbreiteter als in der Schweiz
Speziell für die offene Aufbahrung kommen Techniken der Thanatopraxie zur Anwendung. Das Ziel ist dabei, Verstorbenen ein möglichst ästhetisches Erscheinungsbild zu verleihen, Wunden oder Verletzungen zu kaschieren oder die Verwesung durch Einbalsamierung zu verzögern.
Hygiene und das Abtöten von Keimen und Bakterien sind dabei von entscheidender Bedeutung. In der Schweiz balsamiert man Leichname vor allem ein, wenn sie ins Ausland überführt werden müssen.
Manche Experten gehen dennoch davon aus, dass der Körper der britischen Monarchin bereits am Sterbeort einbalsamiert worden ist, um die lange Zeit bis zum Begräbnis in der St George’s Chapel in Windsor gut zu überstehen.
Wie funktioniert «Modern Embalming»?
Die moderne Einbalsamierungsmethode gestaltet sich recht aufwendig: Zunächst werden alle Körperflüssigkeiten so gut wie möglich aus dem Leichnam ausgeleitet und dann meist durch eine formaldehydhaltige, desinfizierende Lösung ersetzt. Diese wirkt antibakteriell und damit verwesungshemmend. So lässt sich der Verfallsprozess auch ohne Kühlungsprozess um mehrere Wochen hinauszögern.