Absage an «Magic Bullet»-Theorie JFK-Bodyguard bekräftigt seine Theorie um das Attentat

Red.

8.10.2023

Der Secret Service ist dabei, als US-Präsident John F. Kennedy mit seiner Gattin Jacqueline Kennedy am 22. November 1963 durch Dallas, Texas fährt.
Der Secret Service ist dabei, als US-Präsident John F. Kennedy mit seiner Gattin Jacqueline Kennedy am 22. November 1963 durch Dallas, Texas fährt.
Bild: Keystone

60 Jahre schwieg Paul Landis zum Attentat auf John F. Kennedy. Jetzt bringt der ehemalige Präsidenten-Leibwächter mit Enthüllungen vermeintliche Gewissheiten ins Wanken. In einem neuen Interview legt Landis nun nach.

Red.

8.10.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Paul Landis, der einst als Bodyguard für US-Präsident John F. Kennedy im Dienst war, veröffentlicht jetzt seine Memoiren.
  • Darin stellt der 88-Jährige auch eine zentrale Erkenntnis der Ermittlungen zum Attentat vom 22. November 1963 infrage.
  • In einem neuen Interview bekräftigt Landis seine Sicht der Dinge – und schildert detailliert, wie er die Ermordung Kennedys erlebt hat.

Er war dabei, als John F. Kennedy am 22. November 1963 in Dallas, Texas, erschossen wurde. Der Anblick verfolgt ihn bis heute. Doch jetzt, 60 Jahre nach dem Attentat, bricht Paul Landis sein Schweigen. Der ehemalige Secret-Service-Angestellte ist mit 88 Jahren bereit, über das Erlebte zu sprechen – und rüttelt mit seinen dieser Tage erscheinenden Memoiren «The Final Witness» an der offiziellen Erzählung der Kennedy-Ermordung.

Das Buch erscheint erst am 10. Oktober. Doch schon ein erstes Interview, das Landis der «New York Times» gab, schlug hohe Wellen. Denn mit seinen Schilderungen stellt Landis die bisherigen Erkenntnisse der Ermittler infrage.

Zweifel an der «Magic Bullet»-Theorie

Kurz zusammengefasst: Die Ermittler gehen davon aus, dass eine der Kugeln, die auf die Limousine des Präsidenten abgefeuert wurden, Kennedy von hinten traf, vorne aus seinem Hals austrat und danach auch den texanischen Gouverneur John Connally traf. Die Theorie fusst auch darauf, dass eine Kugel neben Connally im Parkland Memorial Hospital gefunden wurde.

Doch Landis glaubt nicht an die Theorie der sogenannten «Magic Bullet». Die Kugel auf Connallys Bahre sei nicht aus dessen Körper gefallen. Es sei eine andere Kugel gewesen, die er selbst in der Limousine gefunden habe.

Dass ein vermeintliches Detail neue Fragen aufwirft, ist Landis bewusst. Aber auch im Gespräch mit der britischen «Daily Mail» bleibt er bei seiner Darstellung. Und er fühlt sich erleichtert: «Es hat 60 Jahre gedauert, um mich durch den mentalen Prozess zu kämpfen, Dinge zu hinterfragen und dann Schuldgefühle zu entwickeln – nicht wegen dem, was ich getan habe, sondern Schuldgefühle, weil ich nichts gesagt habe», hält er fest.

Wenn nicht die «Magic Bullet», welche Kugel traf den Gouverneur denn sonst? In diesem Fall wäre es sehr viel wahrscheinlicher, findet etwa der Historiker James Robenalt, dass es mehrere Schützen gab. Er sei zunächst skeptisch gewesen, als er Landis' Darstellung gehört habe, sagte er der «Daily Mail». Doch nun findet auch der Historiker, dass diese fundiert aufgearbeitet werde. 

Zu der Theorie, dass der Attentäter Lee Harvey Oswald – der kurz nach seiner Festnahme erschossen wurde – nicht allein gehandelt habe, sagt Landis nur: «Ich weiss, es gibt verrückte Verschwörungstheorien da draussen, und ich finde sie unterhaltsam, aber das ist alles.»

«Ihr Gesichtsausdruck war leer. Keine Tränen»

Im Gespräch mit der «Daily Mail» schildert Landis auch detailliert, wie er das Attentat erlebt hat. Landis stand auf dem Trittbrett eines Autos, das der Kennedy-Limousine folgte. Als er den ersten Schuss hörte, drehte er sich zum Präsidenten um: «Er lehnte leicht nach links, zu Miss Kennedy, und ich dachte, er drehte sich um, um zu sehen, woher das Geräusch kam. Ich habe nicht realisiert, dass er von einer Kugel getroffen wurde.»

Dann hörte er einen zweiten Schuss. Sehr schnell darauf folgte der fatale Treffer: «Ich hörte den dritten Schuss und sah, wie der Kopf des Präsidenten in einer Wolke aus Blut, Fleisch und Gehirnmasse explodierte – ich duckte mich, um nichts abzubekommen», so der 88-Jährige.

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Dann ging alles rasend schnell. Der Corso raste ins Parkland Memorial Hospital. Landis sah die Präsidentengattin Jacqueline Kennedy, mit Blut bespritzt, den Kopf ihres verwundeten Mannes in den Schoss gebettet. «Ich fragte sie, ob ich ihr helfen könne. Sie sagte: ‹Nein, nein. Ich will bei ihm bleiben›.»

Die Ärzte kämpften um das Leben des Präsidenten. Linell erinnert sich an den Anblick der First Lady: «Ihr Gesichtsausdruck war leer. Keine Tränen. Mrs. Kennedy stand unter Schock. Ich stand unter Schock. Ich dachte, ich würde zusammenbrechen.» Wenig später erfuhren sie, dass John F. Kennedy seinen Verletzungen erlegen ist.

Jahrelang Albträume

Landis verliess sieben Monate später den Secret Service. Doch das Trauma konnte er nicht abschütteln: «Ich hatte jahrelang Albträume, weil der Kopf des Präsidenten vor meinen Augen explodierte. Also versuchte ich, mich von der ganzen Situation zu distanzieren», sagt Landis der «Daily Mail».

Doch warum dauerte es 60 Jahre, bis er endlich sein Schweigen brach? Auch dazu erklärt er sich: «Ich hatte jahrelang Albträume, wie der Kopf des Präsidenten vor meinen Augen explodiert, darum versuchte ich, mich so gut wie möglich von der ganzen Sache zu distanzieren», so Landis.