Sjewjerodonezk ist verloren Die ukrainischen Truppen geraten im Osten in die Defensive

DPA, gbi

24.6.2022 - 12:10

Ukraine ordnet Rückzug ihrer Truppen aus Sjewjerodonezk an

Ukraine ordnet Rückzug ihrer Truppen aus Sjewjerodonezk an

Nach wochenlangem erbittertem Widerstand gegen die russischen Truppen muss sich die ukrainische Armee aus der strategisch wichtigen Stadt Sjewjerodonezk im Donbass zurückziehen. Die russischen Soldaten hatten die Stadt zuletzt fast komplett eingen

24.06.2022

Der ukrainische Widerstand in der Stadt Sjewjerodonezk ist gebrochen: Die Truppen von Präsident Wolodymyr Selenskyj ziehen sich zurück. Die Russen machen offenbar auch an einer anderen Front Boden gut.

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Bis zuletzt wurde um die Grossstadt Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk gekämpft. Vier Monate nach Kriegsbeginn hat die Ukraine nun den Rückzug ihrer Truppen aus der umkämpften Stadt im Osten des Landes angeordnet. Das sagte der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, im Fernsehen.

Sjewjerodonezk zählte bislang zu den letzten Teilen von Luhansk, die noch nicht von russischen und prorussischen Kämpfern erobert waren. Der US-Nachrichtensender CNN spricht von einer «Schlüsselstadt». Nun fällt sie komplett in die Hände der russischen Truppen.

«Es ist jetzt eine Situation, in der es keinen Sinn macht, in zerschlagenen Stellungen auszuharren», begründete Hajdaj den Schritt. Die Zahl der Toten würde dann stark steigen. «Deshalb haben unsere Verteidiger, die dort sind, bereits den Befehl erhalten, sich in neue Positionen zurückzuziehen und von dort aus normale, vollwertige Militäroperationen durchzuführen.» Den Angaben des Gouverneurs zufolge sind in Sjewjerodonezk mittlerweile bis zu 90 Prozent der Häuser zerstört.

Der Verlust von Sjewjerodonezk sei ein Rückschlag für die Ukraine «in dem Sinn, als jedes von Russland eroberte Territorium ein Verlust ist – aber die Schlacht um Sjewjerodonezk wird kein entscheidender russischer Sieg sein», zitiert der Sender CNN das Institute for War, eine US-Denkfabrik. 

Russland konzentriert sich auf den Osten

Die russischen Truppen konzentrieren sich seit Wochen auf Angriffe im Osten des Nachbarlandes. Die Eroberung des Gebiets Luhansk – ebenso wie die des angrenzenden Gebiets Donezk – zählt zu Moskaus Hauptzielen.

Auch in der nahe gelegenen Stadt Lyssytschansk rückten russische Soldaten und prorussische Separatisten am Donnerstag bis an den Stadtrand vor. Die Separatisten zeigten am Freitag, wie eine sowjetische Flagge auf dem Gebäude der Stadtverwaltung von Solote, südlich von Lyssytschansk, gehisst wird. Sie haben die Siedlungen Solote und Hirske nach eigenen Angaben eingenommen. Eine Bestätigung der ukrainischen Seite gab es zunächst nicht.

Ein ukrainischer Soldat steht während schwerer Kämpfe an der Front in Sjewjerodonezk in einer zerstörten Wohnung.
Ein ukrainischer Soldat steht während schwerer Kämpfe an der Front in Sjewjerodonezk in einer zerstörten Wohnung.
dpa