Rüstungsdeal mit RusslandDarum darf Indien tun, wofür die Türkei bestraft worden ist
Von Philipp Dahm
6.12.2021
Russlands Rüstungsgeschäfte mit Indien
Gugus! Wladimir Putin schaut in das Abschussrohr einer S-400: Indien will das Flugabwehrsystem von Russland kaufen und hat beim Besuch des Präsidenten in Neu-Delhi im Oktober 2018 entsprechende Absichten bekannt gemacht. Im Dezember 2021...
Bild: KEYSTONE
... will Putin das Geschäft abwickeln, wenn er wieder auf Staatsbesuch in Indien ist. Noch im selben Monat sollen die ersten Exemplare ausgeliefert werden. Das Paket kostet Neu-Delhi angeblich fünf Milliarden Dollar.
Bild: KEYSTONE
Einvernehmen zwischen den Ländern besteht auch bei der AK-203: 70'000 Exemplare des gasgetriebenen Sturmgewehrs kommen aus Russland, 600'000 weitere werden in Lizenz in Indien gebaut. Das Geschäft hat ein Volumen von etwa 680 Millionen Dollar.
Bild: Commons/Titianis Rex
Eine Dame erfreut sich am Russland-Tag am 12. Juni 2016 an einer Igla: Indien hat nach seinen jüngsten Grenzscharmützeln mit China mehrere dieser Flugabwehrraketen gekauft. 5000 weitere Exemplare könnten nun folgen.
Bild: KEYSTONE
Von den modernen T-90-Kampfpanzern besitzt Indien schon einige Modelle, wie dieses Bild beweist. Im Raum steht nun der Kauf von 400 weiteren Panzern.
Bild: KEYSTONE
Die Su-30 steht heute schon in Indiens Arsenal und wird auch unter Lizenz im Land gebaut. Weitere Käufe könnten folgen, hofft die russische Wirtschaft.
Bild: KEYSTONE
Ausserdem verfügt Indien über mehrere Mig-29S, die eine modernisierte Version des klassischen Jägers ist. Auch hier könnte es neue Bestellungen geben. Im Bild ist eine polnische Mig-29 in Payerne VD.
Bild: KEYSTONE
Russlands Rüstungsgeschäfte mit Indien
Gugus! Wladimir Putin schaut in das Abschussrohr einer S-400: Indien will das Flugabwehrsystem von Russland kaufen und hat beim Besuch des Präsidenten in Neu-Delhi im Oktober 2018 entsprechende Absichten bekannt gemacht. Im Dezember 2021...
Bild: KEYSTONE
... will Putin das Geschäft abwickeln, wenn er wieder auf Staatsbesuch in Indien ist. Noch im selben Monat sollen die ersten Exemplare ausgeliefert werden. Das Paket kostet Neu-Delhi angeblich fünf Milliarden Dollar.
Bild: KEYSTONE
Einvernehmen zwischen den Ländern besteht auch bei der AK-203: 70'000 Exemplare des gasgetriebenen Sturmgewehrs kommen aus Russland, 600'000 weitere werden in Lizenz in Indien gebaut. Das Geschäft hat ein Volumen von etwa 680 Millionen Dollar.
Bild: Commons/Titianis Rex
Eine Dame erfreut sich am Russland-Tag am 12. Juni 2016 an einer Igla: Indien hat nach seinen jüngsten Grenzscharmützeln mit China mehrere dieser Flugabwehrraketen gekauft. 5000 weitere Exemplare könnten nun folgen.
Bild: KEYSTONE
Von den modernen T-90-Kampfpanzern besitzt Indien schon einige Modelle, wie dieses Bild beweist. Im Raum steht nun der Kauf von 400 weiteren Panzern.
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Die Su-30 steht heute schon in Indiens Arsenal und wird auch unter Lizenz im Land gebaut. Weitere Käufe könnten folgen, hofft die russische Wirtschaft.
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Ausserdem verfügt Indien über mehrere Mig-29S, die eine modernisierte Version des klassischen Jägers ist. Auch hier könnte es neue Bestellungen geben. Im Bild ist eine polnische Mig-29 in Payerne VD.
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Heute spricht Wladimir Putin in Indien über den Verkauf von S-400-Raketen. Als die Türkei das gemacht hat, gab es Sanktionen aus den USA. Warum riskiert Neu-Delhi Ärger mit seinem Verbündeten Washington?
Von Philipp Dahm
06.12.2021, 16:53
Philipp Dahm
Sowohl den G-20-Gipfel in Rom Ende Oktober als auch die Klimakonferenz Cop 26 in Glasgow hat Wladimir Putin unter Verweis auf die Corona-Lage abgesagt. Doch auch wenn die Fallzahlen seither eher zu- als abgenommen haben, steigt der russische Präsident heute ins Flugzeug, um nach Neu-Delhi zu fliegen.
Allein dieser Umstand sagt etwas darüber aus, wie wichtig die Beziehung zu Indien für Moskau ist. Und das Ganze trifft auch auf Gegenliebe, wie das Interesse von Premierminister Narendra Modi am russischen Flugabwehrsystem S-400 zeigt. Das gilt zwar als eines der besten weltweit, hat anderen Staaten jedoch schon jede Menge Ärger eingehandelt.
Als etwa das Nato-Mitglied Türkei Interesse an den russischen Raketen gezeigt hatte, platzte ein Deal mit den USA, wo Ankara F-35-Jets bestellt hatte. Stattdessen belegte das Weisse Haus gestützt auf den Countering America’s Adversaries Through Sanctions Act die Türkei sogar mit Sanktionen.
Dabei hat sich Indien zuletzt doch verstärkt nach Westen orientiert, um gegen einen Widersacher aus dem Fernen Osten nicht allein dazustehen: Spätestens seit dem blutigen Zwischenfall an der Grenze zu China im Sommer 2020 verschlechtert sich die Beziehung zwischen Peking und Neu-Delhi zusehends.
Kein Wunder, dass Indien auf den Quadrilateralen Sicherheitsdialog setzt: In diesem «Quad» hat sich das Land mit Australien, Japan und den USA zusammengetan, um China die Stirn zu bieten. Indien ist also auf die Schützenhilfe aus Washington angewiesen, liebäugelt aber dennoch mit mehreren russischen Waffensystemen (siehe Bildergalerie).
Warum riskiert Premier Modi mit dem Kauf russischer Waffen, seinen guten Draht zu Joe Biden aufs Spiel zu setzen? Zum einen liegt das an den traditionellen Beziehungen zwischen Neu-Delhi und Moskau: Als sich Pakistan und Indien 1971 im Bangladesch-Krieg kurzzeitig bekämpfen, unterstützt allein die Sowjetunion Indiens Hilferufe, und beide Staaten schliessen noch im selben Jahr einen Freundschaftsvertrag.
Damals beginnt auch der Verkauf russischer Waffen, die seither das Gros des indischen Militärgeräts ausmachen. Noch 2015 liegt der Anteil bei 72 Prozent. Weil Neu-Delhi seither versucht, sein Kriegsportfolio zu diversifizieren, werden mehr Waffen aus Staaten wie Frankreich, Israel oder auch den USA gekauft, sodass der Anteil russischer Waffen bis 2019 auf 56 Prozent gesunken ist, berichtet «Bloomberg».
Putin will in Indien Flagge zeigen
Für diese Waffen ist Indien auf Ersatzteile aus Russland angewiesen – und seitdem sich die Beziehungen zwischen Neu-Delhi und Peking derart verschlechtert haben, will Premierminister Modi die Landesverteidigung unbedingt ausbauen. Aus Rücksicht auf Indiens alten Intimfeind Pakistan hält sich Washington hier zurück – und eröffnet so Raum für Putin.
Russland hat 2019 Waren im Wert von 7,24 Milliarden Dollar nach Indien exportiert. Insgesamt haben die beiden Länder vor der Pandemie Waren im Wert von 11 Milliarden Dollar ausgetauscht. Diese Summe soll nach Willen beider Parteien bis 2025 auf 30 Milliarden Dollar steigen – und sich dabei auch nicht mehr allein auf Rüstungsgüter und Energie beschränken.
«Russland hat in diesem Fall das Ziel, die Bedeutung der Beziehungen Moskaus zu Neu-Delhi zu unterstreichen – auch wenn die geopolitischen Zeichen anders aussehen», analysiert Michael Kugelman vom US-Thinktank Wilson Center bei der BBC. Denn die Annäherung an Washington bedeute eigentlich eine «Bedrohung für das indisch-russische Verhältnis».
Indien könnte ein Spagat gelingen
«Delhi sagt, es müsse bestimmte Dinge mit Moskau machen, weil es in Indiens Interesse sei», führt Tanvi Madan vom US-Thinktank Brookings Institution bei «Bloomberg» aus. «Washington sagt, es müsse bestimmte Dinge mit [Pakistan] machen, weil das im Interesse der USA sei. Keiner mag, was der jeweils andere mit seinen Rivalen macht.»
Doch Premier Modi bleibt gar keine andere Chance, als zu versuchen, beide Seiten irgendwie zufriedenzustellen. «Solange der Handel und die Rüstungsgeschäfte relevant bleiben, werden die beiden Nationen einen Weg finden, ihre geopolitischen Differenzen auszuräumen», sagt Michael Kugelman mit Blick nach Russland, von dem sich Indien ausserdem einen besseren Zugang zu Afghanistan erhofft.
Trotzdem könnte Indien auch seine guten Beziehungen zu Washington weiter pflegen. «Die USA sind wahrscheinlich nicht glücklich über Indiens Entscheidung, russische Waffen zu kaufen», weiss Akhil Bery vom Asia Society Policy Institute. «Aber man wird abwarten, wie viele dieser Deals tatsächlich zustande kommen.»
Dank des gemeinsamen Gegners China sei das Verhältnis der beiden Länder stärker denn je. Und der Handel war mit 146 Milliarden Dollar 2019 deutlich höher als der zwischen Indien und Russland. Etwaige Sanktionen gegen Indien nach einem S-400-Kauf könnte Präsident Joe Biden verhindern – was er angesichts der gemeinsamen Linie gegen China höchstwahrscheinlich auch tun wird.