«Air Force One»-Deal gibt zu redenLiess sich Boeing von Trump über den Tisch ziehen?
Von Andreas Fischer
14.11.2022
Die Flugzeuge der Präsidenten: «Air Force One» im Wandel der Zeit
Trump hatte den Hersteller im Dezember 2016 mit einem Tweet attackiert: «Boeing baut eine brandneue 747 Air Force One für künftige Präsidenten, aber die Kosten sind ausser Kontrolle, mehr als vier Milliarden Dollar. Streicht die Order!»
Bild: Keystone/AP/Andrew Harnik
Das US-Verteidigungsministerium hatte eigentlich vor, den Airbus-Konkurrenten mit dem Bau von zwei neuen Air Force One zu beauftragen. Die neuen Jumbojets vom Typ 747-8 sollen die alternden 747-Jets (im Bild) ablösen. Mit denen fliegen die US-Präsidenten seit den frühen 1990er-Jahren um die Welt.
Bild: Lynn Bo Bo
Zwischenzeitlich stand der Auftrag für die zwei Boeing des Typs 747-8 (im Bild) auf der Kippe. Bei Boeing wusste man indes gar nicht, wie Trump überhaupt auf den Preis von über vier Milliarden gekommen war.
Bild: Keystone/EPA/DAN LEVINE
Dem US-Präsidenten Barack Obama standen noch zwei umgebaute Boeing 747-200B zur Verfügung. Auf den folgenden Seiten stellen wir weitere Air-Force-One-Modelle aus der Vergangenheit vor.
Bild: Keystone
Als in den 1940er-Jahren die Personenbeförderung mit Flugzeugen ihre Anfänge nahm, wurde dies auch für den US-amerikanischen Präsidenten ein adäquates Mittel zu reisen. Franklin D. Roosevelt wurde zunächst ein Flugboot Boeing 314 (militärische Bezeichnung: C-98) zur Verfügung gestellt, um 1943 zur Casablanca-Konferenz zu reisen. Schiffe waren wegen der Gefahr, die von deutschen U-Booten ausging, ein zu gefährliches Transportmittel im Zweiten Weltkrieg.
Bild: Keystone
Bereits 1944 erhielt der Präsident eine C-87A Liberator Express mit dem Namen «Guess where Two» für seine Reisen. Diese Flugzeuge waren umgebaute B-24-Bomber. Nachdem allerdings eine andere C-87A aus ungeklärter Ursache abgestürzt war, kam man schnell wieder von diesem Typ ab, und die «Guess where Two» wurde ausser Dienst gestellt.
Bild: Photo by Museum of Science and Industry, Chicago/Getty Images
1944 wurde eine C-54 Skymaster mit dem Namen «Sacred Cow» (Heilige Kuh) als Präsidentenmaschine umgebaut. Sie war unter anderem mit einem Schlafraum, Telekommunikationseinrichtungen und einem Aufzug für Roosevelts Rollstuhl ausgerüstet.
Bild: U.S. Air Force photo
Als Roosevelt im Frühjahr 1945 starb und Harry S. Truman Präsident wurde, liess dieser sich eine C-118 Liftmaster für seine Reisen umbauen. Sie erhielt den Namen «Independence», nach Trumans Geburtsort Independence, Missouri. Dies war das erste aller Präsidentenflugzeuge, das auch äusserlich verändert war: Das gesamte Flugzeug war als stilisierter Weisskopfseeadler lackiert, dem Wappenvogel der Vereinigten Staaten. Auch John F. Kennedy griff 1960 nochmals auf eine Liftmaster zurück, allerdings auf eine aktuellere Version (VC-118A), um eine Maschine für kleinere Flugplätze zu haben, auf denen er nicht mit seiner VC-137 landen konnte.
Bild: U.S. Air Force photo
Unter Präsident Dwight D. Eisenhower wurden zwei weitere Flugzeuge für den Präsidententransport angeschafft. Es handelte sich um zwei Maschinen des Typs Lockheed Constellation. Diese wurden nach der offiziellen Blume des Staates Colorado, «Columbine II» und «Columbine III» (Akelei/Kolumbine) benannt.
Bild: U.S. Air Force photo
Am 9. Mai 1959 wurden die ersten drei Boeing 707 als Typ VC-137A von der Air Force in Dienst gestellt. Diese waren mit J57-Turbojettriebwerken ausgestattet und waren anfangs beim 1254th Air Transport Wing stationiert. Später erhielten diese Maschinen neue leistungsstärkere Turbofantriebwerke des Typs TF33, wodurch sie zum Typ VC-137B und dem 89th Airlift Wing überstellt wurden. Alle diese Flugzeuge waren zum generellen VIP-Transport vorgesehen, nicht exklusiv für den Präsidenten.
Bild: U.S. Air Force photo
1962 wurde die erste modifizierte Boeing 707-320B vom Typ VC-137C speziell für die Bedürfnisse des Präsidenten umgebaut. Für deren Ersatz kam 1972 eine weitere VC-137C hinzu. Die beiden Maschinen waren ebenfalls nicht ausschliesslich für den Transport des Präsidenten vorgesehen, auch hochrangige Kabinettsmitglieder, Senatoren und Kongressabgeordnete waren damit auf politischen Reisen unterwegs. Die VC-137C Nr. 26000 benutzte Präsident Kennedy für den Flug nach Dallas am 22. November 1963, wo er bei einem Attentat von zwei Gewehrschüssen tödlich getroffen wurde.
Bild: U.S. Air Force photo
Jeder Präsident liess sich die Maschinen nach seinem Geschmack etwas umbauen. Hier die VC-137C in neuer Lackierung.
Bild: U.S. Air Force photo
Seit den 1980ern verwendet der Präsident der Vereinigten Staaten eine Boeing 747-200B, da sie ein grosses Platzangebot bei grosser Reichweite bietet (Aufnahme von 2004, während der Präsidentschaft von George W. Bush). Die erste für diesen Zweck vorgesehene Maschine startete am 16. Mai 1987 zu ihrem Erstflug. Anschliessend wurde sie speziell ausgerüstet: Die Anpassungen im Innenraum umfassen Privatquartiere für die «First Family», Aufenthalts- und Arbeitsbereiche für weitere Regierungsmitglieder, Sicherheitsbeamte, Personal und Pressevertreter; dazu zwei Küchen und Ausstattung für medizinische Notfälle, inklusive Operationstisch. Neben 23 Besatzungsmitgliedern können bis zu 70 Fluggäste befördert werden.
Bild: Keystone/EPA/SHAWN THEW
Hin und wieder kam es zu kleineren Zwischenfällen, so auch am 28. Januar 1998 in Savoy, Illinois: Dort geriet die «Air Force One» mit einem der rechten Vorderräder in den Schlamm abseits des Runway, mit Präsident Clinton an Bord.
Bild: Keystone/AP Photo/Beth A. Keiser
Die Maschinen verfügen über modernste Kommunikationseinrichtungen, die vom Oberdeck aus bedient werden. Die VC-25A ist eine komplette militärische Operationsbasis, die dem Präsidenten vollen Zugriff auf das gesamte Militär bietet. Zu diesem Zweck ist stets der militärische Berater des Präsidenten in dessen Nähe. Er hat den Atomkoffer (der volkstümlich «Football» genannt wird) bei sich, mit dem der Einsatz von Nuklearwaffen befohlen werden kann.
Bild: Keystone/AP Photo/Jose Luis Magana
Die Maschine des Präsidenten wird von einer Flotte von Tankflugzeugen und Frachtern begleitet, damit man die notwendigen Materialien, Fahrzeuge sowie Mitarbeiter transportieren kann. Die «Air Force One» wird gewöhnlich nicht von Jagdflugzeugen begleitet, jedoch ist dies schon vorgekommen, so zum Beispiel am 11. September 2001, dem Tag der Terroranschläge. Diese undatierte Aufnahme zeigt einen der seltenen Flüge der Maschine über New York.
Bild: Keystone/AP Photo/Master Sgt. Andy Dunaway, Defense Department
Die Möglichkeit der Luftbetankung erhöht die Reichweite. Die Treibstofftanks fassen insgesamt 53'611 US-Gallonen (202'650 Liter). Es wird jedoch vermutet, dass die «Air Force One» neben den Standardtanks der 747 über mindestens zwei weitere Tanks verfügt, welche die Reichweite im Notfall erheblich erhöhen würden. Dadurch könnte das Hoheitsgebiet der USA von jedem Punkt der Erde aus ohne Zwischenlandung erreicht werden.
Bild: Keystone/AP Photo/US Air Force
Zum Schutz des Präsidenten verfügt die aktuelle «Air Force One» über eine militärische Ausrüstung. Die technischen Details sind streng geheim. Als bewiesen gilt die Bestückung mit fünf AN/ALQ-204 Matador Infrared Countermeasures (IRCM – jeweils eins hinter jedem der vier Triebwerke und eines zentriert am Höhenleitwerk). Hierbei handelt es sich um ein System, das pulsierende Infrarotstrahlen zur Bekämpfung von infrarotgesteuerten (hitzesuchenden) Boden-Luft- oder Luft-Luft-Raketen einsetzt.
Bild: AP Photo/Susan Walsh
Wenn der Präsident auf Reisen geht, setzt sich bereits mindestens drei Tage im Voraus eine Maschinerie in Bewegung, damit dies den US-amerikanischen Protokollvorgaben entsprechend möglich wird: Die gepanzerten Limousinen und Begleitfahrzeuge des Secret Service werden in Frachter verladen und vorab an den Bestimmungsort geflogen. Die «Air Force One» wird beladen, der persönliche Steward des Präsidenten befindet sich an Bord, die Maschine wird aussen und innen gereinigt und auf Hochglanz gebracht.
Bild: Keystone/AP Photo/Cheryl Senter
Am 9. Januar 2009 startete die US Air Force offiziell die Suche nach einem Nachfolger für die VC-25A. Geplant ist die Anschaffung von drei Maschinen, wobei die erste ab 2017 in Dienst gehen soll. Die zweite und dritte Maschine sollen jeweils 2019 und 2021 folgen. Als mögliche Ausgangsmuster galten die Boeing 747-8I und der Airbus A380. Am 28. Januar 2009 teilte EADS North America jedoch mit, dass Airbus an dem Auswahlverfahren nicht teilnehmen werde. Als Begründung für den Rückzug von Airbus aus dem prestigeträchtigen Projekt wurde unter anderem die Befürchtung eines möglichen Technologietransfers (eingedeutscht: Industriespionage) zu US-amerikanischen Flugzeugherstellern wie Boeing vermutet, da den US-Behörden aus Sicherheitsgründen sämtliche technischen Details des Airbus A380 hätten offengelegt werden müssen.
Bild: Keystone/AP Photo/Carolyn Kaster
Die Flugzeuge der Präsidenten: «Air Force One» im Wandel der Zeit
Trump hatte den Hersteller im Dezember 2016 mit einem Tweet attackiert: «Boeing baut eine brandneue 747 Air Force One für künftige Präsidenten, aber die Kosten sind ausser Kontrolle, mehr als vier Milliarden Dollar. Streicht die Order!»
Bild: Keystone/AP/Andrew Harnik
Das US-Verteidigungsministerium hatte eigentlich vor, den Airbus-Konkurrenten mit dem Bau von zwei neuen Air Force One zu beauftragen. Die neuen Jumbojets vom Typ 747-8 sollen die alternden 747-Jets (im Bild) ablösen. Mit denen fliegen die US-Präsidenten seit den frühen 1990er-Jahren um die Welt.
Bild: Lynn Bo Bo
Zwischenzeitlich stand der Auftrag für die zwei Boeing des Typs 747-8 (im Bild) auf der Kippe. Bei Boeing wusste man indes gar nicht, wie Trump überhaupt auf den Preis von über vier Milliarden gekommen war.
Bild: Keystone/EPA/DAN LEVINE
Dem US-Präsidenten Barack Obama standen noch zwei umgebaute Boeing 747-200B zur Verfügung. Auf den folgenden Seiten stellen wir weitere Air-Force-One-Modelle aus der Vergangenheit vor.
Bild: Keystone
Als in den 1940er-Jahren die Personenbeförderung mit Flugzeugen ihre Anfänge nahm, wurde dies auch für den US-amerikanischen Präsidenten ein adäquates Mittel zu reisen. Franklin D. Roosevelt wurde zunächst ein Flugboot Boeing 314 (militärische Bezeichnung: C-98) zur Verfügung gestellt, um 1943 zur Casablanca-Konferenz zu reisen. Schiffe waren wegen der Gefahr, die von deutschen U-Booten ausging, ein zu gefährliches Transportmittel im Zweiten Weltkrieg.
Bild: Keystone
Bereits 1944 erhielt der Präsident eine C-87A Liberator Express mit dem Namen «Guess where Two» für seine Reisen. Diese Flugzeuge waren umgebaute B-24-Bomber. Nachdem allerdings eine andere C-87A aus ungeklärter Ursache abgestürzt war, kam man schnell wieder von diesem Typ ab, und die «Guess where Two» wurde ausser Dienst gestellt.
Bild: Photo by Museum of Science and Industry, Chicago/Getty Images
1944 wurde eine C-54 Skymaster mit dem Namen «Sacred Cow» (Heilige Kuh) als Präsidentenmaschine umgebaut. Sie war unter anderem mit einem Schlafraum, Telekommunikationseinrichtungen und einem Aufzug für Roosevelts Rollstuhl ausgerüstet.
Bild: U.S. Air Force photo
Als Roosevelt im Frühjahr 1945 starb und Harry S. Truman Präsident wurde, liess dieser sich eine C-118 Liftmaster für seine Reisen umbauen. Sie erhielt den Namen «Independence», nach Trumans Geburtsort Independence, Missouri. Dies war das erste aller Präsidentenflugzeuge, das auch äusserlich verändert war: Das gesamte Flugzeug war als stilisierter Weisskopfseeadler lackiert, dem Wappenvogel der Vereinigten Staaten. Auch John F. Kennedy griff 1960 nochmals auf eine Liftmaster zurück, allerdings auf eine aktuellere Version (VC-118A), um eine Maschine für kleinere Flugplätze zu haben, auf denen er nicht mit seiner VC-137 landen konnte.
Bild: U.S. Air Force photo
Unter Präsident Dwight D. Eisenhower wurden zwei weitere Flugzeuge für den Präsidententransport angeschafft. Es handelte sich um zwei Maschinen des Typs Lockheed Constellation. Diese wurden nach der offiziellen Blume des Staates Colorado, «Columbine II» und «Columbine III» (Akelei/Kolumbine) benannt.
Bild: U.S. Air Force photo
Am 9. Mai 1959 wurden die ersten drei Boeing 707 als Typ VC-137A von der Air Force in Dienst gestellt. Diese waren mit J57-Turbojettriebwerken ausgestattet und waren anfangs beim 1254th Air Transport Wing stationiert. Später erhielten diese Maschinen neue leistungsstärkere Turbofantriebwerke des Typs TF33, wodurch sie zum Typ VC-137B und dem 89th Airlift Wing überstellt wurden. Alle diese Flugzeuge waren zum generellen VIP-Transport vorgesehen, nicht exklusiv für den Präsidenten.
Bild: U.S. Air Force photo
1962 wurde die erste modifizierte Boeing 707-320B vom Typ VC-137C speziell für die Bedürfnisse des Präsidenten umgebaut. Für deren Ersatz kam 1972 eine weitere VC-137C hinzu. Die beiden Maschinen waren ebenfalls nicht ausschliesslich für den Transport des Präsidenten vorgesehen, auch hochrangige Kabinettsmitglieder, Senatoren und Kongressabgeordnete waren damit auf politischen Reisen unterwegs. Die VC-137C Nr. 26000 benutzte Präsident Kennedy für den Flug nach Dallas am 22. November 1963, wo er bei einem Attentat von zwei Gewehrschüssen tödlich getroffen wurde.
Bild: U.S. Air Force photo
Jeder Präsident liess sich die Maschinen nach seinem Geschmack etwas umbauen. Hier die VC-137C in neuer Lackierung.
Bild: U.S. Air Force photo
Seit den 1980ern verwendet der Präsident der Vereinigten Staaten eine Boeing 747-200B, da sie ein grosses Platzangebot bei grosser Reichweite bietet (Aufnahme von 2004, während der Präsidentschaft von George W. Bush). Die erste für diesen Zweck vorgesehene Maschine startete am 16. Mai 1987 zu ihrem Erstflug. Anschliessend wurde sie speziell ausgerüstet: Die Anpassungen im Innenraum umfassen Privatquartiere für die «First Family», Aufenthalts- und Arbeitsbereiche für weitere Regierungsmitglieder, Sicherheitsbeamte, Personal und Pressevertreter; dazu zwei Küchen und Ausstattung für medizinische Notfälle, inklusive Operationstisch. Neben 23 Besatzungsmitgliedern können bis zu 70 Fluggäste befördert werden.
Bild: Keystone/EPA/SHAWN THEW
Hin und wieder kam es zu kleineren Zwischenfällen, so auch am 28. Januar 1998 in Savoy, Illinois: Dort geriet die «Air Force One» mit einem der rechten Vorderräder in den Schlamm abseits des Runway, mit Präsident Clinton an Bord.
Bild: Keystone/AP Photo/Beth A. Keiser
Die Maschinen verfügen über modernste Kommunikationseinrichtungen, die vom Oberdeck aus bedient werden. Die VC-25A ist eine komplette militärische Operationsbasis, die dem Präsidenten vollen Zugriff auf das gesamte Militär bietet. Zu diesem Zweck ist stets der militärische Berater des Präsidenten in dessen Nähe. Er hat den Atomkoffer (der volkstümlich «Football» genannt wird) bei sich, mit dem der Einsatz von Nuklearwaffen befohlen werden kann.
Bild: Keystone/AP Photo/Jose Luis Magana
Die Maschine des Präsidenten wird von einer Flotte von Tankflugzeugen und Frachtern begleitet, damit man die notwendigen Materialien, Fahrzeuge sowie Mitarbeiter transportieren kann. Die «Air Force One» wird gewöhnlich nicht von Jagdflugzeugen begleitet, jedoch ist dies schon vorgekommen, so zum Beispiel am 11. September 2001, dem Tag der Terroranschläge. Diese undatierte Aufnahme zeigt einen der seltenen Flüge der Maschine über New York.
Bild: Keystone/AP Photo/Master Sgt. Andy Dunaway, Defense Department
Die Möglichkeit der Luftbetankung erhöht die Reichweite. Die Treibstofftanks fassen insgesamt 53'611 US-Gallonen (202'650 Liter). Es wird jedoch vermutet, dass die «Air Force One» neben den Standardtanks der 747 über mindestens zwei weitere Tanks verfügt, welche die Reichweite im Notfall erheblich erhöhen würden. Dadurch könnte das Hoheitsgebiet der USA von jedem Punkt der Erde aus ohne Zwischenlandung erreicht werden.
Bild: Keystone/AP Photo/US Air Force
Zum Schutz des Präsidenten verfügt die aktuelle «Air Force One» über eine militärische Ausrüstung. Die technischen Details sind streng geheim. Als bewiesen gilt die Bestückung mit fünf AN/ALQ-204 Matador Infrared Countermeasures (IRCM – jeweils eins hinter jedem der vier Triebwerke und eines zentriert am Höhenleitwerk). Hierbei handelt es sich um ein System, das pulsierende Infrarotstrahlen zur Bekämpfung von infrarotgesteuerten (hitzesuchenden) Boden-Luft- oder Luft-Luft-Raketen einsetzt.
Bild: AP Photo/Susan Walsh
Wenn der Präsident auf Reisen geht, setzt sich bereits mindestens drei Tage im Voraus eine Maschinerie in Bewegung, damit dies den US-amerikanischen Protokollvorgaben entsprechend möglich wird: Die gepanzerten Limousinen und Begleitfahrzeuge des Secret Service werden in Frachter verladen und vorab an den Bestimmungsort geflogen. Die «Air Force One» wird beladen, der persönliche Steward des Präsidenten befindet sich an Bord, die Maschine wird aussen und innen gereinigt und auf Hochglanz gebracht.
Bild: Keystone/AP Photo/Cheryl Senter
Am 9. Januar 2009 startete die US Air Force offiziell die Suche nach einem Nachfolger für die VC-25A. Geplant ist die Anschaffung von drei Maschinen, wobei die erste ab 2017 in Dienst gehen soll. Die zweite und dritte Maschine sollen jeweils 2019 und 2021 folgen. Als mögliche Ausgangsmuster galten die Boeing 747-8I und der Airbus A380. Am 28. Januar 2009 teilte EADS North America jedoch mit, dass Airbus an dem Auswahlverfahren nicht teilnehmen werde. Als Begründung für den Rückzug von Airbus aus dem prestigeträchtigen Projekt wurde unter anderem die Befürchtung eines möglichen Technologietransfers (eingedeutscht: Industriespionage) zu US-amerikanischen Flugzeugherstellern wie Boeing vermutet, da den US-Behörden aus Sicherheitsgründen sämtliche technischen Details des Airbus A380 hätten offengelegt werden müssen.
Bild: Keystone/AP Photo/Carolyn Kaster
Boeing baut zwei neue «Air Force One»-Maschinen für das Weisse Haus. Doch die Präsidentenflieger machen dem Konzern vor allem Kummer. Auch weil Donald Trump Boeings Ex-Chef die Pistole auf die Brust gesetzt hatte.
Von Andreas Fischer
14.11.2022, 19:57
Andreas Fischer
Wer den Zuschlag bekommt, die neue «Air Force One» zu bauen, ist nachvollziehbar «stolz und begeistert». Ted Colbert, der für das Projekt zuständige Manager beim US-Flugzeugbauer Boeing, verspricht, dem «Präsidenten zwei perfekte Flugzeuge zu liefern». Allerdings, so schreibt «Der Spiegel», viel später als geplant. Auch die Kosten laufen aus dem Ruder.
Zwei neue Jumbojets 747-8 rüstet Boeing zurzeit zu Präsidenten-Fliegern um, zu einem Fixpreis von knapp zwei Milliarden US-Dollar pro Exemplar. Eingetütet hatte den Deal der damalige US-Präsident Donald Trump Anfang 2018 – und brüstete sich öffentlich damit: Er habe dem US-Steuerzahler eine Milliarde Dollar eingespart. Vorausgegangen waren eine Twitter-Drohung («Cancel order!»), die Angst vor Auftragsverlusten im Rüstungsgeschäft und ein Einknicken des damaligen Boeing-Chefs Dennis Muilenburg: «Wir werden es für weniger hinbekommen.»
Boeing hat Trumps Rabattbetrag nie bestätigt, allerdings eingeräumt, dass der Auftrag aus dem Weisen Haus dem Konzern zwei Milliarden US-Dollar Verlust eingebracht haben. Bis jetzt. Denn Donald Trump hatte den 3,9-Milliarden-Dollar-Deal zum Fixpreis vereinbart. Was vom Ex-Präsidenten als cleveres Geschäftsgebaren verkauft wurde, ist in Wirklichkeit nicht unüblich in der Branche, wie Analyst Richard Aboulafia im «Spiegel» verrät.
Zu viele Risiken
Eine neue «Air Force One» zu bauen, so Aboulafia, sei keine besonders grosse Herausforderung. Die Boeing 747-8 muss auf die militärische Version VC-25B umgerüstet werden. Und natürlich gibt es einige Besonderheiten bei der Sicherheitsausstattung und dem Komfort. Alles in allem sei das ein Auftrag mit geringem Risiko und mit 3,9 Milliarden US-Dollar für zwei Maschinen angemessen bezahlt.
Doch Boeing, noch immer nicht vom 737-Max-Desaster erholt, bereut das Projekt mittlerweile: Muilenburg habe Donald Trump unterwürfige Versprechungen gemacht, kritisiert der neue CEO David Calhoun und spricht von «einem einzigartigen Sortiment an Risiken, das Boeing wahrscheinlich nicht hätte übernehmen sollen.»
Boeing fühlt sich von Trump über den Tisch gezogen
Einer der Knackpunkte ist der von Trump ausgehandelte Fixpreis: Steigen die Kosten, ist das Weisse Haus fein raus, weil Boeing alles übernehmen muss. Corona, Lieferengpässe, Inflation: Die Preise kennen seit einigen Jahren nur eine Richtung. Für den Konzern läuft es darauf hinaus, dass sich Muilenberg, der nicht mehr bei Boeing arbeitet, von Trump über den Tisch ziehen lassen hat.
Für Branchenkenner Aboulafia sind die Probleme hausgemacht und haben nichts mit Trump zu tun. Wer seine Zulieferer wie «Feinde» behandle, in der Unternehmenskultur keine schlechten Nachrichten vorsehe und Krisen verschlimmere, statt sie zu managen, habe ein Inkompetenz-Problem. Was bei Boeing passiere, sei «unfassbar dumm».
Pünktlich abheben wird die «Air Force One» jedenfalls nicht. Ursprünglich sollte sie vor der nächsten Präsidentschaftswahl 2024 einsatzbereit sein. Dieser Termin ist schon jetzt nicht mehr zu halten: Wer auch immer die Wahl 2024 gewinnt, wird auch diese Amtsperiode noch in den mehr als 30 Jahre alten «Air Force One»-Flugzeugen reisen, die unter George Bush senior ihre ersten Einsätze hatten.