Nato-Streit Ankara lädt schwedischen Verteidigungsminister aus

dpa, smi

21.1.2023 - 11:56

Inzwischen ist die Stimmung wieder deutlich schlechter: der türkische Aussenminister Mevlut Cavusoglu (r) mit seinem Amtskollegen Tobias Billstrom Ende Dezember 2022 in Ankara. 
Inzwischen ist die Stimmung wieder deutlich schlechter: der türkische Aussenminister Mevlut Cavusoglu (r) mit seinem Amtskollegen Tobias Billstrom Ende Dezember 2022 in Ankara. 
Ali Unal/AP/dpa

Die Ankündigung einer Koran-Verbrennung in Stockholm empört die Regierung Erdogan so sehr, dass sie den Besuch des schwedischen Verteidigungsministers am kommenden Freitag abgesagt hat.

dpa, smi

Schweden habe es versäumt, gegen «widerliche» antitürkische Proteste auf seinem Boden vorzugehen, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu den türkischen Verteidigungsminister Hulusi Akar. 

Aus diesem Grund hat die türkische Regierung einen für nächsten Freitag geplanten Besuch des schwedischen Verteidigungsministers Pål Jonson in Ankara abgesagt. Hintergrund sind für diesen Samstag geplante Proteste in Stockholm, bei denen auch ein Koran verbrannt werden sollte.

Ankara ist verärgert darüber, dass die schwedische Regierung eine für Samstag geplante Demonstration des aus Dänemark stammenden Rechtsextremisten Rasmus Paludan vor der türkischen Botschaft in Stockholm zugelassen hat. Dieser hatte angekündigt, dass er dabei ein Exemplar des Korans, des heiligen Buchs des Islams, verbrennen wolle. Am Samstag wurden auch mehrere prokurdische und protürkische Demonstrationen in Stockholm erwartet.

Türkei hat Vetorecht gegen Schwedens Nato-Beitritt

Schweden will erreichen, dass die Türkei den Nato-Beitritt des Landes nicht länger blockiert. Schweden und das benachbarte Finnland hatten die Mitgliedschaft im Mai 2022 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine beantragt. Alle 30 Nato-Mitglieder müssen die Anträge ratifizieren. Die Türkei wirft Schweden unter anderem Unterstützung von «Terrororganisationen» vor und fordert die Auslieferung etlicher Personen, die Ankara als Terroristen betrachtet.

Neuer Zwist zwischen beiden Ländern entzündete sich jüngst an einer Protestaktion im Zentrum Stockholms, wo Aktivisten eine Puppe, die Erdogan ähnelte, an den Füssen aufgehängt hatten. Die Türkei hatte daraufhin unter anderem einen Besuch des schwedischen Parlamentspräsidenten Andreas Norlén in Ankara abgesagt.

Jonson spielte die Absage seines Besuches herunter. «Gestern habe ich mich mit meinem türkischen Kollegin Hulusi Akar auf dem US-Militärflugplatz in Ramstein, Deutschland, getroffen», twitterte er am Samstag. «Wir haben beschlossen, das geplante Treffen in Ankara auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.»