Frank Baumann «Ich frage mich, ob Daniel Kochs Hunde auch Mundschutz tragen»

Von Sulamith Ehrensperger

10.6.2020

Geniesst seinen Ruhestand: «Mister Corona» Daniel Koch. Und geht ganz nebenbei bei Instagram viral.
Geniesst seinen Ruhestand: «Mister Corona» Daniel Koch. Und geht ganz nebenbei bei Instagram viral.
Bild: Instagram/Daniel Koch

Seine trockenen Sprüche machten Daniel Koch zum Liebling der Nation. Nun soll «Mister Corona» für seinen Humor ausgezeichnet werden – und nochmals im Anzug baden gehen, wie Frank Baumann hofft.

Herr Baumann, «Mister Corona» könnte für seinen Sinn für Humor mit der «Arosa Humorschaufel» ausgezeichnet werden. Warum finden Sie Daniel Koch witzig?

Von Bedenkenträgern kennen wir das sonst nicht, dass sie auch eine muntere Seite haben können. Aber ich meine, wenn Daniel Koch verwegen mit einem schlecht sitzenden Anzug – das zeugt auch schon von viel Humor – und einer unpassenden Krawatte – das ist fast noch lustiger – in die Aare reinspringt, dann ist er entweder verzweifelt oder hat viel Humor.

Ob er Letzteres tatsächlich hat, wollen Sie jetzt herausfinden: Sie haben «Mr. Corona» eingeladen, ein weiteres Mal im Anzug baden zu gehen. Wie werden Sie ihn dazu kriegen?

Ich glaube, man muss ihm einfach sagen, dass der Obersee in Arosa im Hochsommer wesentlich weniger kalt ist wie die Aare, in die er im Anzug sprang. Und im Gegensatz zur Aare kann man aus diesem klaren Bergsee erst noch trinken.

Was mögen Sie an seinem Humor?

Es muss nicht jemand der grösste Clown der Welt sein, um witzig zu sein. Die «Arosa Humorschaufel» ist übrigens kein Witz, sondern eine Ehrenbekundung. Die Auszeichnung haben unter anderem Persönlichkeiten wie die alt Bundesrätinnen Doris Leuthard oder Eveline Widmer-Schlumpf gewonnen. Es geht um ein gewisses Humorverständnis, darum, sich unter der Nebeldecke mit einem gewissen Schalk bemerkbar zu machen. Koch war während der Medienkonferenzen stets stoisch, aber die eine oder andere seiner Bemerkungen hat uns den Eindruck gegeben, dass er über viel Humor verfügen müsse. Ich fragte mich, ob seine Hunde auch Mundschutz tragen.

Zur Person

Frank Baumann ist Regisseur, Bestsellerautor, Creative Director und Direktor des Arosa Humorfestivals. Baumann betreibt die Wörterseh GmbH. Mit seinem Programm setzt der Verlag auf Menschen und deren Geschichten.

Warum haben Beamte gewöhnlich so wenig Humor?

Der Beamte ist eigentlich überschlafen, und wir alle wissen, wer aus dem Schlaf geweckt wird, ist selten übertrieben fröhlich. Es wäre für die Psychohygiene vieler Beamten sicher nicht schlecht, wenn sie im Schnitt mehr Humor zeigten. Auf der anderen Seite wollen wir als Bevölkerung seriöse Führungspersönlichkeiten sehen – und keine Spassvögel. Daher finde ich es gut, dass Bundesrat Alain Berset nicht gerade der Allerlustigste ist, wenn man ihn am Fernsehen sieht. Wobei ich auch bei ihm immer wieder einmal ein Augenzwinkern bemerke.

Humor kann auch eine ziemliche Gratwanderung sein.

Ich glaube, es ist Menschlichkeit, die einen positiv berührt. Aber es ist wie beim Fliegen, die Grundfrage lautet: Willst du fliegen oder lachen? Es bringt uns gar nichts, wenn der Pilot eine Clownsnase trägt, uns aber informiert, dass ein Triebwerk im Eimer ist. Auch andere Berufe, etwa die Chirurgen oder Bergführer, müssen eine gewisse Ernsthaftigkeit ausstrahlen. Es wäre daher nicht gut, wenn ein Gremium, das über einen Lockdown und seine weitreichenden Folgen entscheidet, wie das Cabaret Divertimento auftreten würde.

Frank Baumann ist Regisseur, Bestsellerautor, Creative Director und Direktor des Arosa Humorfestivals.
Frank Baumann ist Regisseur, Bestsellerautor, Creative Director und Direktor des Arosa Humorfestivals.
Bild: Peter Knup

Hat die Corona-Krise eine neue Form von Humor geboren?

Ich glaube, jede Krise inspiriert Leute, die sich professionell mit Humor befassen, diese zu thematisieren und auszudrücken. Wegen des Shutdowns hatten sie ja ausserdem keine Plattform mehr, also haben sie neue Wege in der virtuellen Welt gesucht. Ich meinte, viele von ihnen haben dies sehr gut gemacht. Was mich noch mehr fasziniert hat, ist, wie viele Nichtkomiker, also User dieser Plattformen, teilweise extrem kreative Beiträge gepostet haben.

Haben Sie ein Beispiel im Kopf?

Ein Typ erzählte in einem Video, er fände den Lockdown schampar lässig, er und seine Frau seien sich viel nähergekommen, und ihre Beziehung lebe auf. Parallel dazu hielt er aber immer wieder Kartonpappen mit Hilferufen in die Kamera: «Holt mich hier raus, sie hört mit», «SOS, das ist ein Hilferuf» und so weiter. Es gab ganz viele weitere solcher munteren Beiträge.

Wie wichtig ist Humor in diesen schrägen Zeiten?

Lachen ist immer ein gutes Ventil. Ich glaube, mit Humor geht vieles einfacher. Aber der Treiber in Krisen ist, dass Menschen, die sich pointiert äussern, es gern mit einem solchen Thema aufnehmen. Es ist ein spannender Inhalt, auch für das Publikum.

Was bringt Sie so richtig zum Lachen?

Ich finde Humor dann gut, wenn er gescheit ist. Platter Humor ist nicht so mein Ding. Der ist so fade wie ein Fussballmatch ohne Raffinement. Ich finde es geil, wenn einer mal noch einen Absatztrick oder einen Fallrückzieher zeigt.

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