22 Sonntags-Fragen Siegmund Tischendorf: «Ich bin ein Karnivore mit schlechtem Gewissen»

Von Bruno Bötschi

6.11.2022

«Unlängst war ich im Grossmünster und staunte wieder einmal über diese protestantische Kahlheit. Diese Kirche steht definitiv nicht zufällig so in Zürich»: Siegmund Tischendorf.
«Unlängst war ich im Grossmünster und staunte wieder einmal über diese protestantische Kahlheit. Diese Kirche steht definitiv nicht zufällig so in Zürich»: Siegmund Tischendorf.
Bild: zVg

Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel? Bei welchem Song stürmen Sie sofort auf die Tanzfläche? Heute stellen wir unsere 22 Sonntags-Fragen Schauspieler und «Caveman»-Darsteller Siegmund Tischendorf.

Von Bruno Bötschi

6.11.2022

Jeden Sonntag stellt blue News einem Menschen aus Gesellschaft, Kultur, Sport, Wirtschaft oder Politik 22 Fragen, um zu erfahren, was sie oder er am Wochenende tut oder lässt – und was der schönste Moment in den vergangenen Tagen war.

Heutiger Gast ist Siegmund Tischendorf.

Der Schauspieler brachte 2001 den Monolog «Caveman» in der Schweiz auf die Bühne. Darin erklärte er, im Herzen noch immer Höhlenbewohner, anhand der Evolutionsgeschichte den Unterschied zwischen Mann und Frau.

«Caveman» zählt zu den grossen Erfolgsproduktionen hierzulande, dabei war der heute 68-jähriger Tischendorf ohne mediale Unterstützung in sein Abenteuer gestartet. Nun kehrt er nochmals als «Caveman» zurück. Tickets gibt es hier. 

1. Siegmund Tischendorf, was bedeutet Wochenende für Sie – in einem Wort?

Vor Corona «Bühne», nach Corona «mal schauen was geht» oder als ein Wort «uff».

2. Was war der schönste Moment in den vergangenen Wochen?

Montagmorgen. Da liegt die Woche noch jungfräulich vor mir und all die grossartigen Dinge, die ich in dieser Woche vollbringen will, liegen noch im Dornröschenschlaf. Oft kann ich sie die ganze Woche nicht wecken.

3. Wenn Sie die Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit?

Es kommt auf die Gemütslage an. Heute klar nein. Aber wer kennt sich schon so genau und in jeder Lebenslage.

4. Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel?

Rotwein, Schokolade und ein Stück Fleisch. Wenn es geht, direkt ab Bauernhof. Ich bin ein Karnivore mit schlechtem Gewissen.

5. Bei welcher Modedesignerin, bei welchem Modedesigner lassen Sie Ihr Geld?

Labels sind für mich nicht wichtig. Einzig bei Schuhen setze ich seit Jahren auf Ludwig Reiter. Schuhe sind ganz wichtig und natürlich müssen sie auch gepflegt sein. Seit ich mir damals in München bei den Gebrüdern Mayer, gegenüber vom Residenztheater, das Schuhputz-Video «Vom Glanz zur echten Herrlichkeit» gekauft habe, weiss ich, dass ich da nicht ganz falsch liege.



6. Mit wem würden Sie gern einmal zu Abend essen? Die Person darf auch bereits tot sein.

Mit meinen Eltern und ihnen erzählen, was seit ihrem Tod so lief und fragen, wie sie das finden.

7. Wer ist der beste James-Bond-Darsteller? Und warum?

Sean Connery, weil er der erste war, den ich gesehen habe, und ich nach dem österreichischen Zoologen Konrad Lorenz, wie eine kleine Graugans nach dem Schlüpfen, auf ihn geprägt wurde.

8. Welche TV-Serie schauen Sie gerade?

«Babylon Berlin». Deutsche Serien sind ja in der Regel nicht so beliebt. Aber da ist etwas gelungen, womit deutsches Filmschaffen durchaus international konkurrieren kann. Grossartig, wie die Weimarer Republik hier filmisch inklusive dem «Tanz auf dem Vulkan» gezeigt wird.

9. Welches Konzert haben Sie zuletzt besucht?

Chopin-Klavierkonzert in der Tonhalle mit dem kroatischen Pianisten Ivo Pogorelich.

10. Bei welchem Song lassen Sie sofort alles stehen und liegen und stürmen die Tanzfläche?

Jetzt bin ich mal altmodisch: Dimitri Shostakovich, Walzer Nr. 2.

«Schuhe sind ganz wichtig und natürlich müssen sie auch gepflegt sein»: Siegmund Tischendorf.
«Schuhe sind ganz wichtig und natürlich müssen sie auch gepflegt sein»: Siegmund Tischendorf.
Bild: zVg

11. Wie lange bleiben Sie am Sonntag im Bett, nachdem Sie aufgewacht sind?

Sonntags genauso wie während der Woche. Ich stehe auf, wenn ich wach bin. Dieser Fragebogen ist eindeutig zu sonntagslastig.

12. Frühstück im Bett – ja oder nein?

Nein, die ganzen Krümel und so ...

13. Wann sind Sie zuletzt in ein Gotteshaus gegangen?

Unlängst war ich im Grossmünster und staunte wieder einmal über diese protestantische Kahlheit. Trotzdem beeindruckend. Diese Kirche steht definitiv nicht zufällig so in Zürich.

14. Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten?

Kreditkarte und Alka-Seltzer.

15. Gibt es ein Ritual, das Sie jeden Sonntag pflegen?

Ja. Ich lade mir die «NZZ am Sonntag» auf mein iPad. Die liebe ich auch wegen der vielen bunten Bilder. Während der Woche wird damit gegeizt. Und das ist gut so.

16. Freiburger Fondue Moitié-Moitié oder Tessiner Risotto?

Eindeutig Moitié-Moitié.



17. Das beste Fortbewegungsmittel, das Sie je besessen haben?

Das Beste, im Sinne von Emotionalität, war schon mein lindgrüner Renault 4. Das Beste, im Sinne von Technik und Design, war der Rolls-Royce Phantom. Den durfte ich aber nur leihweise für zehn Tage zum whisper advertising durch die Schweiz kutschieren.

Und noch eine kleine Anekdote dazu: Der Auftraggeber für Rolls-Royce war eine Werbeagentur. Nach meinem Job haben sie sich aus Neugier «Caveman» angesehen und waren bestürzt, was für einem Barbaren sie ihren Phantom anvertraut hatten.

18. Locarno oder Lugano?

Egal, Hauptsache Spanien.

19. Wenn Sie das Wort Romandie hören: Woran denken Sie?

Genf, UNO, Röstigraben, Rösti, Zürcher Geschnetzeltes (mit Rösti).

20. Was tun Sie am Wochenende zu wenig?

Ich weiss es nicht. Vielleicht schlafen …

21. Welches hartnäckige Gerücht über Sie ist schlichtweg nicht wahr?

Dass ich zu viel Rotwein trinke und Deutscher bin.

22. Ihr Lieblingswitz?

Mit den Witzen ist es so eine Sache. Sie begleiten einen eine Zeit lang, dann sind sie wieder weg und unauffindbar. In den letzten Jahren habe ich bemerkt, dass der gepflegte Herrenwitz wieder mehr in meinen Fokus kam. Wahrscheinlich eine Altersfrage. Diese Witze darf ich hier aber nicht erzählen. Oder doch? Sie sind dann doch nicht immer so gepflegt. Kleiner Hinweis: Einfach mal «Witz Timbuktu» googeln.

Siegmund Tischendorf hat den Fragebogen schriftlich ausgefüllt.


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