9 Ziele für 9 Euro So reist auch du mit einem Zehnernötli durch Deutschland

Von Oliver Kohlmaier

1.6.2022

Ab heute kann jeder mit einem verbilligten Billett durch ganz Deutschland reisen — zumindest mit dem öffentlichen Nahverkehr. Wir stellen neun lohnende Reiseziele in Süddeutschland vor.

Von Oliver Kohlmaier

1.6.2022

Das sogenannte 9-Euro-Ticket ist beim nördlichen Nachbarn in aller Munde. Für drei Monate können Fahrgäste für umgerechnet rund 9.30 Franken pro Monat durch Deutschland reisen, ausgenommen sind die Fernzüge der Deutschen Bahn, also Intercity, Eurocity oder Intercity Express.

Coronamassnahmen

Anders als in der Schweiz gilt im öffentlichen Nahverkehr in Deutschland bis auf Weiteres eine Maskenpflicht. Wer in den Zug steigt, muss somit eine Schutzmaske tragen. Ein 3G-Nachweis für die Einreise nach Deutschland braucht es jedoch nicht mehr.

Alle können das Ticket erwerben — also auch Menschen aus der Schweiz. Ob schon zu Pfingsten oder aber in den Sommerferien, Zeit ist genug.

Es ist ein unschlagbares Angebot: Das Billett berechtigt zur Nutzung des kompletten öffentlichen Personennahverkehrs — es gilt für U-Bahnen in Grossstädten bis hin zum sogenannten Regional Express, den schnellsten Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn.

Wer somit etwas mehr Zeit mitbringt, kann mit mehrmaligem Umsteigen auch durch das ganze Land reisen — etwa nach Sylt.

Für einen Ausflug mit Nahverkehrszügen ist die Nordsee-Insel allerdings wohl doch etwas zu weit weg. Doch auch im Süden Deutschlands gibt es zahlreiche attraktive Reiseziele. Wir stellen neun davon vor:

Lindau

Lindau wartet auf der anderen Seite des Bodensees.
Lindau wartet auf der anderen Seite des Bodensees.
Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Keystone

Auf der deutschen Seite des Bodensees befindet sich das hübsche Städtchen Lindau. Weil die Bodensee-Schifffahrt vom günstigen Billett ausgenommen ist, müssen Besucher*innen gleichsam um den See herumfahren. So geht es etwa von Schaffhausen über Singen und Friedrichshafen nach Lindau, das sich bereits im schwäbischen Teil Bayerns befindet.

Der Bahnhof liegt auf einer (Halb-)Insel, die historische Altstadt mit seinen bunten Herrenhäusern und engen Gassen befindet sich ebenso dort. Nicht fehlen beim Stadtrundgang darf der Hafen von Lindau, an dessen Einfahrt ein prächtiger bayerischer Löwe wacht, flankiert durch den südlichsten Leuchtturm Deutschlands, zugleich Bayerns einziger.

Ulm

Auch Ulm ist hervorragend mit den Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn zu erreichen, hat vor allem für Kulturinteressierte einiges zu bieten. Die unbedingt sehenswerte, gemütliche Altstadt befindet sich direkt an der Donau.

Unbestrittenes Highlight ist allerdings das bedeutende gotische Kulturdenkmal Ulmer Münster, das mit dem höchsten Kirchturm der Welt aufwarten kann — ganze 161,5 Meter ragt das weithin sichtbare Bauwerk in den Himmel.

In die Laufzeit des 9-Euro-Tickets fällt das sogenannte Ulmer Zelt, ein Kulturfestival mit zahlreichen Veranstaltungen von Musik bis Kabarett. Noch bis zum 2. Juli treten hier zahlreiche Künstler*innen auf.

Tübingen

Der Bootsführer im Stocherkahn erklärt Tourist*innen die Neckarfront in Tübingen.
Der Bootsführer im Stocherkahn erklärt Tourist*innen die Neckarfront in Tübingen.
Doris Burger/dpa-tmn

Tübingen ist mit der 1477 gegründeten Eberhard-Karls-Universität eine der ältesten Universitätsstädte Deutschlands — rund ein Drittel der Bevölkerung besteht aus Student*innen. Allein die gut erhaltenen Gebäude sind einen Besuch wert, die Stadt am Neckar hat aber auch darüber hinaus einiges zu bieten: Die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und uralten Fachwerkhäusern lädt gerade im Sommer zum Flanieren ein. 

Wer mag, kann die Neckarfront mit dem Hölderlinturm auch vom Boot aus bewundern und mit den charakteristischen Tübinger Stocherkähnen den Neckar entlanggondeln.

Mit dem 9-Euro-Ticket ist Tübingen sehr gut zu erreichen. Ab Schaffhausen verkehrt stündlich eine Regionalbahn nach Singen, von dort geht es über Horb weiter nach Tübingen.

Schwarzwald (Titisee)

Herrliche Fernsicht vom Feldberg auf den Schwarzwald.
Herrliche Fernsicht vom Feldberg auf den Schwarzwald.
Klaus Hansen/Schwarzwald Tourismus

Der Schwarzwald in Baden-Württemberg ist seit jeher ein beliebtes Ausflugsziel für Tourist*innen auch aus der Schweiz. So günstig wie jetzt war es jedoch wohl noch nie möglich, die Region zu erreichen. 

Um das Mittelgebirge zu entdecken, starten Besucher*innen am besten mittendrin, in Titisee-Neustadt. Der Kurort liegt malerisch östlich des Feldbergs im Hochschwarzwald. Vor allem Natur- und Sportfans kommen in dieser Region voll auf ihre Kosten.

Freiburg im Breisgau

Freiburg im Breisgau befindet sich ebenso am Rand des Schwarzwalds. Die Stadt gilt als das Tor zur Ferienregion, hat aber selbst einiges zu bieten.

Wenngleich grosse Teile der historischen Freiburger Altstadt bei alliierten Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, blieben die wichtigsten Gebäude wie durch ein Wunder verschont — so etwa das Wahrzeichen der Stadt, das Freiburger Münster. Von dort geniessen Besucher*innen einen grandiosen Rundblick über die Altstadt sowie den Schwarzwald.

Freiburg ist durch seine Lage übrigens eine der wärmsten Grossstädte Deutschlands. Abkühlung verspricht ein kühles Bier in einem der vielen charmanten Cafès der Altstadt.

Baden-Baden

Die Trinkhalle in Baden-Baden.
Die Trinkhalle in Baden-Baden.
Uli Deck/dpa

Die am Rande des Schwarzwalds gelegene Stadt geniesst einen internationalen Ruf als mondäner Kurort und bezeichnet sich selbst als «die kleinste Weltstadt». Nicht ganz zu Unrecht, denn hierher kommen bereits seit dem 19. Jahrhundert Gäste aus aller Welt.

Schon die Römer nutzten die heissen Thermalquellen und errichteten zahlreiche Bäder in dem Gebiet. Seit dem vergangenen Jahr darf sich Baden-Baden UNESCO-Kulturerbe nennen. Zusammen mit zehn anderen Orten ist die Stadt nun eine der elf «bedeutenden Kurstädte Europas». 

Schloss Neuschwanstein (Füssen)

Das Schloss Neuschwanstein in Bayern zieht Besucher*innen aus aller Welt an.
Das Schloss Neuschwanstein in Bayern zieht Besucher*innen aus aller Welt an.
Karl-Josef Hildenbrand/Archiv/dpa

Im südöstlichen Allgäu in Bayern befindet sich einer der bekanntesten Touristen-Hotspots Deutschlands. Das Vermächtnis des bayerischen «Märchenkönigs» Ludwig II. zieht Besucher*innen aus aller Welt an und diente Walt Disney einst als Vorbild für das Sleeping-Beauty-Schloss im Disneyland Resort im kalifornischen Anaheim.

Wer schon dort ist oder den Besucherscharen am Schloss Neuschwanstein ausweichen will, nimmt das unweit gelegene Schloss Hohenschwangau gleich mit.

Auch die Stadt Füssen selbst sollten sich Besucher*innen nicht entgehen lassen. Ihre Ursprünge reichen bis in die Zeit der Römer zurück, durch das Gebiet verläuft die berühmte Via Claudia Augusta, eine bedeutende Alpentransversale von Norditalien in das bayerische Alpenvorland bis nach Augsburg.

München

Auch das Münchner Umland – hier der Starnberger See – lädt zu ausgiebigen Entdeckungsreisen ein.
Auch das Münchner Umland – hier der Starnberger See – lädt zu ausgiebigen Entdeckungsreisen ein.
Angelika Warmuth/dpa

Auch wenn die Reise etwas länger dauert, die bayerische Landeshauptstadt ist ebenso relativ komfortabel mit Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn zu erreichen. Darüber hinaus bieten sich den Reisenden durch das dichte Netz des Münchner Verkehrsverbunds unzählige Möglichkeiten zur Entdeckung der Stadt und des Umlands.

Die Millionenmetropole bietet dabei für jeden etwas: bayerische und internationale Küche, ein renommiertes Opernhaus, zahlreiche Museen und nicht zuletzt die unzähligen Biergärten, die sich überall im Stadtgebiet finden.

Doch auch das Münchner Umland mit seinen zahlreichen Seen, Klöstern sowie das südlich gelegene Alpenvorland hat einiges zu bieten. Dorthin geht es mit der S-Bahn, mit der sich auch der Starnberger See oder der Ammersee erreichen lassen.

Augsburg

Die grösste Stadt im schwäbischen Teil Bayerns steht ein wenig im Schatten der Millionenmetropole München, ist aber jederzeit einen Ausflug wert. Augsburg wurde von den Söhnen des berühmten römischen Kaisers Augustus gegründet und ist somit eine der ältesten Städte Deutschlands.

Zu den bedeutensten Kulturdenkmälern der Fuggerstadt zählt neben der Fuggerei auch das prächtige Rathaus, das als eines der wichtigsten Profanbauten der Renaissance nördlich der Alpen gilt. Einen Besuch wert ist zudem die Augsburger Puppenkiste.

Wer beim Schlendern durch die Stadt genau hinhört, wird womöglich einen bayerischen Einschlag vernehmen, je weiter es nach Osten geht. Denn durch Augsburg verläuft eine bedeutende Sprachgrenze zwischen den bayerischen und schwäbischen Dialekten.