USAAus dem Corona-Chaos in die erste Impf-Liga gesprungen
uri
3.3.2021
Die explodierenden Corona-Zahlen warfen lange kein gutes Licht auf die USA. Beim Impfen dagegen machen die Amerikaner der Welt wieder einmal vor, wie man grosse Probleme im grossen Stil anpackt.
Bis zum 24. Februar wurden gemäss BAG in der Schweiz 751'009 Impfdosen verabreicht. Laut der Datenbank Our Word in Data entsprach das 8,65 Impfdosen pro 100 Einwohner – wobei die Plattform wegen der besseren Vergleichbarkeit nur von Erstimpfungen ausgeht. Das heisst: Ohne Zweitimpfungen hätten damals bereits 8,65 Prozent der Bevölkerung eine erste Dosis erhalten.
Damit stand die Schweiz zwar etwas besser da als das Nachbarland Deutschland, wo gemäss der Datenerhebung nur 6,67 Prozent der Bevölkerung rein rechnerisch auf eine erste Impfung kamen. Beide Länder sind allerdings meilenweit von der Impfquote des Spitzenreiters Israel entfernt: Dort wären per 24. Februar nämlich bereits 90,24 Prozent der Bevölkerung erstmals geimpft worden.
Selbst die USA, die in der Corona-Pandemie lange im Chaos unterzugehen drohten, kamen zum besagten Tag bereits auf eine Quote von 20 Prozent. Das kann die mittlerweile fast 512'000 Covid-Toten natürlich nicht vergessen machen, zeigt aber auf: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten geht es mit riesigen Schritten vorwärts.
Pragmatismus und viel Geld
So weist die US-Seuchenschutzbehörde CDC auf ihrer Website für den 1. März inzwischen die Verabreichung von fast 77 Millionen Impfdosen aus. In der gesamten EU sind es laut dem deutschen «Spiegel» dagegen erst rund 30 Millionen Impfungen gewesen.
Und während man in Deutschland mit seinen gut 83 Millionen Einwohnern derzeit etwas mehr als 150'000 Menschen am Tag spritzt, schaffen die USA mit gut 328 Millionen Einwohnern aktuell 1,7 Millionen Impfungen am Tag, also fast dreimal so viel. In den kommenden Wochen könnte sich die Zahl sogar auf drei Millionen und mehr erhöhen.
Die Ursachen für den derzeitigen Impferfolg sind laut «Spiegel» vielfältig und nicht zuletzt auch in der Mentalität der Amerikaner*innen zu suchen. Probleme würden nicht ewig zerredet, sondern pragmatisch angegangen. Auch denke man aufgrund der Grösse des Landes stets in gigantischen Mengen und Geldsummen. In der aktuellen Pandemie würden zudem Staat und die Privatwirtschaft gut zusammenspielen.
Trumps «Operation Warp Speed»
So war es die erst kürzlich abgewählte und viel geschmähte Regierung unter Präsident Donald Trump, die den Grundstein für das erfolgreiche Impfprogramm legte. Während die Trump-Administration an der Eindämmung der Pandemie wenig Interesse zeigte und deshalb lange mit rasant steigenden Fall- und Todeszahlen konfrontiert war, ging sie in Sachen Impfstoffbeschaffung resolut vor.
Im Zuge der von Trump im Mai 2020 angekündigten «Operation Warp Speed» gingen die Unterhändler des damaligen Präsidenten mit viel Geld auf Einkaufstour bei Pfizer/Biontech und Moderna und sicherten sich bereits früh grosse Mengen an Impfstoff. Haftungsfragen hätten dabei genauso wenig eine Rolle gespielt wie die Kosten oder das Kleingedruckte in den Verträgen: «Es wurde einfach massenhaft Impfstoff gesichert, koste es, was es wolle.»
Zeitgleich pumpte die US-Regierung Steuermilliarden in den Aufbau der Produktion und die Tests für die Impfstoffe. Von Anfang an habe man «geklotzt, nicht gekleckert», fasst der «Spiegel» zusammen. Der Staat sei auch stets mit unkonventionellen Methoden zur Stelle gewesen, wenn es Probleme gegeben habe: So habe sich das Verteidigungsministerium früh an der Logistik beteiligt. Beispielhaft sei etwa eine auf der Bahnstrecke hängen gebliebene wichtige Pumpe für die Impfstoffproduktion von Moderna. Kurzerhand sei hier das Militär eingesprungen und habe das Teil zur Fabrik geflogen.
Impfen im Supermarkt
Auch unter der neuen Regierung von Präsident Joe Biden würden, wie in Kriegszeiten, staatlichen Investitionen und Sondervollmachten genutzt, um die Produktionskapazitäten der Hersteller in den USA weiter auszubauen. Zudem drücke die Gesundheitsbehörde FDA bei den Genehmigungen der Impfstoffe aufs Gas. Gerade erst wurde etwa der Impfstoff von Johnson & Johnson freigegeben, wodurch die USA nun einen dritten Impfstoff zur Hand haben.
Damit die Mengen von Impfstoff auch rasch in die Oberarme der Bevölkerung gelangen, wird zudem die Zahl der Verteilstellen sukzessive ausgeweitet. Beteiligt sind daran auch das Militär und die Katastrophenschutzbehörde Fema.
Impfstoff gebe es inzwischen sogar auch in den 1400 Apotheken der Supermarktkette Walmart, «zwischen Waschpulverregal und Fleischtheke». Überhaupt erinnere das Impfen an die Bestellung in einem Fast-Food-Restaurant: Die Impfzentren entstehen in umfunktionierten Sportstadien oder auf Parkplätzen von Vergnügungsparks, sogar erste Drive-in-Impfzentren gibt es.
Obwohl auch in den USA die Impfstoffe weiterhin rationiert und nach bestimmten Kriterien verteilt werden – wobei jeder Bundesstaat selbst entscheidet, wie und wer drankommt – kommen inzwischen bereits fast wöchentlich neue Gruppen hinzu. In New Jersey sei man nun sogar bereits als «Raucher» impfberechtigt. Verzichtet wird dabei zumeist auch auf überbordende Bürokratie. Atteste seien meist nicht nötig, es reiche eine Selbstauskunft. «Hauptsache, es werden möglichst schnell, möglichst viele Menschen geimpft.»
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