Putins Zerstörungswut Google Maps zeigt die «Hölle von Mariupol» erschreckend deutlich

Von Andreas Fischer

27.4.2023

Aus einem Ort für die Kunst wurde eine Zufluchtsstätte vor den russischen Angriffen, bis eine Bombe das Theater von Mariupol zerstörte.
Aus einem Ort für die Kunst wurde eine Zufluchtsstätte vor den russischen Angriffen, bis eine Bombe das Theater von Mariupol zerstörte.
Google Maps / Screenshot

Bei der Belagerung und Eroberung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol ist Russland extrem brutal vorgegangen. Neue Satellitenbilder von Google Maps zeigen eine Stadt, die vor allem aus Wunden besteht.

Von Andreas Fischer

27.4.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Kartendienst Google Maps hat die Satellitenbilder von Mariupol aktualisiert.
  • Die neuen Aufnahmen zeigen, wie gross die Zerstörung in Mariupol durch die russische Belagerung im Frühjahr 2022 wirklich ist.
  • Ein ehemaliger Beamter der Stadt sagt, es seien auch neue Massengräber zu erkennen.

Google Maps zeigt das ganze Grauen: Der Kartendienst hat seine Satellitenbilder von der ukrainischen Hafenstadt Mariupol aktualisiert. Zu sehen ist eine Stadt, die von Putins Armee im vergangenen Frühjahr systematisch zerstört wurde. Russland hatte Mariupol am 21. April 2022 für erobert erklärt.

Besonders in Erinnerung blieb der Luftangriff vom 16. März 2022 auf das Theater der Stadt am Asowschen Meer. Bis zu 1200 Menschen hatten dort Schutz vor den russischen Angreifern gesucht, als mindestens eine Bombe das Gebäude traf. Was vom Theater übrig ist, sieht man nun bei Google Maps. Auch der Schriftzug «дети» («deti», zu Deutsch: Kinder) auf dem Vorplatz ist noch zu erkennen.

Grosse Teile der einstigen 440'000 Einwohner zählenden Metropole sind zerstört, wie die Satellitenbilder belegen. Vor allem die Innenstadt gleicht einer Geisterstadt. Hier reihen sich ausgebombte Häuserhüllen an grosse Flecken verbrannter Erde. Von vielen Gebäuden sind nur doch die Fundamente zu erkennen, die Strassen sind Kraterlandschaften. Auch das Asow-Stahlwerk, die damalige Bastion des letzten Widerstands der Ukrainer, ist ein Ort der Verwüstung.

Besonders ergreifend: Neben den aktuellen Bildern sind noch alte Street-View-Bilder verfügbar. Sie zeigen, wie die Stadt vor ihrer Zerstörung aussah.

Der ukrainische Journalist Maxim Eristavi kommentierte die von Google Maps dokumentierte Vernichtung Mariupols mit bewegenden Worten: «Ich befinde mich in einem sehr dunklen Wurmloch, in dem ich auf die Verwüstung starre und auf Pins von Orten klicke, die früher einmal waren, anstatt auf die heutigen Ruinen.» Es seien lediglich «digitale Geister des Lebens, das uns der Völkermord geraubt hat», übrig.

Wie die «Kyiv Post» unter Berufung auf Petro Andryushchenko, den ehemaligen Berater des Mariupoler Bürgermeisters berichtet, würden die neuen Bilder auch auf bislang unbekannte Massengräber hinweisen. Sie seien «optisch grösser» als die bisher bekannten.