Iranisches Fabrikat Der laute Motor verrät Putins neue Kamikaze-Drohne

Von Philipp Dahm

9.10.2022

Mit iranischen Drohnen kommt die Angst nach Odessa

Mit iranischen Drohnen kommt die Angst nach Odessa

Es war ruhiger geworden in Odessa. Vorbei der ständige Beschuss mit russischen Raketen, sogar die Sandsäcke zum Schutz der historischen Gebäude sind grösstenteils verschwunden. Doch nun greift Russland die südukrainische Hafenstadt mit iranischen

29.09.2022

Russland setzt im Krieg in der Ukraine auf eine iranische Kamikaze-Drohne. Sie ist patent, doch nicht ohne Grund laut wie ein VW Käfer: In der Shahed 136 steckt auch westliche Technik.

Von Philipp Dahm

9.10.2022

Wem will der Iran etwas vormachen? Noch am 3. Oktober behauptet der Sprecher des Aussenministeriums, er könne nicht bestätigen, dass Drohnen aus heimischer Produktion für Russland in der Ukraine im Einsatz wären.

Derlei Berichte seien «ohne Basis», wird Nasser Kanani zitiert. Teheran habe «immer eine prinzipientreue und klare Politik der aktiven Neutralität verfolgt»: Man sei seit dem Beginn gegen diesen Krieg.

Die Reaktion aus Kiew folgt noch am selben Tag: Die Ukraine lässt Fakten für sich sprechen.

Die iranische Mohajer-6 ist bereits am 23. September erstmals über ukrainischem Territorium abgeschossen worden: Sie ist mit 10 mal 7 Meter relativ gross und kann zur Aufklärung wie auch für Kampfeinsätze genutzt werden.

Die Drohne hat vier Aufhängepunkte und kann je nach Modell 100 bis 150 Kilogramm Raketen oder Bomben tragen. Welche Tragweite der Abschuss hat, wird noch am selben Tag ersichtlich, als Kiew dem iranischen Botschafter die Akkreditierung entzieht und Manouchehr Moradi des Landes verweist.

Shahed 136 alias Geran-2 mischt das Schlachtfeld auf

Und die bilateralen Beziehungen werden nicht besser werden: Inzwischen haben die ukrainischen Streitkräfte einen weiteren Drohnen-Typ zerstört, der den Generälen grössere Sorge bereiten dürfte: Es geht um die Kamikaze-Drohne Shahed 136, die 2021 entwickelt wurde. Sie wird im Schwarm eingesetzt, um die gegnerische Luftabwehr zu überwinden.

Russland setzt sie unter dem Namen M214 Geranium-2 angeblich erstmals am 13. und 15. September nahe Kupjansk und bei Nikopol auf dem Schlachtfeld ein. Während der Charkiw-Offensive haben sie vier Artilleriegeschütze ausgeschaltet, weiss das «Wall Street Journal». Am 23. und 25. September sollen Geran-2 Ziele im Raum Odessa getroffen haben.

Am 5. Oktober fliegt eine dieser Drohnen von der Krim aus bis nach Bila Zerkwa im Oblast Kiew – also mehr als 400 Kilometer. Die Geran-2 hat eine Spannweite von 2,5 Meter. Sie navigiert mit kommerziellen GPS-Signalen, ist also anfällig für elektronische Gegenmassnahmen. Andererseits sind sie klein und fürs Radar schwer zu erfassen. Die Reichweite soll mindestens 1000 Kilometer betragen.

Käfer-Motor lässt die Drohne röhren

Die Geran-2 ist für Moskau insofern von Vorteil, als dass sie das gebeutelte Arsenal von Marschflugkörpern entlastet. Zudem ist die Drohne deutlich billiger als Präzisionswaffen wie etwa die Kinschal. Angeblich treffen 40 Prozent der Kamikaze-Drohnen mit ihren 40 bis 50 Kilogramm Sprengstoff ihre Ziele. Ein Vorteil für Angegriffene: Die Geran-2 ist ziemlich laut.

Das liegt am chinesischen Motor: Der MF 550 ist angeblich eine Kopie des Boxermotors von VW, der beispielsweise den Käfer antreibt. Um die Gefahr zu kontern, setzt die Ukraine entweder Flakpanzer wie den deutschen Gepard oder die sowjetische ZSU-23-4 Schilka ein.

Die Drohne kann auch mit Raketen wie der amerikanischen Stinger, der britischen Starstreak, der sowjetischen Igla oder der polnischen Piorum bekämpft werden. Nicht zuletzt verfügt Kiews Militär auch über vier elektronische Drohnenabwehr-Geräte aus Deutschland. Die ukrainische Armee sucht nun nach den Abschuss-Standorten dieser Drohnen, die sie gezielt angreifen will, berichtet «Defence News».