Ukraine-Übersicht Russland vergrössert seine Armee um fast 140'000 Soldaten

Agenturen/red

25.8.2022

Ukraine will Putin vor internationales Tribunal stellen

Ukraine will Putin vor internationales Tribunal stellen

Sechs Monate nach Beginn der russischen Invasion arbeitet Kiew daran, Russlands Präsidenten Wladimir Putin und seine Militär-Befehlshaber für den Angriffskrieg gegen die Ukraine vor Gericht zu bringen. Angestrebt wird von ukrainischer Seite ein in

25.08.2022

Seit sechs Monate kämpfen russische Soldaten in der Ukraine. Jetzt sieht Präsident Putin die Notwendigkeit, die Armee aufzustocken. Im Kriegsgebiet geht das Sterben derweil weiter. Die Ereignisse des Tages im Überblick.

Agenturen/red

25.8.2022

Ein halbes Jahr nach dem Einmarsch in die Ukraine stockt Russland seine Truppen auf. Auf Befehl von Kremlchef Wladimir Putin soll die Zahl der Soldaten im kommenden Jahr um 137'000 auf rund 1,15 Millionen wachsen, wie aus einem Dekret vom Donnerstag hervorgeht. In der Ukraine wurden bei einem russischen Raketenangriff auf einen Bahnhof Dutzende Menschen getötet. 

Die Ukraine hatte am Mittwoch den 31. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion begangen — genau ein halbes Jahr nach dem russischen Überfall vom 24. Februar. Vorab hatte Kiew vor zusätzlichen russischen Angriffen am Jahrestag gewarnt. Tatsächlich wurde dann unter anderem abends der Raketeneinschlag auf die Bahnanlagen im Ort Tschaplyne des zentralukrainischen Gebietes Dnipropetrowsk gemeldet.

Moskau bestätigt Raketenbeschuss

«Tschaplyne ist heute unser Schmerz», sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner üblichen Videoansprache. Bis Donnerstag stieg die Zahl der Todesopfer nach ukrainischen Angaben auf mindestens 25, darunter zwei Kinder. Zudem seien 31 Menschen verletzt worden, erklärte der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, auf Telegram. Die Informationen liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Das russische Verteidigungsministerium lieferte eine andere Version: Getötet worden seien bei dem Schlag mit einer Iskander-Rakete mehr als 200 ukrainische Soldaten, die für Kämpfe im Donbass bestimmt gewesen seien, sagte Sprecher Igor Konaschenkow. Die Rakete sei in den militärischen Teil der Bahnstation eingeschlagen. Dabei sei auch Militärtechnik zerstört worden. Belege gab es auch dafür nicht. Kiew hatte von Beschuss von bewohntem Gebiet gesprochen.

In Hunderten Fällen Streubomben eingesetzt

Die Ukraine und internationale Experten werfen Russland immer wieder Angriffe auf Zivilisten und Kriegsverbrechen vor. Auch international geächtete Streumunition hat Russland seit Beginn des Krieges in Hunderten Fällen eingesetzt, wie die internationale Streumunition-Koalition in Genf berichtete. Bis Ende Juni seien mindestens 215 Menschen getötet und weitere 474 durch Streumunition verletzt worden, hiess es. Auch auf ukrainischer Seite wurde der Einsatz dieser Munition in drei Fällen registriert. Es handelt sich um Behälter, die aus Flugzeugen oder Raketenwerfern abgeschossen werden und viele kleine Sprengsätze grossflächig verteilen. Ein Übereinkommen von 2008 verbietet den Einsatz von Streumunition, doch weder Russland noch die Ukraine gehören ihm an.

Auf diesem vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums veröffentlichten Videostandbild feuern russische Artilleriegeschütze von Typ Malka von einem nicht genannten Standort in der Ukraine ab.
Auf diesem vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums veröffentlichten Videostandbild feuern russische Artilleriegeschütze von Typ Malka von einem nicht genannten Standort in der Ukraine ab.
Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa

Streit um Saporischschja

Ungelöst ist im Kriegsgebiet nach wie vor die heikle Lage rund um das von Russen besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja. Dort gibt es immer wieder Beschuss. Die Kriegsparteien machen sich gegenseitig verantwortlich.

Zur Trennung vom Stromnetz teilte der staatliche Atomkraftwerksbetreiber Enerhoatom mit, dies betreffe die Stromlieferung an Kunden. Die Stromversorgung des AKWs selbst werde weiter über eine Leitung zum benachbarten Wärmekraftwerk aus dem ukrainischen Energiesystem sichergestellt.

Die russischen Besatzer hingegen teilten mit, einer von zwei derzeit betriebenen Kraftwerksblöcken sei bereits wieder am Netz. Die beiden Blöcke hätten nur vorübergehend heruntergefahren werden müssen, nachdem aufgrund von ukrainischem Beschuss ein Feuer ausgebrochen sei, schrieb der Besatzungschef der Region, Jewgeni Balizki, auf Telegram. Die Angaben beider Seiten waren zunächst nicht unabhängig überprüfbar.

Eine Inspektion der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA soll die Vorwürfe klären und die Gefahr einer Nuklearkatastrophe bannen - doch kommt sie seit Wochen nicht zustande. UN-Generalsekretär António Guterres twitterte jetzt: «Das UN-Sekretariat ist bereit, jegliche IAEA-Mission aus Kiew zu dem Kraftwerk zu unterstützen.» Zugleich bekräftigte Guterres seine Sorge: «Jede weitere Eskalation der Situation könnte zu Selbstzerstörung führen.» Auch das britische Verteidigungsministerium warnte vor anhaltenden Risiken.


Das Wichtigste in Kürze:

  • US-Präsident Joe Biden hat seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj weitere Unterstützung zugesichert.
  • Wladimir Putin stockt per Dekret das russische Militär um 137'000 auf rund 1,15 Millionen Männer und Frauen auf.
  • Die Zahl der Toten nach einem russischen Raketenangriff auf zivile Ziele in Tschaplyne ist auf 25 gestiegen. Unter den Opfern sind nach ukrainischen Angaben auch zwei Kinder.
  • Russland behauptet, es habe sich um eine Attacke auf einen «Militärzug» gehandelt, bei dem mehr als 200 ukrainische Soldaten getötet worden seien.
  • Verbotene Streubomben haben im ersten Halbjahr 2022 in der Ukraine mindestens 838 Menschen getötet – davon 689 Zivilisten.
  • Hier geht es zu den Ereignissen vom Mittwoch.
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    Wir beenden den Live-Ticker am Donnerstag

  • 21.21 Uhr

    Weg mit Puschkin und Tolstoi: Kiew benennt 95 Strassen um

    Wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine hat die ukrainische Hauptstadt Kiew 95 Strassen und Plätze umbenannt, deren Namen bislang an Russland oder die Sowjetunion erinnerten. Das teilte Bürgermeister Vitali Klitschko mit.

    So verschwinden aus dem Stadtbild neben den deutschen kommunistischen Vordenkern Karl Marx und Friedrich Engels auch die russischen Schriftsteller, Alexander Puschkin, Lew Tolstoi, Anton Tschechow, Iwan Turgenjew und Michail Lermontow. Entfernt werden die Namen sowjetischer Marschälle des Zweiten Weltkriegs und Bezeichnungen mit Bezügen zu russischen Städten wie Moskau, Rostow am Don oder Magnitogorsk. Kritik hatte die Entfernung des in Kiew geborenen Schriftstellers Michail Bulgakow hervorgerufen.

    Künftig heissen die Strassen nach Personen und Städten aus der Ukraine, es gibt auch eine «Strasse der Helden des Regiments Asow». Die Umbenennungen in der Dreimillionenstadt seien damit noch nicht abgeschlossen, sagte Klitschko. «Das ist ein wichtiger Schritt dazu, um die verlogenen Manipulationen und den Einfluss des russischen Aggressors auf die Auslegung unserer Geschichte zu verringern.»

    Der Umbenennung ging ein Abstimmungsprozess in der ganzen Ukraine voraus, an dem sich über 6,5 Millionen Menschen über eine staatliche Smartphone-App beteiligten.

    Kiew wird in der russischen Geschichtsschreibung als Mutter aller russischen Städte bezeichnet, die Eroberung der Stadt gilt daher als wichtiges Ziel des Krieges.

  • 21.02 Uhr

    USA warnen Russland vor Umleitung von AKW-Strom — «nicht akzeptabel»

    Nach der zwischenzeitlichen Trennung des russisch besetzten Atomkraftwerks Saporischschja vom ukrainischen Netz haben die USA Moskau vor einer Umleitung des Stroms gewarnt. «Um es ganz klar zu sagen: das Atomkraftwerk und der Strom, den es produziert, gehören der Ukraine», sagte der stellvertretende Sprecher des US-Aussenministeriums, Vedant Patel. Jeder Versuch, das Werk von der ukrainischen Stromversorgung zu trennen und in russisch besetzte Gebiete umzuleiten sei «inakzeptabel».

    Zuvor war das von Russland besetzte ukrainische AKW Saporischschja Angaben aus Kiew zufolge zumindest zwischenzeitlich vom ukrainischen Stromnetz getrennt worden. Das sei erstmalig vorgekommen, teilte der staatliche Atomkraftwerksbetreiber Enerhoatom mit.

  • 20.45 Uhr

    Freiheitsbeschränkungen gegen Kremlkritiker Roisman verhängt

    Der prominente russische Oppositionspolitiker c ist einen Tag nach seiner Festnahme wieder aus der Haft entlassen worden - allerdings unter strengen Freiheitsbeschränkungen. Ein Gericht in der Millionenstadt Jekaterinburg am Ural, wo Roisman bis 2018 Bürgermeister war, entschied am Donnerstag, der 59-Jährige dürfe bis Ende September keine öffentlichen Orte und Veranstaltungen besuchen. Auch dürfe er keine Post empfangen, Anrufe tätigen oder das Internet nutzen, berichtete das regionale Nachrichtenportal e1.ru.

    Jewgeni Roisman droht eine lange Gefängnisstrafe.
    Jewgeni Roisman droht eine lange Gefängnisstrafe.
    Hannah Wagner/dpa (Archivbild)

    Die Ermittlungen gegen ihn laufen in der Zeit weiter. Roisman wird beschuldigt, angeblich Falschnachrichten über die russische Armee beim Angriffskrieg gegen die Ukraine verbreitet zu haben. Dafür drohen in Russland viele Jahre Haft. Roisman, der bis zur Festnahme als letzter bekannter Kremlgegner auf freiem Fuss galt, weist jede Schuld von sich. «Am Ende wird alles gut», sagte er im Gerichtssaal. «Solche Zeiten dauern nicht ewig.»

    Der Oppositionelle hat eine Wohltätigkeitsstiftung und ein Ikonenmuseum in Jekaterinburg und geniesst in der Metropole grosses Ansehen. Trotz des oft harten Vorgehens der russischen Sicherheitskräfte gegen Demonstranten gingen am Mittwochabend einige Menschen gegen Roismans Inhaftierung auf die Strasse, es gab mehrere Festnahmen.

  • 20.08 Uhr

    Biden sichert Selenskyj in Telefonat weitere Unterstützung zu

    Sechs Monate nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat US-Präsident Joe Biden seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj weitere Unterstützung zugesichert. Biden schrieb auf Twitter, er habe mit Selenskyj telefoniert und klar gemacht, «dass die Vereinigten Staaten die Ukraine und ihr Volk im Kampf um die Verteidigung ihrer Souveränität weiterhin unterstützen werden».

    Selenskyj sprach auf Twitter von einem grossartigen Gespräch und dankte den USA für ihre «unerschütterliche Unterstützung». Die beiden hätten über die weiteren Schritte im Kampf gegen Russland gesprochen und darüber, wie wichtig es sei, Russland für Kriegsverbrechen zur Rechenschaft zu ziehen, schrieb der ukrainische Präsident weiter.

    Biden hatte am Mittwoch Unterstützung für die Ukraine im Umfang von knapp drei Milliarden Dollar angekündigt — das bislang grösste Einzelpaket der Amerikaner für Kiew. Der Fokus der US-Unterstützung lag bislang vor allem darauf, so schnell wie möglich Waffen und Munition an die Front in der Ukraine zu liefern, oft auch aus US-Beständen. Bei dem neuen Paket geht es laut US-Regierung um eine längerfristige Stärkung des ukrainischen Militärs.

    Die Ukraine hatte am Mittwoch den 31. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion begangen — auf den Tag genau sechs Monate nach Kriegsbeginn.

  • 19.43 Uhr

    EVP-Chef Weber fordert Einreiseverbot für russische Touristen

    Der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, hat sich für ein Einreiseverbot für Russinnen und Russen in die EU ausgesprochen. «Wir wollen nicht, dass diejenigen, die diesen Krieg mitzuverantworten haben, (...) jetzt bei uns Urlaub machen», sagte der CSU-Politiker dem TV-Sender ARD. Europa müsse «Klartext sprechen».

    «Das ist für mich schwer vorstellbar, dass wir gleichzeitig Flüchtlinge aus der Ukraine haben und Russen, die hier das Leben genissen», betonte Weber. Problematisch sei es etwa, wenn Russen am Tegernsee oder auf Sylt Urlaub machten und sich dort im Restaurant von Ukrainern bedienen liessen.

    Russischen Regimekritikern müsse die EU allerdings weiter als Zufluchtsort offenstehen, sagte Weber weiter: «Wenn die Menschen, die es unter dem Putin-System nicht mehr aushalten, Asyl beantragen wollen, muss Europa offen sein.»

    Derzeit können russische Touristen mit einem Schengen-Visum für bis zu 90 Tage nach Deutschland und in die meisten anderen EU-Länder einreisen. Staaten wie Estland, Lettland und Finnland haben wegen des russischen Angriffskriegs aber Einreisebeschränkungen erlassen oder dies angekündigt.

    Mitte kommender Woche beraten die EU-Aussenminister unter tschechischem Vorsitz in Prag über einen allgemeinen Visa-Stopp für Russen. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hatte gewarnt, solch eine Sanktion träfe auch «ganz Unschuldige».

  • 19.08 Uhr

    Laut Frontex fast eine Million Einreisen aus Russland seit Kriegsbeginn

    Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind nach Angaben der EU-Grenzschutzagentur Frontex fast eine Million russische Staatsbürger in die EU eingereist. Vom Tag des Einmarschs am 24. Februar bis zum 22. August waren es genau 998 085 russische Staatsbürger, wie ein Frontex-Sprecher am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. In der Woche vom 16. August bis zum 22. August sei die Zahl der Einreisen im Vergleich zur Vorwoche geringfügig zurückgegangen.

    Immer mehr EU-Länder schränken die Vergabe von Schengen-Visa an Russen im Alleingang ein. Dazu gehören Estland, Lettland, Litauen und Tschechien. Finnland will ab September folgen. Polen vergibt seit einiger Zeit keine Touristenvisa mehr und erwägt einen generellen Visa-Stopp. Dänemark dringt auf eine EU-Lösung und will sonst ebenfalls selbst handeln. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich zuletzt ablehnend zu Vorschlägen für schärfere Visa-Regeln geäussert.

  • 18.37 Uhr

    Milliardenschwerer Deal zwischen Südkorea und Russland über AKW-Bau

    Südkorea hat einen milliardenschweren Vertrag mit einem staatlichen russischen Atomenergieunternehmen über die Lieferung von Komponenten für das erste ägyptische Atomkraftwerk geschlossen. Die Vereinbarung zwischen dem staatlichen Unternehmen Korea Hydro & Nuclear Power und dem russischen Unternehmen Atomstroiexport (ASE) hat einen Umfang von drei Billionen südkoreanischen Won (etwa 2,17 Milliarden Franken), wie die südkoreanische Regierung  bekanntgab.

    Im Rahmen der Vereinbarung müssen die Südkoreaner Turbinenausrüstung und Bauarbeiten für das AKW bereitstellen, das in der Stadt El Dabaa, etwa 130 Kilometer nordwestlich von Kairo, an der Mittelmeerküste entsteht. Ein ranghoher Mitarbeiter des südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol sagte, die Verhandlungen seien von «unerwarteten Variablen» verlangsamt worden, hauptsächlich vom russischen Krieg in der Ukraine und den deswegen gegen Moskau verhängten Sanktionen. Diese seien aber aus dem Weg geräumt worden, sagte Yoons Wirtschaftsberater Choi Sang Mok, ohne Einzelheiten zu erläutern. Südkorea habe die USA vorab über seine Pläne informiert und werde in der Sache weiter in engem Kontakt mit ihnen bleiben.

    ASE ist eine Tochtergesellschaft des staatlichen russischen Nuklear-Konglomerats Rosatom und soll bis 2030 in Ägypten vier Reaktoren mit je 1200 Megawatt Leistung errichten. Der Analyst Go Myong Hyun vom Asan-Institut für Politikstudien in Seoul sagte, die Beteiligung südkoreanischer Firmen wäre ohne Exportgenehmigungen der USA für einzelne Komponenten nicht möglich gewesen. Die wegen des Ukrainekrieges gegen Russland verhängten US-Sanktionen umfassen keine besonderen Beschränkungen zur Atomenergie.

  • 18.12 Uhr

    Lettland: Umstrittenes sowjetisches Siegesdenkmal in Riga abgerissen

    In Lettland ist das sowjetische Siegesdenkmal in der Hauptstadt Riga dem Erdboden gleichgemacht worden. Auf Weisung der städtischen Behörden brachten zwei Bagger mit pneumatischen Hämmern den 79 Meter hohen Obelisken mit Sowjetstern an der Spitze zum Einsturz. Um Punkt 16.42 Uhr Ortszeit fiel die riesige Betonsäule nach stundenlangen Arbeiten mit einem grossen Knall zu Boden — unter dem Beifall zahlreicher Schaulustiger. Davor waren in den Tagen zuvor bereits mit schwerem Gerät die meterhohen Bronze-Statuen entfernt worden.

    In Lettland müssen nach einem unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gefassten Parlamentsbeschluss alle Objekte, die totalitäre Regime verherrlichen, bis zum 15. November demontiert werden. Die Regelung zielt speziell auch auf den Abriss des sowjetischen Siegesdenkmals. «Dieses Denkmal war eine ständige Erinnerung an unsere Besatzung, das damit verbundene Schicksal vieler Menschen - Deportationen, Repressionen und so weiter. Wir brauchen kein solches Denkmal», sagte Staatspräsident Egils Levits im lettischen Fernsehen, das den Abriss in einem Livestream übertrug.

    Rigas Bürgermeister Martin Stakis sprach nach dem Abriss von einem «historischen Moment für Riga und ganz Lettland». Das Monument wurde 1985 zum 40. Jahrestag des sowjetischen Sieges im Zweiten Weltkrieg über Hitler-Deutschland errichtet - als «Denkmal für die Befreier von Sowjet-Lettland und Riga von den deutsch-faschistischen Invasoren».

    Lettland war im Zweiten Weltkrieg abwechselnd von Deutschland und der Sowjetunion besetzt. Nach Kriegsende war der Baltenstaat bis 1991 unfreiwillig Teil der Sowjetunion.

    Russland protestierte scharf gegen die Demontage des Monuments.

  • 17.37 Uhr

    Bundesasylzentren reduzieren Hilfspersonal um die Hälfte

    Das Staatssekretariat für Migration (SEM) wird das Hilfspersonal in den Bundesasylzentren per 1. September um die Hälfte reduzieren. Die Anzahl der Personen, die über einen befristeten Vertrag bis Ende Jahr verfügen, wird von 130 Vollzeitäquivalenten (VZÄ) auf rund 60 VZÄ für die gesamte Schweiz reduziert.

    Hintergrund ist der deutliche Rückgang der Anträge auf einen Schutzstatus S. «Im Mai sind wir davon ausgegangen, dass die Zahl der schutzsuchenden Personen aus der Ukraine bis zum Jahresende auf einem konstant hohen Niveau bleiben wird. Heute zeigt sich jedoch, dass sich diese Annahme nicht bewahrheitet», teilte das SEM seinen Hilfsmitarbeitenden in einer E-Mail mit, die der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vorliegt.

    «Im Gegenteil: Die Zahl der schutzsuchenden Personen aus der Ukraine hat in den letzten Wochen deutlich abgenommen. Für die nächsten Wochen gehen wir davon aus, dass sich die Gesuche um einen S-Status auf diesem tieferen Niveau stabilisieren werden», heisst es in der E-Mail.

    Das SEM bedaure, dem temporären Personal keine bessere Nachricht geben zu können, «vor allem, weil wir Ihnen im Mai einen Einsatz bis Ende 2022 versprochen hatten», heisst es weiter. Sollte die Zahl der Flüchtlinge in diesem Herbst oder Winter steigen, würden neue Anstellungen vorgenommen.

  • 16.56 Uhr

    Kiew: AKW Saporischschja von Netz genommen

    Das von Russland besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist Angaben aus Kiew zufolge erstmalig in der Geschichte komplett vom ukrainischen Stromnetz getrennt worden. Die Stromversorgung des AKWs werde derzeit aber weiter über eine Leitung zum benachbarten Wärmekraftwerk aus dem ukrainischen Energiesystem sichergestellt, teilte der staatliche Betreiber Enerhoatom heute mit.

    Die russischen Besatzer teilten mit, dass beide zuletzt noch betriebenen Blöcke des in den vergangenen Wochen immer wieder beschossenen Kraftwerks zwischenzeitlich abgeschaltet worden seien. Ein Block sei aber bereits wieder hochgefahren worden, schrieb der Besatzungschef der Region, Jewgeni Balizki, auf Telegram.

    Zuvor hatte die russische Seite über ein Feuer und einen Kurzschluss an Hochspannungsleitungen berichtet, allerdings keine Angaben zu Ursachen gemacht. Kiew und Moskau haben sich zuletzt immer wieder gegenseitig für den Beschuss von Europas grösstem Atomkraftwerk verantwortlich gemacht. Den Angaben von Enerhoatom zufolge sind mittlerweile alle vier Versorgungslinien des Kraftwerks durch russischen Beschuss beschädigt worden.

  • 16.35 Uhr

    Citigroup wickelt Geschäft in Russland ab

    Der US-Finanzkonzern Citigroup hat nach bislang vergeblichen Verkaufsversuchen angekündigt, mit der Abwicklung seines Filialgeschäfts in Russland zu beginnen. Citi teilte heute in New York mit, 15 Niederlassungen mit rund 2'300 Beschäftigten im Land zu schliessen. Das Geldhaus hatte bereits 2021 angekündigt, sich aus Russland zurückziehen zu wollen.

    Nach dem Einmarsch in die Ukraine – als viele andere Banken ihre Geschäfte in Russland stoppten – verkündete Citi im Frühjahr, die Bemühungen zu intensivieren. Allerdings findet die Bank keine Käufer für ihr Russland-Geschäft, das sich durch den Krieg und Sanktionen zum Problem entwickelt hat.

    «Wir haben in den vergangenen Monaten mehrere strategische Optionen ausgelotet», sagte Citi-Managerin Titi Cole nun. Angesichts «vieler erschwerender Faktoren» sei inzwischen aber klar, dass die Abwicklung des Geschäfts am meisten Sinn mache. Die US-Bank rechnet mit Kosten von 170 Millionen Dollar in Verbindung damit, die jedoch über die nächsten 18 Monate gestreckt anfallen dürften.

    Dem «Wall Street Journal» zufolge scheiterten Verhandlungen über einen Verkauf an die russische Bank VTB aufgrund der Sanktionen. Nach eigenen Angaben war Citi Ende Juni insgesamt noch mit einem Geschäftsvolumen von 8,4 Milliarden Dollar in Russland engagiert. Die Bank ist dort deutlich stärker vertreten als ihre US-Konkurrenten. Citi hat bereits Rückstellungen von rund zwei Milliarden Dollar gebildet, um sich gegen Kreditausfälle und Abschreibungen in Russland sowie weitere Belastungen durch den Krieg in der Ukraine abzusichern.

  • 16.20 Uhr

    Anschlag auf «Wahl»-Büro nahe Melitopol

    Neben Kiews Streitkräften machen den russischen Invasoren Partisanen zu schaffen. Nach ukrainischen Angaben waren heute Morgen um 1:30 Uhr in Pryasowske unweit von Melitopol Explosionen zu hören.

    Demnach sei in dem Dorf das Büro angegriffen worden, in dem das Pseudo-Referendum für den Oblast Saporischschja vorbereitet werden sollte. Das Zentrum für nationalen Widerstand forderte die Ukrainer*innen auf, sich nicht an derlei Abstimmungen zu beteiligen.

    Der Widerstand warnt auch davor, sich in den besetzten Gebieten russische Pässe ausstellen zu lassen. Das Problem: Ohne dieses Dokument bekommen Bürger*innen keine Zuwendungen. Arbeitslose, Pensionäre oder Pflegebedürftige haben das Nachsehen. Männer im wehrfähigen Alter, die den Pass annehmen, werden umgehend eingezogen.

  • 16 Uhr

    Johnson auf der «Allee der Tapferkeit»

    Der britische Premierminister Boris Johnson ist am gestrigen 24. August zu seinem dritten Besuch während des Krieges nach Kiew gereist. Sein Name ziert dort nun die erst zweite Plakette auf der «Allee der Tapferkeit», die einen Tag zuvor im Beisein von Polen Präsident Andrzej Duda eröffnet worden ist. Dessen Name steht übrigens auf der ersten Plakette.

    Kiew am 24. August: Boris Johnson (links) hat seinen Namen anscheinend auf Anhieb erkannt. Ob Wolodymyr Szelenskyj geholfen hat, ist nicht bekannt.
    Kiew am 24. August: Boris Johnson (links) hat seinen Namen anscheinend auf Anhieb erkannt. Ob Wolodymyr Szelenskyj geholfen hat, ist nicht bekannt.
    EPA
  • 15.30 Uhr

    AKW: Strom fällt in Saporischschja teilweise aus

    In von Russland besetzten Teilen der Südukraine ist es im Gebiet um das Atomkraftwerk Saporischschja zwischenzeitlich zu einem massiven Stromausfall gekommen. «Heute ist die Stadt infolge feindlichen Beschusses komplett ohne Strom und Wasser», teilte der in den ukrainisch kontrollierten Landesteil geflohene Bürgermeister von Enerhodar, Dmytro Orlow, im Nachrichtendienst Telegram mit.

    Sorgenkind Europas: das AKW Saporischschja.
    Sorgenkind Europas: das AKW Saporischschja.
    Archivbild: Keystone

    Gut eine Stunde später informierte Orlow über die schrittweise Wiederherstellung der Stromversorgung in der Kleinstadt, in der das AKW liegt. Die von Russland eingesetzten Besatzungsbehörden des Gebiets wiederum teilten mit, die Grossstadt Melitopol sei nach etwa anderthalb Stunden Unterbrechung wieder mit Strom versorgt worden.

    Es habe ein Feuer und einen Kurzschluss an Hochspannungsleitungen gegeben, hiess es. Zu den Ursachen wurden keine konkreten Angaben gemacht. Auch im benachbarten Gebiet Cherson informierten die Besatzungsbehörden ohne Angabe von Gründen über den Stromausfall und kündigten an, die Elektrizitätsversorgung solle bald wieder hergestellt werden.

  • 15.10 Uhr

    Luftalarm: Ukrainischer Match dauert über vier Stunden

    Trotz des seit sechs Monaten andauernden Kriegs hat in der Ukraine die Fussball-Saison begonnen – wegen andauernden Luftalarms hat eines der ersten Spiele allerdings mehr als vier Stunden lang gedauert.

    Das Erstliga-Spiel zwischen Ruch Lwiw und Metalist Charkiw wurde am Mittwoch um 14 MEZ angepfiffen und endete genau 4 Stunden und 25 Minuten später, wie ukrainische Medien in der Nacht zum Donnerstag berichteten. Insgesamt gab es während der in Lwiw in der Westukraine ausgetragenen Partie drei Mal Luftalarm – zusammengerechnet insgesamt 145 Minuten lang.

    Letztendlich endete das Spiel mit einem 2:1-Sieg für die Gäste aus dem ostukrainischen Charkiw. Es war die fünfte Begegnung der Saison, die am Dienstag ungeachtet des russischen Angriffskriegs gestartet war.

  • 14.40 Uhr

    Putin stockt Militär auf

    Ein halbes Jahr nach dem Einmarsch in die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin die Vergrösserung der russischen Armee angeordnet. Ab 2023 soll die Armeestärke insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen umfassen, wie aus einem heute veröffentlichten Dekret hervorgeht.

    Alleine die Zahl der Militärs – dazu zählen sowohl Vertragssoldaten als auch Wehrdienstleistende – soll um 137'000 auf rund 1,15 Millionen erhöht werden. Bei den restlichen Militärangehörigen handelt es sich um Zivilpersonal, also zum Beispiel Verwaltungsangestellte. Eine offizielle Begründung für die Aufstockung wurde nicht genannt.

    Laut Kreml-Darstellung läuft in dem Krieg alles «nach Plan». Internationale Militärexperten bescheinigen Russland jedoch ein nur schleppendes Vorankommen und gehen von hohen Verlusten der russischen Truppen aus. Moskau selbst hat schon lange keine Angaben mehr zu Toten und Verletzten in den eigenen Reihen gemacht.

  • 14.15 Uhr

    Putins Geheimdienst FSB mit neuer Rolle

    Der Krieg in der Ukraine hat den russischen Inlandsgeheimdienst «signifikant» verändert, meint Andrej Soldatow vom Londoner Center for European Policy Analysis. Vor dem 24. Februar sei neben der Gegenspionage nur die 5. Abteilung für die Ukraine zuständig gewesen. «Jetzt ist so gut wie jede grössere Abteilung auf irgendeine Art in den Krieg involviert», erklärt er Radio Free Europe/Radio Liberty.

    Dabei würde der Geheimdienst immer mehr militarisiert, so der Investigativ-Journalist. Das sei neu. Die Mitglieder würden ausserdem zu dreimonatigen Frontbesuchen geschickt, um in der Ukraine Erfahrungen zu sammeln, die sie dann im Sicherheitsapparat umsetzen sollen.

    Er hat den FSB umbauen lassen: Wladimir Putin mit seinem Verteidigungsminister Sergei Schoigu am 15. August bei der Militär-Messe «Armee 2022» in Kubinka.
    Er hat den FSB umbauen lassen: Wladimir Putin mit seinem Verteidigungsminister Sergei Schoigu am 15. August bei der Militär-Messe «Armee 2022» in Kubinka.
    EPA

    Mit Blick auf die Rolle des FSB vor dem Krieg sagt Soldatow: «Es ist wichtig, zu verstehen, dass der FSB nie ein besonders guter Informationsdienst gewesen ist. Er war vielmehr ein wirklich gutes Instrument [der Repression]. Sie wissen, wie man Leute unterdrückt, wie man sie ins Gefängnis bringt, wie man Leute tötet. Aber das Sammeln von Informationen setzt andere Fertigkeiten voraus.»

    Die Auffanglager, die Russland in der Ukraine eingerichtet hat, würden vom FSB genutzt, um Leute zu rekrutieren, so Soldatow. Danach könnten die Schlapphüte diese Menschen als «neues Netzwerk von Agenten im Felde» einsetzen. Diese Personen zu identifizieren, werde für die Ukraine nicht leicht werden, prognostiziert der Experte.

  • 13.40 Uhr

    Umfrage in Russland: Welches Land mögen Sie nicht?

    Hier eine interessante Umfrage im ländlichen Russland, bei der der Filmende nachhakt, welches Land die Leute nicht mögen. Die USA sind dabei wenig überraschend vor der Ukraine vorne, aber auch Polen wird mehrfach genannt. Die Befragten reden dabei sehr freimütig über ihre Gefühle – und geben so einen kleinen Einblick in die russische Seele.

  • 13.15 Uhr

    Russland will nur Soldaten getroffen haben

    Das russische Verteidigungsministerium hat den Raketenbeschuss einer Bahnstation in dem Ort Tschaplyne in der Zentralukraine bestätigt. Bei dem Schlag mit einer Iskander-Rakete seien am Mittwoch im Gebiet Dnipropetrowsk mehr als 200 ukrainische Soldaten eines «Militärzugs» getötet worden, die zur Front im Donbass gefahren werden sollten.

    Das teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, heute in Moskau mit. Es gab allerdings keine Belege für die Behauptung, dass so viele Soldaten ums Leben kamen. Die Ukraine hatte zuvor von 25 Toten, darunter zwei Kinder, und von mehr als 30 Verletzten gesprochen.

    Die Rakete sei in den militärischen Teil der Bahnstation eingeschlagen, behauptete Konaschenkow. Dabei sei auch Militärtechnik zerstört worden. Kiew hatte hingegen von Beschuss von bewohntem Gebiet gesprochen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den Angriff, der am Unabhängigkeitstag des Landes verübt wurde, scharf verurteilt.

  • 12.38 Uhr

    EU verurteilt russischen Angriff auf Zug

    Die Europäische Union hat den russischen Angriff auf einen Bahnhof in der Ukraine mit mindestens 25 Toten scharf verurteilt. Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell sprach am Donnerstag auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter von einem «abscheulichen Angriff Russlands auf Zivilisten» am ukrainischen Unabhängigkeitstag. «Die Verantwortlichen für den russischen Raketenterror werden zur Rechenschaft gezogen», betonte er.

  • 11.58 Uhr

    17 Tote – Kartografie einer Besatzung

    Radio Free Europe/Radio Liberty hat ein ukrainisches Dorf namens Andrijiwka besucht und nachgezeichnet, wie, wo und wann 17 der rund 1000 Bewohner während der russischen Besatzung ermordet worden sind.

  • 11.27 Uhr

    Russland hat Gebiet von der Grösse Dänemarks verloren

    Russland hat nach seiner weitesten Ausdehnung innerhalb der Ukraine Mitte März ein Gebiet von der Grösse Dänemarks wieder eingebüsst, berichtet das Washingtoner Institute for the Study of War. In den letzten 39 Tagen hat die russische Armee demnach nur ein Prozent dieser Verluste wieder wettmachen können.

  • 11.11 Uhr

    Türkei und Schweden zu Gesprächen in Finnland

    Repräsentanten aus Finnland, Schweden und der Türkei treffen sich am Freitag, den 26. August, zu Konsultationen in Finnland, um den Nato-Beitritt der beiden nordeuropäischen Länder voranzutreiben.

    Es sei ein Folgetreffen eines ersten trilateralen Gesprächs in Madrid, bestätigt die schwedische Aussenministerin Ann Linde entsprechende Medienberichte. Wo das Treffen stattfindet und was auf der Agenda steht, wurde nicht bekannt.

    Mittlerweile haben 23 von 30 Nato-Mitgliedern die Aufnahme von Finnland und Schweden abgesegnet. Griechenland, Tschechien, Ungarn, Portugal, die Slowakei und Spanien haben ihre Zustimmung bekundet, aber noch nicht unter Dach und Fach gebracht. Fehlt noch die Türkei, die sich trotz Zugeständnissen zuletzt noch kritisch zeigte.

    Der türkische Aussenminister Mevlut Cavusoglu schüttelt am 28. Juni in Madrid die Hand der schwedischen Premierministerin Magdalena Andersson. Der türkische Präsident Recep Tayyip (Zweiter von links) und sein finnischer Amtskollege Sauli Niinisto schauen zu.
    Der türkische Aussenminister Mevlut Cavusoglu schüttelt am 28. Juni in Madrid die Hand der schwedischen Premierministerin Magdalena Andersson. Der türkische Präsident Recep Tayyip (Zweiter von links) und sein finnischer Amtskollege Sauli Niinisto schauen zu.
    AP
  • 10.55 Uhr

    MI6: Kreml nutzt Ukraine-AKW für Propaganda

    Moskau ist nach Ansicht britischer Militärexperten bereit, jegliche militärische Aktivitäten der Ukrainer in der Nähe des besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja für Propagandazwecke zu nutzen. Das teilte das Verteidigungsministerium in London heute in seinem täglichen Geheimdienst-Update zum Krieg in der Ukraine mit.

    Die Gefahr für die Sicherheit um das Kernkraftwerk gehe aber von den russischen Invasionstruppen aus: «Solange Russland die militärische Besetzung des Atomkraftwerks in Saporischschja aufrechterhält, bleiben die Hauptrisiken eine Unterbrechung des Kühlsystems, Schäden an der Notstromversorgung und Fehler durch Mitarbeiter, die unter Druck stehen», hiess es in der Mitteilung der Briten.

    Russland hatte das grösste europäische AKW im Süden der Ukraine Anfang März, wenige Tage nach dem Überfall auf das Nachbarland, unter seine Kontrolle gebracht. Kämpfe im Gebiet verstärken die Sorge vor einer nuklearen Katastrophe. Moskau und Kiew werfen sich gegenseitig den Beschuss des AKW vor.

  • 10.40 Uhr

    Kiew: Jetzt 25 Tote nach Raketenangriff auf Bahnhof

    Nach dem russischen Beschuss einer Bahnstation in der Ukraine ist die Zahl der Todesopfer nach offiziellen Angaben auf mindestens 25 gestiegen. Bei dem Beschuss von bewohntem Gebiet und der Bahnanlagen in dem Ort Tschaplyne des zentralukrainischen Gebietes Dnipropetrowsk seien auch zwei Kinder getötet worden, teilte der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, am Donnerstag in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram mit.

    Am Vorabend hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj von 22 Toten gesprochen. Zudem wurden nach Angaben von Tymoschenko 31 Menschen verletzt. Die Informationen liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

    Bei den getöteten Kindern handele es sich um einen elfjährigen Jungen, der unter den Trümmern eines Hauses gestorben sei. Ein sechs Jahre altes Kind sei beim Brand eines Autos bei der Bahnstation gestorben, sagte Tymoschenko. Die Rettungs- und Bergungsarbeiten seien abgeschlossen.

    Selenskyj hatte am Mittwochabend zum Ende des ukrainischen Nationalfeiertags in einer Videoansprache gesagt, fünf Tote seien aus einem Auto an den Bahngleisen geborgen worden. Die Rakete war am Bahnhof eingeschlagen.

    «Tschaplyne ist heute unser Schmerz», sagte Selenskyj zum 31. Jahrestag der Unabhängigkeit seines Landes von der Sowjetunion. Die Ukraine werde die russischen Angreifer aber vertreiben. «Unsere Unabhängigkeit endet nicht und wird niemals enden. Der Präsident versicherte, es werde auch einen 32. Unabhängigkeitstag und einen 33. und alle folgenden geben. "Die Ukraine wird ewig bestehen.»

  • 10.15 Uhr

    «Der Feind hat schnell gelernt»

    An der rund 2400 Kilometer langen Front in der Ukraine bereiten sich beide Seiten langsam auf den Winter vor. «Den ganzen Tag graben sie und graben und graben», sagt ein ukrainischer Soldat mit dem Kampfnamen Tyson der «Financial Times» über den russischen Gegner.

    Die Angreifer seie nicht mehr so leichte Ziele wie früher. «Der Feind hat schnell gelernt», attestiert Tyson den Invasoren. «Was wir am Anfang gesehen haben und was wir jetzt seheb, ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.»

    Eine ukrainische Aufklärungseinheit am 8. August an der Front nahe Mykolajiw.
    Eine ukrainische Aufklärungseinheit am 8. August an der Front nahe Mykolajiw.
    Bild:: Keystone

    Russland besetzt inzwischen rund 20 Prozent des ukrianischen Staatsgebiets. Beide Seiten hätten sich so weit eingegraben, dass es «keine Aussicht auf Frieden gibt – höchstens auf einen Waffenstillstand», zitiert das Blatt eine Quelle aus dem Umfeld des Kreml.

    Dass der Krieg enden könnte, sei auch unwahrscheinlich, weil der russische Präsident seine Ziele noch nicht erreicht habe. «Putin ist nicht fertig, bis Russland ganz Donezk erobert hat», sagt die Quelle. «Der Plan wurde schon hundert Mal geändert. Aber niemand in Russland hat je eine Armee von der Grösse der ukrainischen bekämpft. Das wird lange Zeit dauern.»

  • 9.45 Uhr

    AKW: UNO wehrt sich gegen Moskaus Vorwürfe

    UN-Generalsekretär António Guterres hat sich im Streit um eine Mission der Internationalen Atomenergiebehörde zum umkämpften Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine geäussert.

    «Das UN-Sekretariat ist bereit, jegliche IAEA-Mission aus Kiew zu dem Kraftwerk zu unterstützen», schrieb Guterres in einem Tweet und bekräftigte seine Sorge wegen der anhaltenden Kämpfe im Gebiet des Kraftwerks. «Jede weitere Eskalation der Situation könnte zu Selbstzerstörung führen.»

    Russland hatte das grösste europäische AKW im Süden der Ukraine Anfang März, wenige Tage nach dem Überfall auf das Nachbarland, unter seine Kontrolle gebracht. Kämpfe im Gebiet verstärken die Sorge vor einer nuklearen Katastrophe.

    Eine von allen Seiten des Konflikts im Prinzip unterstützter Kraftwerksbesuch von IAEA-Experten scheitert bislang an der Frage, ob das Team über russisch kontrolliertes Territorium oder – was völkerrechtlich korrekt wäre – ukrainisches Gebiet anreist. Das russische Aussenministerium hat wiederholt den Vorwurf erhoben, dass eine Einigung durch Einspruch der UN-Führung verhindert werde.

  • 9.30 Uhr

    Streubomben töten in der Ukraine 689 Zivilisten

    Nach Angaben des heute veröffentlichten Streubomben-Monitors 2022 sind zwischen Januar 2021 und Juli 2022 838 Menschen in der Ukraine durch Streumunition getötet oder verletzt worden, darunter mindestens 689 Zivilpersonen.

    Die Konferenz der Vertragsstaaten des Oslo-Übereinkommens, das den Einsatz dieser Waffen verbietet, findet vom 30. August bis zum 2. September in Genf statt. Da bis zu 40 Prozent der Streumunition beim Aufprall nicht explodiert, stellt die Kontamination mit explosiver Kriegsmunition eine Bedrohung für die ukrainische Zivilbevölkerung dar.

    Eine Streubombe ist am 11. April auf einer Strasse im ukrainischen Lyssytschansk eingeschlagen.
    Eine Streubombe ist am 11. April auf einer Strasse im ukrainischen Lyssytschansk eingeschlagen.
    Bild: Getty Images

    «Streubomben sind Waffen, die mehrere hundert Minibomben, sogenannte Submunitionen, enthalten», erklärt Daniel Suda-Lang, Geschäftsleiter von Handicap International Schweiz. «Da sie so konzipiert sind, dass sie über grosse Gebiete verstreut werden, fallen sie unweigerlich auch in zivile Wohngebiete. Sie können durch die kleinste Berührung ausgelöst werden und töten und verstümmeln Menschen während und nach Konflikten.»

  • 9.10 Uhr

    Russischer Patriarch Kirill wird Papst doch nicht treffen

    Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, wird im kommenden Monat nicht wie geplant mit Papst Franziskus zusammentreffen. Kirill habe seine Teilnahme am Kongress der Weltreligionen in Kasachstan abgesagt, sagte der Aussenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Antonij von Wolokolamsk, nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Der Vatikan hatte die Teilnahme von Papst Franziskus an dem Kongress in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan bestätigt.

    Kirill hat den russischen Einmarsch in die Ukraine mit spirituellen und ideologischen Gründen gerechtfertigt und ihn als «metaphysischen» Kampf gegen den Westen bezeichnet. Der Patriarch segnete russische Soldaten, die in den Kampf zogen, und beschwor die Idee, dass Russen und Ukrainer ein Volk seien.

    Der Vatikan bestätigte im vergangenen Monat, dass Franziskus während des Kongresses in Kasachstan mit Kirill zusammentreffen werde. Es wäre erst das zweite Treffen überhaupt zwischen einem Papst und einem russischen Patriarchen gewesen. Das erste persönliche Gespräch fand 2016 statt, das zweite war für Juni geplant, wurde aber wegen der diplomatischen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine verschoben.

    Kirchenführer Kirill pflegt engen Kontakt zu Russlands Präsident Wladimir Putin. (Archiv)
    Kirchenführer Kirill pflegt engen Kontakt zu Russlands Präsident Wladimir Putin. (Archiv)
    Bild: Mikhail Metzel/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa
  • 8.38 Uhr

    Gasspeicher in Frankreich zu 90 Prozent gefüllt

    In Frankreich sind die Gasspeicher für den Winter bereits gut gefüllt: Der Füllstand erreichte am Donnerstag 90,06 Prozent, wie aus Daten der europäischen Plattform zur Gasspeicherung (Agsi) hervorgeht. Ziel der Regierung in Paris sind 100 Prozent vor November.

    In Deutschland lag der Füllstand am Donnerstag bei 81,07 Prozent. Bis Oktober sollen es 85 Prozent sein, bis November 95 Prozent.

    Laut den Daten der Plattform hat Portugal das 100-Prozent-Ziel bereits erreicht. Lettland ist mit 55,32 Prozent Füllstand das Schlusslicht. Im EU-Schnitt sind die Gasspeicher zu 78 Prozent gefüllt.

    Der Schweizer Bundesrat teilte am Mittwoch mit, man folge dem Beispiel anderer Länder und wolle 15 Prozent Gas im Winter (von Oktober bis Ende März) einsparen. Die Schweiz importiert all ihr Gas, der Brennstoff liefert rund 15 Prozent des Energieverbrauchs. Drei Viertel der Gasimporte kommen über Deutschland.

    Wegen der Gasknappheit in Europa steigt der Preis seit Monaten. Am Mittwoch stieg er kurzzeitig über 300 Euro pro Kilowattstunde. Den absoluten Rekord hatte der Preis zu Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Anfang März mit 345 Euro erreicht.

  • 8.31 Uhr

    Kiew: Russland hat AKW-Mitarbeiter getötet 

    Russisches Militär soll während der Besetzung des Kernkraftwerks Saporischschja drei Arbeiter getötet und 26 weitere festgenommen haben. Das berichtete der Menschenrechtskommissar des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinets, laut dem US-Sender CNN am Mittwoch.

    Wie Lubinets demnach erklärte, seien die AKW-Mitarbeiter durch Schläge oder Schüsse getötet worden. Russland hingegen wirft den inhaftierten Arbeitern vor, Informationen zu russischen Truppenbewegungen und über Material und Ausrüstung weitergegeben zu haben. 

    Ein russischer Militärkonvoi ist auf der Strasse zum Kernkraftwerk Saporischschja. (Archiv)
    Ein russischer Militärkonvoi ist auf der Strasse zum Kernkraftwerk Saporischschja. (Archiv)
    Bild: Uncredited/AP/dpa
  • 7.55 Uhr

    USA zu russischen Kriegsprozessen: «Verhöhnung der Justiz»

    Washington verurteilt die von Russland angekündigten Prozesse gegen ukrainische Kriegsgefangene aus Mariupol. Die geplanten Schauprozesse seien «unrechtmässig und eine Verhöhnung der Justiz», sagte Ned Price, Sprecher des US-Aussenministeriums und weiter: «Wir verurteilen sie aufs Schärfste.» Laut Price wolle Russland mit den Prozessen von der Verantwortung für den Krieg ablenken.

    Die UNO befürchtet nach Berichten über russische Vorbereitungen auf Prozesse gegen ukrainische Kriegsgefangene in Mariupol Verstösse gegen das Völkerrecht. Es habe aus russischen Kreisen Äusserungen gegeben, ukrainische Kriegsgefangene als «Kriegsverbrecher, Nazis und Terroristen» zu verurteilen, sagte eine Sprecherin des UNO-Menschenrechtsbüros am Dienstag in Genf. 

  • 5.46 Uhr

    Putin-Freund Wolodin entkommt ukrainischem Anschlag

    Duma-Chef Wjatscheslaw Wolodin ist offenbar bei einem ukrainischen Anschlag nur knapp dem Tod entgangen. Das berichtet die britische «Sun». Kurz nachdem der Putin-Vertraute ein Büro im von Russland besetzten Gebiet Donezk verlassen habe, sei ein benachbartes Gebäude durch eine ukrainische Rakete fast vollständig zerstört worden, schreibt der «Blick» mit Verweis auf die «Sun».

    Wolodin ist ein wichtiger Mann im Regime von Kreml-Chef Wladimir Putin. Er ist Vorsitzender der Staatsduma, dem Unterhaus des russischen Parlaments. Ausserdem ist er Sprecher des russischen Parlaments und wurde gar als möglicher Putin-Nachfolger gehandelt.

    Laut Angaben der russischen Zeitung «Kommersant» schlug die Rakete in das Privatbüro von Denis Puschilin ein, dem Führer des besetzten Separatistengebiets, der sogenannten Donezker Volksrepublik. Nebenan trafen sich Wolodin sowie hochrangige Moskauer Parlamentsmitarbeiter mit Separatistenvertretern.

    Das Büro wurde bei dem Angriff nur «Minuten» nach Wolodins Weggehen zerstört. Die Rakete traf die Fassade des Gebäudes und «zerstörte teilweise den rechten Flügel und das oberste Stockwerk». Das berichtet die Nachrichtenagentur Donezk.

    Drei Menschen seien getötet worden, sechs weitere verletzt. Alle diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

    Wjatscheslaw Wolodin ist ein wichtiger Mann im Regime von Kreml-Chef Wladimir Putin. Er ist Vorsitzender der Staatsduma, dem Unterhaus des russischen Parlaments. Ausserdem wurde gar als möglicher Putin-Nachfolger gehandelt. (Archivbild)
    Wjatscheslaw Wolodin ist ein wichtiger Mann im Regime von Kreml-Chef Wladimir Putin. Er ist Vorsitzender der Staatsduma, dem Unterhaus des russischen Parlaments. Ausserdem wurde gar als möglicher Putin-Nachfolger gehandelt. (Archivbild)
    Alan Santos/PR
  • 4.45 Uhr

    Selenskyj: 22 Tote nach russischem Raketentreffer

    Nach dem russischen Beschuss eines Personenzugs in der Ukraine ist die Zahl der Todesopfer nach offiziellen Angaben auf mindestens 22 gestiegen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Mittwochabend zum Ende des ukrainischen Nationalfeiertags in einer Videoansprache, fünf Tote seien aus einem Auto an den Bahngleisen geborgen worden. Die Rakete war am Bahnhof des Ortes Tschaplyne des zentralukrainischen Gebietes Dnipropetrowsk eingeschlagen. Mehr als 50 Menschen wurden nach ersten Angaben verletzt. Die Informationen liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

    «Tschaplyne ist heute unser Schmerz», sagte Selenskyj zum 31. Jahrestag der Unabhängigkeit seines Landes von der Sowjetunion. Die Ukraine werde die russischen Angreifer aber vertreiben. «Unsere Unabhängigkeit endet nicht und wird niemals enden. Der Präsident versicherte, es werde auch einen 32. Unabhängigkeitstag und einen 33. und alle folgenden geben. «Die Ukraine wird ewig bestehen.»

    Russische Raketenwerfer in der Ukraine. 
    Russische Raketenwerfer in der Ukraine. 
    Bild: Handout Russisches Verteidigungsministerium