Russischer IT-Unternehmer Tod von Putins Abhörspezialisten sorgt für Rätsel

dpa/twei

23.7.2023 - 17:29

Russlands Präsident Wladimir Putin (Bild) vertraute auf die Technik von Abhörspezialist Anton Tscherepennikow. 
Russlands Präsident Wladimir Putin (Bild) vertraute auf die Technik von Abhörspezialist Anton Tscherepennikow. 
Bild: Alexander Kazakov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Anton Tscherepennikow entwickelte für Russlands Präsidenten Spionagesoftware. Nun ist der Abhörspezialist tot. Offiziell ist er an Herzversagen gestorben, doch die Zweifel an einer natürlichen Todesursache sind gross.

23.7.2023 - 17:29

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der russische Unternehmer Anton Tscherepennikow ist tot. Mit 40 Jahren starb er offiziellen Angaben zufolge an Herzversagen.
  • Ein enger Freund des Abhörspezialisten und britische Medienberichte ziehen indes auch ein Verbrechen in Betracht.
  • Tscherepennikow ist einer von zahlreichen mysteriösen Todesfällen im Dunstkreis von Wladimir Putin, seitdem der russische Präsident den Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet hat.

In Russland sorgt der Tod eines bekannten Unternehmers für Aufsehen. Der 40 Jahre alte Geschäftsmann Anton Tscherepennikow sei am Samstag vermutlich an Herzversagen gestorben, berichteten staatliche Medien am Wochenende. Einige wiesen darauf hin, dass sein IT-Konzern IKS Holding, der rund 30 Technologie-Unternehmen vereint und eng mit den Behörden kooperiert, sich auf die Entwicklung von Abhörtechnik spezialisiert habe.

Wie «Bild» berichtet, werden an der offiziellen Version, der Unternehmer sei an Herzversagen gestorben, aber Zweifel laut. Eine Obduktion sei noch nicht durchgeführt worden. Ein langjähriger Freund des Toten, Wassili Polonski, äusserte gegenüber dem russischen Internet-Portal «Baza» den Verdacht, Tscherepennikow sei auf anderem Wege verstorben.

«Seine Ermordung kann nicht ausgeschlossen werden»

Ähnliches vermutet laut britischen Medienberichten auch die russische Opposition: «Seine Ermordung kann nicht ausgeschlossen werden, da der Sicherheitsapparat aufgrund des scheiternden Krieges verzweifelt ist.» Tscherepennikow sei ein «absolutes Schlüsselinstrument in Putins Unterdrückung gewesen». Die Firma habe ein beinahes Monopol «für das Abhören von Russen» inne. 

Auch in der Ukraine, gegen die Russland seit 17 Monaten Krieg führt, wurde Tscherepennikows Tod kommentiert. «Ein weiterer mysteriöser Tod eines Top-Managers in Russland», schrieb der innenpolitische Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Anton Heraschtschenko, auf Twitter.

Wladimir Putin setzt seit jeher auf Spionage.
Wladimir Putin setzt seit jeher auf Spionage.
Bild: Eraldo Peres/AP/dpa

Tscherepennikow nur ein mysteriöser Todesfall unter vielen

Heraschtschenko spielt damit darauf an, dass in Russland mehrfach Unternehmer und andere unter ungeklärten Ursachen ums Leben kamen oder die offizielle Todesursache angezweifelt wird. Die britische «Sun» zählte seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges 40 solcher verdächtigen Todesfälle. Betroffen waren neben Militärs und Regierungsbeamten auch Geschäftsleute wie Tscherepennikow.

Der verstorbene Unternehmer soll Millionengewinne mit seiner Spionagesoftware verdient haben. Unter anderem hat Tscherepennikow eine Software entwickelt, zu deren Installation russische Firmen gezwungen wurde. Das Programm ermöglicht dem Geheimdienst FSB Zugriff auf deren Daten – teils sogar, ohne dass die betroffenen Unternehmen davon mitbekamen. 

dpa/twei