Kühlschrank neu einstellen Stromsparen muss nicht auf Kosten der Lebensmittel gehen

Von Herbert Aichinger

15.10.2022

Mit der richtigen Lagerung von Lebensmitteln lässt sich auch bei wärmeren Temperaturen viel Energie sparen.
Mit der richtigen Lagerung von Lebensmitteln lässt sich auch bei wärmeren Temperaturen viel Energie sparen.
Gaetan Bally/KEYSTONE

Der Bundesrat empfiehlt, die Temperatur im Kühlschrank von 5 auf 7 Grad zu erhöhen. Verkürzt sich so die Haltbarkeit für Lebensmittel? Nicht, wenn man weiss, worauf es zu achten gilt.

Von Herbert Aichinger

Nicht erst seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine sollte man der Umwelt zuliebe Strom sparen. Doch seit Putins Krieg ist es offizielle Anordnung der Landesregierung, zumindest im kommenden Winter den eigenen Energiebedarf zu drosseln, wo es möglich ist.

Einer der grössten Energiefresser im Haushalten ist der Kühlschrank. Und deshalb schlägt der Bundesrat vor, die Kühltemperatur für Lebensmittel von 5 auf 7 Grad zu erhöhen. Den Gefrierschrank sollte man nur auf –18 Grad herunterkühlen. So liesse sich schon viel Energie sparen. Eine Empfehlung, die für reichlich Diskussionen sorgt.

Coop bleibt skeptisch

Corinne Gantenbein ist Dozentin und Lebensmittelbiologin an der ZHAW und sagte zu SRF, dass zwei Grad mehr im Kühlschrank bei der Haltbarkeit der Lebensmittel lediglich einen Unterschied von maximal einem Tag ausmachen würden.

Der Grossverteiler Coop sieht die Empfehlung des Bundesrats dagegen kritisch und fordert aus Gründen der Lebensmittelsicherheit eine Präzisierung der Vorschriften. Vorerst werde Coop auf Etiketten und Verbrauchsdatum und dem Hinweis «bei höchstens fünf Grad aufbewahren» nichts ändern.

Natürlich muss man zwischen verschiedenen Lebensmitteln differenzieren: Besonders verderblich sind Hackfleisch, Fleischprodukte, Wurst, Fisch und Meeresfrüchte. Und diese sollten möglichst getrennt von anderen Speisen gelagert werden, um keine Mikroorganismen und Erreger zu übertragen.

Vorsicht bei Fleisch, Meeresfrüchten, Eiern & Co.

Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) weist ausdrücklich darauf hin, dass man bei rohen Lebensmitteln wie Fleisch, Geflügel, Eiern, Fisch oder Meeresfrüchten besondere Vorsicht walten lassen sollte, da diese mit Keimen Magen-Darm-Beschwerden auslösen könnten.

Bei Fleischprodukten gilt generell: Kühlkette nicht unterbrechen, Haltbarkeitsdatum beachten und bei der Verarbeitung höchste Hygiene walten lassen.
Bei Fleischprodukten gilt generell: Kühlkette nicht unterbrechen, Haltbarkeitsdatum beachten und bei der Verarbeitung höchste Hygiene walten lassen.
Alessandro Della Bella/KEYSTONE

Diese Keime würden sich jedoch nicht nur bei unsachgemässer Lagerung im Kühlschrank verbreiten, sondern insbesondere in der Küche – über Hände, Kochutensilien, Schneidbretter oder Küchentücher.

Es gilt also, bei der Zubereitung von Speisen verstärkt auf Hygiene zu achten:

Hygiene-Tipps für die Küche

  • Hände, Arbeitsflächen und Küchenutensilien immer wieder mit heissem Wasser und Seife reinigen
  • Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte vor dem Genuss mindestens auf 70 Grad erhitzen
  • Lebensmittel beim Aufwärmen ebenfalls auf mindestens 70 Grad erhitzen

Auf die richtige Lagerung kommt es an

In modernen Kühlschränken ist es jedoch in der Regel möglich, Lebensmittel auf verschiedene Temperaturzonen aufzuteilen. So geben die Lebensmittel-Experten von EAT SMARTER den entscheidenden Tipp: Im unteren Bereich des Kühlschranks ist es am kühlsten. Und dort sollten auch leicht verderbliche Produkte wie Fleisch oder Fisch gelagert werden.

Ganz oben finden bei acht bis zehn Grad lang haltbare Lebensmittel Platz. Im mittleren Bereich lassen sich am besten Milchprodukte wie Joghurt, Rahm oder Quark lagern. In der Tür reichen etwa acht Grad locker für Butter, Eier oder Ketchup aus.

Generell gilt: Lebensmittel nach dem Einkauf so schnell wie möglich in den Kühlschrank schaffen, um die Kühlkette nicht zu unterbrechen. Und natürlich muss der Kühlschrank regelmässig gereinigt werden, um die Ausbreitung von Keimen zu vermeiden.

Was im Kühlschrank schneller verdirbt

Und diese Lebensmittel gehören ohnehin nicht in den Kühlschrank: Bananen, Tomaten, Mangos und Ananas. Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Äpfel, Bananen und Birnen lagert man am besten in einem dunklen, kühlen Vorratsraum – und achtet darauf, dass sich die Früchte möglichst nicht gegenseitig berühren.

Nicht alle Obst- und Gemüsesorten eignen sich für die Lagerung im Kühlschrank.
Nicht alle Obst- und Gemüsesorten eignen sich für die Lagerung im Kühlschrank.
Hauke-Christian Dittrich/DPA/KEYSTONE

Auch Zitrusfrüchte wie Orangen, Zitronen, Limetten, Grapefruits oder Mandarinen mögen die Kälte des Kühlschranks nicht und sollten lieber kühl in luftdurchlässigen Behältnissen aufbewahrt werden.

Richtig einkaufen

Food-Expert*innen befürchten, dass eine Erhöhung der Kühlschrank-Temperatur dazu führt, dass mehr Lebensmittel weggeworfen werden müssen. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) empfiehlt deshalb, Lebensmitteleinkäufe besser zu planen und sensible Produkte schneller zu konsumieren.

Heisse und warme Lebensmittel sollte man zudem immer erst abkühlen lassen, bevor man sie in den Kühlschrank stellt. Und ganz wichtig: Die Kühlschranktür immer wieder so schnell wie möglich schliessen.

Fazit: Zwei Grad mehr im Kühlschrank müssen nicht dazu führen, dass Lebensmittel verderben. Man sollte es nur mit den Haltbarkeitsangaben und bei der Verarbeitung mit der Hygiene etwas genauer nehmen. Hilfreich ist auch, sich vorab einen Wochenplan fürs Essen zusammenzustellen und genau das einzukaufen, was man in den nächsten Tagen sicher verbraucht.