Rassisten, Frauenhasser und Homophobe Desaströse Zustände bei der Londoner Polizei

AP/tpfi

22.3.2023

Ein Polizeiwagen parkt in der Whitehall in Westminster in London. 
Ein Polizeiwagen parkt in der Whitehall in Westminster in London. 
Symbolbild: Kirsty Wigglesworth/AP

Die Behörde sei von Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie geprägt, heisst es in einem Untersuchungsbericht. Doch Vorurteile sind nur ein Teil des Problems.

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22.3.2023

Die Londoner Polizei hat wegen des Verhaltens ihrer Beamten das Vertrauen der Bevölkerung verloren. In einem Bericht, der am Dienstag in der britischen Hauptstadt veröffentlicht wurde, hiess es, die dortige Polizei sei von Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie geprägt. Die Untersuchung wurde in Auftrag gegeben, nachdem eine junge Frau von einem Polizeibeamten vergewaltigt und getötet worden war.

«Es ist nicht unsere Aufgabe als Öffentlichkeit, uns vor der Polizei zu schützen. Es ist die Aufgabe der Polizei, uns als Öffentlichkeit zu schützen», sagte die Leiterin der Untersuchung, Louise Casey. Der Metropolitan Police Service, der mit mehr als 34’000 Beamten die grösste Polizeibehörde Grossbritanniens ist, müsse sich verändern, nachdem die Probleme mehr als zwei Jahrzehnte lang nicht angegangen worden seien, hiess es in dem Bericht.

Kein Freund und Helfer

Tief sitzende Vorurteile, eine schlechte Führung und Haushaltskürzungen führten den Ermittlern zufolge dazu, dass Verbrechen gegen Frauen und Mädchen nur unzureichend untersucht werden. Minderheiten würden dagegen übermässig überwacht, während gleichzeitig das Vertrauen in die Polizei bei LGBTQ-Menschen stark abnimmt. Interne Hinweise auf die Probleme und Kritik von aussen seien ignoriert worden, Beamte hätte auch nach Verstössen ihren Job behalten dürfen, selbst wenn sie häuslicher Gewalt und Belästigung von Kollegen beschuldigt worden seien.

Die Führung der Londoner Polizei begrüsste den Bericht und kündigte an, sie werde Veränderungen vorantreiben. Polizeichef Mark Rowley sagte, man könne den Bericht nicht lesen, ohne bestürzt, beschämt und gedemütigt zu sein. Rowley wurde vor sechs Monaten zum Polizeichef ernannt, nachdem seine Vorgängerin zum Rücktritt gezwungen worden war. «Ich akzeptiere die Diagnose, die Louise Casey gestellt hat, absolut. Wir haben Rassisten, Frauenhasser und Homophobe in der Organisation», sagte Rowley dem Sender Sky News. Es gehe nicht nur um Einzelpersonen, sondern um Fehler im System.

Skandalträchtige Polizisten

Die Untersuchung durch Casey wurde in Auftrag gegeben, nachdem ein Beamter im März 2021 die junge Marketing-Managerin Sarah Everard vergewaltigt und getötet hatte, als sie von einem Freund nach Hause ging. Ein weiterer Skandal erschütterte die Behörde, als sich ein anderer Beamter schuldig bekannte, in 17 Jahren 48 Vergewaltigungen und Dutzende anderer schwerer Straftaten begangen zu haben.

Die Metropolitan Police müsse Einstellungs-, Ausbildungs- und Disziplinarmassnahmen einführen, um gute Mitarbeiter anzuziehen, die ihren Gemeinden dienen wollten, sagte Casey. Tyrannen, die ihre Macht nutzen wollten, um Schaden anzurichten, müssten aussortiert werden. Sie wies jedoch auch auf Sparmassnahmen durch die Regierung hin, die die realen Mittel für die Met in den vergangenen zehn Jahren um 18 Prozent sinken liessen.

Casey verglich die Reformbemühungen mit dem Versuch, den Mount Everest in Badeschlappen zu besteigen. «Wir müssen sie in die Lage versetzen, den Everest in Stiefeln zu bezwingen.»