Geruchsverlust nach Corona Forscher*innen haben endlich eine heisse Spur

toko

22.12.2022

Manche Patient*innen riechen und schmecken auch Monate nach einer Infektion nichts.
Manche Patient*innen riechen und schmecken auch Monate nach einer Infektion nichts.
Christin Klose/dpa-tmn (Symbolbild)

Die Erforschung der Immunreaktion bei einer Covid-19-Erkrankung wirft ein Licht auf die Frage, warum manche Menschen ihren Geruchssinn mittel- und langfristig verlieren.

toko

22.12.2022

In vielen Fällen sind die Symptome von Covid-19 von jenen anderer Atemwegserkrankungen kaum zu unterscheiden. Nicht wenige Patien*innen jedoch berichten von kurz bis lang anhaltendem Verlust des Geruchssinns. 

Laut einer aktuellen Studie der medizinischen Faschzeitschrift «the BMJ», erholen sich fünf Prozent der Patient*innen mit Verlust des Geruchssinns nur langsam oder gar nicht. Weltweit seien dies 15 Millionen Menschen.

Geruchsverlust war lange ein Rätsel

Diese Menschen leiden möglicherweise an einer anhaltenden, abnormen Immunreaktion, die Zellen in der Nase zerstört, berichten Forscher*innen nun in der Fachzeitschrift «Translational Medicine».

Lange war dieses Phänomen ein Rätsel. Seit Ärzte festgestellt haben, dass viele Covid-Patienten ihren Geruchssinn verloren haben, war weitgehend unklar, ob das Virus die Riechzellen in der Nase oder die Bereiche des Gehirns, die Geruchsinformationen verarbeiten oder sogar beides schädigt.

«Eines der ersten Symptome, die typischerweise mit einer Covid-19-Infektion in Verbindung gebracht werden, ist der Verlust des Geruchsinns», sagt der leitende Autor Bradley Goldstein, ausserordentlicher Professor in der Abteilung für Kopf- und Halschirurgie der Duke University und der Abteilung für Neurobiologie.

Glücklicherweise erholten sich viele betroffene Menschen innerhalb der nächsten ein bis zwei Wochen wieder, aber einige eben auch nicht, sagt Goldstein. 

Ungewöhnliche Immunreaktion

Die Forscher*innen untersuchten Gewebeproben aus der Nasenschleimhaut von 24 Covid-Patient*innen. Neun davon hatten ihren Geruchssinn seit mindestens vier Monaten verloren.

Das Gewebe dieser Gruppe zeigte, dass an der Entzündung beteiligte T-Zellen in die Nasenschleimhaut eingedrungen waren, wo sich die Riechzellen befinden. 

Die ungewöhnliche Immunreaktion wurde beobachtet, obwohl bei den Patienten kein Covid-Virus mehr nachweisbar war, was darauf hindeutet, dass es auch nach dem Abklingen der Infektion noch vorhanden war.

Bislang gebe es keine spezifischen, wirksamen Behandlungen gegen den Verlust des Geruchssinns, sagt Goldstein. Er zeigt sich aber hoffnungsfroh: «Wir sind ermutigt durch diese Ergebnisse und hoffen, dass sich nun neue Behandlungsmöglichkeiten ergeben.»