Ukraine-Übersicht Pentagon schätzt russische Verluste auf bis zu 80’000 Mann +++ USA kündigen Milliarden-Waffen-Paket an 

Agenturen/red

8.8.2022

Zweiter Schiffskonvoi mit Agrargütern verlässt Hafen

Zweiter Schiffskonvoi mit Agrargütern verlässt Hafen

Ein zweiter Konvoi ist nach ukrainischen Angaben ausgelaufen. Dabei handelt es sich um mit Agrargütern beladene Frachter. Vier Schiffe haben ukrainische Häfen am Schwarzen Meer verlassen. Es handele sich um die Frachter «Mustafa Necati», «Star Helena», «Glory» sowie die «Riva Wind».

07.08.2022

Während die ukrainische Armee im östlichen Gebiet Donezk weiter unter Druck bleibt, hat Präsident Wolodymyr Selenskyj neue Waffenlieferungen durch Partner angedeutet. Die Entwicklungen im Ticker.

Agenturen/red

8.8.2022

Angesichts neuer gegenseitiger Vorwürfe zwischen Russland und der Ukraine wächst international die Sorge um Europas grösstes Atomkraftwerk Saporischschja. UN-Generalsekretär António Guterres warnte am Montag: «Jeder Angriff auf ein Atomkraftwerk ist eine selbstmörderische Angelegenheit.» Das Akw im Süden der Ukraine, das unter russischer Kontrolle steht, wurde in den vergangenen Tagen mehrfach mit Raketen beschossen. Die beiden Kriegsparteien geben sich gegenseitig die Schuld.

Nach bald sechs Monaten Krieg deutet weiterhin nichts auf baldige Verhandlungen über eine Friedenslösung hin. Im Osten der Ukraine dauerten die schweren Kämpfe an. Immerhin kam erstmals wieder ein Frachter mit Getreidelieferungen aus der Ukraine in einem Hafen in der Türkei an. Weitere Schiffe sind auf dem Weg. Unterdessen entschied ein SPD-Schiedsgericht in Hannover, dass der sozialdemokratische Altkanzler Gerhard Schröder mit seinem Engagement für russische Staatskonzerne nicht gegen die Parteiordnung verstiess. Der 78-Jährige steht seit Kriegsbeginn noch ärger in der Kritik.

UN fordert Zugang für Experten

Guterres verlangte, dass Experten der Internationalen Atomenergie-Behörde Zugang zu Saporischschja bekommen. Russland lehnt dies bislang ab. Der Kreml forderte vom Westen, seinen Einfluss auf Kiew geltend zu machen, damit das Akw nicht nochmals beschossen wird. Kremlsprecher Dmitri Peskow warnte vor katastrophalen Folgen für ganz Europa. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wiederum machte Moskau für die Raketenangriffe verantwortlich. Die eigenen Leute sollen die Russen zuvor in Bunkern in Sicherheit gebracht haben. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

Schwere Angriffe im Osten und Süden

Mit der Forderung an den Westen, auf Selenskyj einzuwirken, machte der Kreml einmal mehr deutlich, dass es zwischen Moskau und Kiew keinen Draht mehr gibt. In der Provinz Donezk tobten weiter schwere Kämpfe bei den Städten Bachmut und Awdijiwka. Bei der von russischen Truppen besetzten Grossstadt Cherson im Süden startete die ukrainische Armee nach eigenen Angaben Gegenangriffe mit Raketen auf die strategisch wichtige, bereits beschädigte Antoniwka-Brücke über den Fluss Dnipro. Damit soll der Nachschub der Russen gestört werden. Vielerorts gab es wieder Luftalarm.

Pentagon: Bis zu 80’000 Russen in Ukraine-Krieg getötet oder verletzt

Im Ukraine-Krieg sind nach Schätzungen des US-Verteidigungsministeriums auf russischer Seite 70’000 bis 80’000 Menschen getötet oder verletzt worden. Die russische Armee habe ausserordentliche Verluste gemacht, weil das ukrainische Militär gut funktioniere und viel Unterstützung bekommen habe, sagte der Pentagon-Spitzenbeamte Colin Kahl am Montag. Er bezeichnete den Krieg als den «intensivsten konventionellen Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg». Aktuelle Angaben der offiziellen Stellen in Russland zu Opferzahlen gibt es nicht.

USA kündigen Milliarden-Waffen-Paket für Ukraine an

Die US-Regierung hat weitere Rüstungslieferungen an die Ukraine in Milliardenhöhe angekündigt. In dem eine Milliarde US-Dollar (955 Millionen Franken) schweren Paket seien unter anderem zusätzliche Munition für die Raketenwerfersysteme des Typs Himars und Nasams und 1000 Panzerabwehrraketen vom Typ Javelin enthalten, teilte das Pentagon am Montag mit. Es handle sich um die bisher grösste Waffenlieferung aus US-Beständen an die Ukraine.

Insgesamt hätten die USA der Ukraine seit Antritt der Regierung von US-Präsident Joe Biden vor gut eineinhalb Jahren damit Waffen und Ausrüstung im Wert von rund 9,8 Milliarden Dollar zugesagt. «Dies sind alles entscheidende Mittel, um der Ukraine zu helfen, die russische Offensive im Osten abzuwehren, und auch, um den Entwicklungen im Süden und anderswo zu begegnen», sagte der Pentagon-Spitzenbeamte Colin Kahl über das neue Paket.

Russische Besatzer wollen Referendum abhalten

Im russisch besetzten Teil des Gebiets Saporischschja fiel unterdessen der Startschuss für ein Referendum zum Beitritt nach Russland. Der moskautreue Militärgouverneur Jewgeni Balizki unterzeichnet dazu einen Erlass. Einen Termin nannte er nicht. Unklar ist, wie eine solche Abstimmung, die die Ukraine nicht anerkennen würde, organisiert werden sollte. Selenskyj hat bereits gewarnt, dass solche Abstimmungen alle Chancen auf Friedensverhandlungen zunichte machen würden.


Die Ereignisse des Tages in der Übersicht

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Ukraine-Krieg sind nach Schätzungen des US-Verteidigungsministeriums auf russischer Seite 70’000 bis 80’000 Menschen getötet oder verletzt worden.
  • Moskau stoppt vorerst die im Rahmen des New-Start-Abkommens vorgesehenen Inspektionen russischer Militäranlagen durch US-Experten.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj deutet neue Waffenlieferungen an. «Nächste Woche erwarten wir Neuigkeiten von Partnern bezüglich der Hilfspakete. Gute Nachrichten!»
  • Der frühere US-Diplomat Bill Richardson rechnet fest mit einem Gefangenenaustausch «zwei gegen zwei», um neben der Basketballspielerin Brittney Griner auch den ebenfalls in Russland inhaftierten US-Soldaten Paul Whelan freizubekommen.
  • Erstmals seit Abschluss des internationalen Getreideabkommens hat ein Frachter mit Mais aus der Ukraine seinen Zielhafen in der Türkei erreicht.
  • Hier geht es zu den Ereignissen vom Sonntag.
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  • 22.00 Uhr

    Hiermit beenden wir unseren Ticker am Montag

  • 21.48 Uhr

    Russischer Panzersoldat zu Haftstrafe verurteilt

    Ein Gericht in der der nordukrainischen Stadt Tschernihiw hat einen russischen Soldaten zur einer 10-jährigen Haftstrafe verurteilt. Der Panzerführer soll kurz nach Kriegsbeginn ein mehrstöckiges Wohnhaus beschossen haben. Dabei sei eine Wohnungen zerstört worden, Verletzte gab es keine. Der Soldat hat seine Schuld zugegeben und bat in der Verhandlung «alle Ukrainer um Verzeihung».

  • 20.28 Uhr

    Pentagon: Bis zu 80’000 Russen in Ukraine-Krieg getötet oder verletzt

    Im Ukraine-Krieg sind nach Schätzungen des US-Verteidigungsministeriums auf russischer Seite 70’000 bis 80’000 Menschen getötet oder verletzt worden. Die russische Armee habe ausserordentliche Verluste gemacht, weil das ukrainische Militär gut funktioniere und viel Unterstützung bekommen habe, sagte der Pentagon-Spitzenbeamte Colin Kahl am Montag. Er bezeichnete den Krieg als den «intensivsten konventionelle Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg». Aktuelle Angaben der offiziellen Stellen in Russland zu Opferzahlen gibt es nicht.

    Die Ukrainer sehe er derzeit klar im Vorteil, insbesondere weil sie den russischen Streitkräfte hinsichtlich ihrer Moral und ihres Kampfeswillen überlegen seien, sagte Kahl. «Für sie steht existenziell viel auf dem Spiel. Sie kämpfen um das Überleben ihres Landes.» Kahl sagte weiter, der russische Präsident Wladimir Putin habe keines seines Ziele erreicht. «Sein übergeordnetes Ziel war es, das gesamte Land zu überrennen, einen Regimewechsel in Kiew herbeizuführen und die Ukraine als unabhängige, souveräne und demokratische Nation auszulöschen. Nichts von alledem ist geschehen.» 

    Ein ukrainischer Soldat inspiziert einen zerstörten russischen Schützenpanzer nach einem Gefecht in Charkiw. 
    Ein ukrainischer Soldat inspiziert einen zerstörten russischen Schützenpanzer nach einem Gefecht in Charkiw. 
    Archivbild: Efrem Lukatsky/AP/dpa
  • 19.41 Uhr

    USA kündigen Milliarden-Waffen-Paket für Ukraine an

    Die US-Regierung hat weitere Rüstungslieferungen an die Ukraine in Milliardenhöhe angekündigt. In dem eine Milliarde US-Dollar (rund 955 Millionen Franken) schweren Paket seien unter anderem zusätzliche Munition für die Raketenwerfersysteme des Typs Himars und Nasams und 1000 Panzerabwehrraketen vom Typ Javelin enthalten, teilte das Pentagon am Montag mit. Es handle sich um die bisher grösste Waffenlieferung aus US-Beständen an die Ukraine.

    Insgesamt hätten die USA der Ukraine seit Antritt der Regierung von US-Präsident Joe Biden vor gut eineinhalb Jahren damit Waffen und Ausrüstung im Wert von rund 9,8 Milliarden Dollar zugesagt. «Dies sind alles entscheidende Mittel, um der Ukraine zu helfen, die russische Offensive im Osten abzuwehren, und auch, um den Entwicklungen im Süden und anderswo zu begegnen», sagte der Pentagon-Spitzenbeamte Colin Kahl über das neue Paket.

    Die USA haben wollen weitere Waffen an die Ukraine ausgeliefert. 
    Die USA haben wollen weitere Waffen an die Ukraine ausgeliefert. 
    Archivbild: Keystone
  • 19.27 Uhr

    Russland stoppt vorerst US-Inspektionen im Rahmen von New-Start-Abkommen

    Moskau stoppt vorerst die im Rahmen des New-Start-Abkommens vorgesehenen Inspektionen russischer Militäranlagen durch US-Experten. Die US-Regierung sei über diesen Schritt in Kenntnis gesetzt worden, teilte das russische Aussenministerium am Montag mit. Der im Jahr 2010 geschlossene New-Start-Vertrag ist die einzige noch bestehende atomare Abrüstungsvereinbarung zwischen den USA und Russland. Sie verpflichtet beide Länder dazu, ihre atomaren Sprengköpfe jeweils auf maximal 1550 zu reduzieren.

    Das Aussenministerium in Moskau erklärte, Russland sei zum «vorläufigen» Stopp der US-Inspektionen «gezwungen». Die USA hätten sich bei der Umsetzung von New Start «einseitige Vorteile» verschafft, Russland sei seines «Rechts auf Inspektionen auf dem US-Territorium beraubt» worden, erklärte das Ministerium weiter.

  • 19.19 Uhr

    USA: Keine erhöhte Strahlungswerte an ukrainischem Atomkraftwerk

    Durch die Kampfhandlungen um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist es nach Erkenntnissen der USA bislang nicht zu einer Freisetzung von Radioaktivität gekommen. «Wir beobachten die Aktivitäten weiterhin genau: Das Kraftwerk, das Energieministerium und die Nationale Behörde für nukleare Sicherheit berichten, dass die Strahlungssensoren weiterhin Daten liefern – und glücklicherweise haben wir keine Anzeichen für erhöhte oder abnormale Strahlungswerte festgestellt», sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karine Jean-Pierre, am Montag.

  • 19.13 Uhr

    Russische Journalistin Owsjannikowa zu weiterer Geldstrafe verurteilt

    Die durch ihren Live-Protest gegen den russischen Militäreinsatz in der Ukraine bekannt gewordene Fernsehjournalistin Marina Owsjannikowa ist von einem Moskauer Gericht zu einer weiteren Geldstrafe verurteilt worden. Die Strafe in Höhe von 40’000 Rubel (rund 645 Euro) sei damit begründet worden, dass sie die russische Armee «diskreditiert» habe, teilte Owsjannikowa am Montag im Onlinedienst Telegram mit.

    Die Strafe beziehe sich auf eine Botschaft der Journalistin auf der Onlineplattform Facebook, ergänzte ihr Anwalt Dmitri Sachwatow. Die Journalistin kritisiert offen und heftig den russischen Militäreinsatz in der Ukraine. Deshalb war sie bereits wiederholt zu Geldstrafen verurteilt worden.

    Bislang haben die russischen Behörden aber keine strafrechtlichen Ermittlungen gegen die zweifache Mutter eingeleitet. Dies könne sich aber noch ändern, sagte Owsjannikowas Anwalt der Nachrichtenagentur AFP. Strafrechtliche Ermittlungen könnten zu einer deutlich härteren Verurteilung führen als die bisherigen Geldstrafen.

    Die Pressefreiheit ist in Russland stark eingeschränkt. Mit dieser mutigen Protestaktion im russischen Staatsfernsehen zog Journalistin Marina Owsjannikowa weltweite Aufmerksamkeit auf sich. (Archivbild)
    Die Pressefreiheit ist in Russland stark eingeschränkt. Mit dieser mutigen Protestaktion im russischen Staatsfernsehen zog Journalistin Marina Owsjannikowa weltweite Aufmerksamkeit auf sich. (Archivbild)
    Bild: Social Media/dpa
  • 18.51 Uhr

    Deutscher Altkanzler Schröder darf vorerst SPD-Mitglied bleiben

    Der wegen seines Engagements für russische Staatskonzerne heftig in die Kritik geratene Altkanzler Gerhard Schröder darf vorerst SPD-Mitglied bleiben. Ein Verstoss gegen die Parteiordnung könne Schröder nicht nachgewiesen werden, entschied die zuständige Schiedskommission des SPD-Unterbezirks Region Hannover am Montag in erster Instanz. Die Kommission sieht damit keine Grundlage für eine Rüge oder gar einen Parteiausschluss. Eine Berufung müsste innerhalb von zwei Wochen schriftlich eingelegt und binnen eines Monats schriftlich begründet werden. Ein Ortsverein erwägt dies.

    Öffentlich bezog Schröder am Montag zunächst keine Stellung zu der Entscheidung. Sein Anwalt Michael Nagel begrüsste sie. Der «Neuen Osnabrücker Zeitung» sagte er: «Es war keine andere Entscheidung zu erwarten.» Schröder habe sich «von Beginn an deutlich gegen den Krieg distanziert, die Entscheidung Russlands als Fehler bezeichnet. Womit ein parteischädliches Verhalten begründet werden sollte, erschloss sich mir zu keinem Zeitpunkt.» Die SPD müsse ertragen können, dass Schröder sich als Altkanzler für eine Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg starkmache. Ebenso habe es die SPD auszuhalten, dass er «dafür seine Möglichkeiten, die ihm dank der Freundschaft zu Wladimir Putin wie wenigen auf dieser Welt eröffnet sind», nutze.

    Schröder sorgte immer wieder für Kritik mit seiner Nähe zu Russland und Kremlchef Wladimir Putin. Die SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken hatte Schröder für seine jüngsten Äusserungen über eine angebliche Verhandlungsbereitschaft von Russlands Präsident Putin im Ukraine-Krieg scharf kritisiert. «Gerhard Schröder agiert nicht als Ex-Kanzler, sondern als Geschäftsmann, und so sollten wir seine Äusserungen auch interpretieren», sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. «Mit allem, was er tut und sagt, handelt er im eigenen Interesse und in dem seiner Geschäftspartner.»

    Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder hat mit seinem Engagement für russische Staatskonzerne nicht gegen die Parteiordnung der SPD verstossen.
    Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder hat mit seinem Engagement für russische Staatskonzerne nicht gegen die Parteiordnung der SPD verstossen.
    Bild: dpa
  • 17.41 Uhr

    Putin bleibt UN-Vollversammlung im September fern

    Russlands Präsident Wladimir Putin verzichtet in diesem Jahr auf eine Rede vor der UN-Vollversammlung im September. Die russische Delegation für die diesjährige Sitzung führt Aussenminister Sergej Lawrow an, wie aus einem am Montag veröffentlichten Präsidentenerlass hervorgeht. Der Kremlchef werde in diesem Jahr auch keinen virtuellen Auftritt vor der Versammlung haben, teilte sein Sprecher Dmitri Peskow zudem mit.

    Zuletzt trat Putin bei der 75. UN-Vollversammlung im September 2020 aufgetreten und machtge Werbung für den russischen Covid-Impfstoff Sputnik V. In diesem Jahr dürfte der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine eins der zentralen Themen der Versammlung sein. Kurz nach Kriegsbeginn hatten die Vereinten Nationen schon eine Dringlichkeitssitzung einberufen, bei der die grosse Mehrheit der Nationen Russland zur Einstellung der Kampfhandlungen aufrief. Bei der regulären Vollversammlung sollen US-Präsident Joe Biden und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auftreten.

    Der russische Präsident Wladimir Putin wird an der UN-Vollversammlung im September nicht teilnehmen.
    Der russische Präsident Wladimir Putin wird an der UN-Vollversammlung im September nicht teilnehmen.
    Bild: Mikhail Klimentyev/Kremlin Pool/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

    Putins Verzicht auf die Reise nach New York ist allerdings noch kein sicheres Indiz dafür, dass der russische Präsident auch nicht zum G20-Gipfel in Indonesien erscheint. Westliche Politiker wollen sein Erscheinen dort verhindern, der Kreml selbst hat eine Teilnahme bislang offen gelassen.

  • 17.26 Uhr

    Besatzer in Südukraine bereiten Beitrittsreferendum zu Russland vor

    Im russisch besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Saporischschja ist offiziell der Startschuss für ein Referendum zum Beitritt zu Russland gefallen.

    «Ich unterzeichne einen Erlass an die zentrale Wahlkommission zum Beginn und zur Vorbereitung eines Referendums zur Vereinigung des Gebiets Saporischschja mit der Russischen Föderation», erklärte der von den russischen Truppen eingesetzte Gouverneur der Region, Jewgeni Balizki, am Montag der staatlichen Agentur Ria Nowosti zufolge.

    Balizkis sprach auf dem von den Besatzungstruppen organisierten Forum «Wir sind zusammen mit Russland» in Melitopol – der mit rund 150'000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt des Gebiets. Die Gebietshauptstadt Saporischschja mit rund 700'000 Einwohnern befindet sich weiterhin unter Kontrolle Kiews. Unklar ist, wie eine solche Abstimmung, die die Ukraine nicht anerkennen würde, organisiert werden soll.

    Wolodymyr Selenskyj sieht in von Besatzern organisierten Referenden eine Gefahr für mögliche Friedensverhandlungen mit Russland.
    Wolodymyr Selenskyj sieht in von Besatzern organisierten Referenden eine Gefahr für mögliche Friedensverhandlungen mit Russland.
    Efrem Lukatsky/AP/dpa

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bereits gewarnt, dass von Besatzern organisierte Referenden ein Ende aller Chancen auf Friedensverhandlungen mit Russland bedeuten würden.

    Balizki nannte keinen konkreten Termin für die geplante Abstimmung. In der Vergangenheit war Anfang September als möglicher Zeitraum diskutiert worden. Balizki selbst stammt aus der Ukraine und ist 2018 auf die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim gezogen. Im Zuge des bereits seit fast einem halben Jahr andauernden russischen Angriffskriegs zog er zurück nach Melitopol und wurde als Militärgouverneur eingesetzt.

  • 16.54 Uhr

    Ukrainischer Akw-Unfall wäre laut Diplomat schlimmer als Fukushima

    Ein Unfall im ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja im Zuge von Kampfhandlungen könnte laut einem ukrainischen Diplomaten zu einem beispiellosen Atomunfall führen. «Was dann im Radius von 40 oder 50 Kilometern um das Kraftwerk passieren würde, wäre mit Tschernobyl und Fukushima absolut nicht vergleichbar», sagte Kiews Botschafter bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Jewhenij Zymbaljuk, am Montag in Wien. Nicht nur die Ukraine, sondern ganz Europa werde schwere Konsequenzen zu tragen haben.

    Saporischschja ist das grösste Akw Europas. Die von russischen Verbänden besetzte Anlage wurde in den vergangenen Tagen mehrfach beschossen. Kiew und Moskau geben sich beiderseitig die Schuld. Es trat keine Radioaktivität aus.

    Ein russischer Soldat bewacht einen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja im Südosten der Ukraine. 
    Ein russischer Soldat bewacht einen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja im Südosten der Ukraine. 
    Bild: AP/dpa

    Im ukrainischen Akw Tschernobyl kam es 1986 zu einer verheerenden Kernschmelze. 2011 lösten ein Erdbeben und ein Tsunami eine weitere Atomkatastrophe im japaniscen Kraftwerk Fukushima Daiichi aus. Laut Nuklear-Experten ist Saporischschja durch einen getrennten Kühlkreislauf und eine besondere Schutzschicht besser geschützt als die zwei Unfall-Akw. Einem gezielten militärischen Angriff würde Saporischschja jedoch wohl nicht standhalten.

    Zymbaljuk forderte nicht nur erneut die Entsendung von Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nach Saporischschja, sondern regte auch an, unbewaffnete internationale Militärbeobachter dorthin zu schicken. Jedenfalls sollte die IAEA bis Ende des Monats vor Ort sein, sagte er. Laut IAEA wäre für ihren Einsatz die Unterstützung Moskaus und Kiews notwendig.

  • 16.25 Uhr

    Ukrainisches Gericht schickt russischen Soldaten in Haft

    In der nordukrainischen Stadt Tschernihiw ist erneut ein russischer Soldat unter dem Vorwurf des Kriegsverbrechens zu vielen Jahren Haft verurteilt worden.

    Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Panzersoldat kurz nach Kriegsbeginn Ende Februar auf Befehl ein mehrstöckiges Wohnhaus beschossen hatte, wie das ukrainische öffentlich-rechtliche Fernsehen am Montag mitteilte. Dabei sei eine Wohnung im zehnten Stock zerstört, aber niemand verletzt worden.

    Der Soldat hatte sich schuldig bekannt. Er soll nun für zehn Jahre ins Gefängnis. Das Urteil wird erst nach einer möglichen Berufung rechtskräftig. Bereits im Mai war ein russischer Soldat wegen Mordes an einem ukrainischen Zivilisten zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden, die später auf 15 Jahre abgemildert wurde.

  • 15.49 Uhr

    Kreml: Rauchentwicklung im AKW wegen erneutem Angriff

    Die russische Regierung hat den ukrainischen Streitkräften erneut vorgeworfen, das Gelände der Atomanlage Saporischschja beschossen zu haben. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilt mit, ein ukrainischer Angriff vom Vortag habe eine Notabschaltung des Kraftwerks ausgelöst. Der Beschuss sei von Marhanez am gegenüberliegenden Ufer des Dnepr aus erfolgt.

    Der Direktor des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Andrij Jusow, sagte dagegen, glaubwürdigen Quellen zufolge hätten russische Soldaten Sprengstoff im Kernkraftwerk Saporischschja deponiert, um eine erwartete ukrainische Gegenoffensive in der Region abzuwenden. «Wir haben den russischen Beschuss des ukrainischen Atomkraftwerks gesehen», sagte er. Wenn das nicht stimme, könne Russland als Geste des guten Willens die Kontrolle über das Kraftwerk an eine internationale Kommission und die IAEA abgeben, oder sogar an das ukrainische Militär. Russland habe eine ähnliche Taktik bereits bei der Besetzung des Atomkraftwerks in Tschernobyl angewendet, sagte er.

    Das Kernkraftwerk Saporischschja steht unter Beschuss – Ukraine und Russland schieben die Verantwortung dem anderen zu. 
    Das Kernkraftwerk Saporischschja steht unter Beschuss – Ukraine und Russland schieben die Verantwortung dem anderen zu. 
    Bild: Keystone/AP
  • 15.15 Uhr

    Ukrainischer Getreidefrachter sucht neuen Käufer für Ladung

    Eine Woche nach seiner Abfahrt aus der Ukraine ist der Getreidefrachter «Razoni» auf der Suche nach einem neuen Käufer für seine Ladung. Das erste Schiff, das nach der internationalen Vereinbarung über Getreidelieferungen aus der Ukraine am vergangenen Montag den Hafen von Odessa verlassen hatte, werde nicht im Hafen der libanesischen Stadt Tripoli anlegen, sagte Hafenmeister Ahmed Tamer am Montag der Nachrichtenagentur AP.

    Die ukrainische Botschaft in Beirut teilte auf Twitter mit, der eigentliche Käufer der 26'000 Tonnen Mais im Libanon wolle die Lieferung nicht mehr annehmen, weil vereinbarte Lieferfristen nicht eingehalten worden seien. Die Reederei suche nun nach einem neuen Abnehmer. «Alles, was ich weiss ist, dass das Schiff nicht mehr hierher kommen wird», sagte der Hafenmeister. Nach Schifffahrtsdaten der Seite Marine Traffic ankerte die «Razoni» am Sonntagabend vor der Südküste der Türkei.

  • 13.30 Uhr

    Kreml gibt Kiew Schuld für AKW-Beschuss

    Der Kreml sieht die Schuld für die Eskalation rund um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja bei der Führung in Kiew und fordert vom Westen, Präsident Wolodymyr Selenskyj unter Druck zu setzen. «Wir rechnen damit, dass die Länder, die absoluten Einfluss auf die ukrainische Führung haben, diesen nutzen, um weiteren Beschuss auszuschliessen», sagt Kremlsprecher Dmitri Peskow g in Moskau der Agentur Interfax zufolge. Das in der südukrainischen Stadt Enerhodar gelegene und von Russlands Truppen besetzte Kraftwerk war in den vergangenen Tagen mehrfach beschossen worden. Beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld.

  • 12.50 Uhr

    Auch aus dem ukrainischen Hafen Piwdennyj laufen wieder Frachter aus

    Im Rahmen des internationalen Getreideabkommens hat erstmals seit Kriegsbeginn wieder ein Frachtschiff im ukrainischen Hafen Piwdennyj abgelegt. Die «Sacura» sei nun auf dem Weg nach Italien, teilt die ukrainische Regierung auf Facebook mit.

    Das Schiff fahre in einer Karawane mit dem Frachter «Arizona», der vom Hafen Tschornomorsk in Richtung Niederlande unterwegs sei. Insgesamt befinden sich demnach 60'000 Tonnen Agrarprodukte an Bord der Schiffe.

  • 10 Uhr

    Erster Getreidefrachter aus der Ukraine erreicht Zielhafen

    Erstmals seit Abschluss des internationalen Getreideabkommens hat ein Frachter mit Mais aus der Ukraine seinen Zielhafen in der Türkei erreicht. Das unter türkischer Flagge fahrende Schiff «Polarnet» sei am Montag in Kocaeli am Marmara-Meer angekommen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

    Die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte gilt als wichtig für die Stabilisierung von Lebensmittelpreisen auf dem Weltmarkt. Die Ukraine zählte bislang zu den wichtigsten Getreide-Exporteuren. Die mit 12'000 Tonnen beladene «Polarnet» war am Freitag im Hafen Tschornomorsk gestartet.

    Das Schiff Polarnet hatte 12'000 Tonnen Mais geladen. 
    Das Schiff Polarnet hatte 12'000 Tonnen Mais geladen. 
    Bild: Keystone/EPA/Erdem Sahin
  • 9 Uhr

    Moskau setzt mutmasslich Antipersonenminen ein

    Nach Einschätzung britischer Geheimdienste setzt Russland in der Ukraine höchstwahrscheinlich hochgefährliche Antipersonenminen einsetzen. Moskau wolle damit wohl seine Frontlinien in der ukrainischen Donbass-Region verteidigen, heisst es in einem Tweet des britischen Verteidigungsministeriums. Die Minen seien sowohl für Truppen als auch die lokale Zivilbevölkerung extrem gefährlich.

  • 8 Uhr

    Guterres: Jeder Angriff auf Atomanlagen ist «selbstmörderisch»

    UN-Generalsekretär António Guterres hat jegliche Angriffe auf Atomanlagen als «selbstmörderisch» verurteilt. Er hoffe, dass die Angriffe auf das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja aufhörten und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) Zutritt zu dem Kraftwerk erhalte, sagte Guterres am Montag in Tokio nach einem Besuch in Hiroshima am Wochenende, wo er an einer Gedenkfeier zum 77. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf die japanische Stadt im Zweiten Weltkrieg teilgenommen hatte.

  • 05.35

    Selenskyj kündigt «gute Nachrichten» an

    Präsident Wolodymyr Selenskyj deutete an, dass weitere Waffen an die Ukraine geliefert werden könnten. «Nächste Woche erwarten wir Neuigkeiten von Partnern bezüglich der Hilfspakete. Gute Nachrichten!», sagte er in seiner Videoansprache. Schlüssel der erfolgreichen Verteidigung seien nach wie vor Waffenlieferungen aus dem Westen.

    Nach Angaben Selenskyjs verlaufen die härtesten Kämpfe im Donbass. Die Lage dort bleibe schwierig. Die Verteidigung von Orten wie «Awdijiwka, Pisky, Marjinka und Bachmut erfordern unsere Hauptanstrengung und leider viele Leben», sagte er. Zudem erneuerte er seine Vorwürfe an Russland, das AKW Saporischschja im Süden der Ukraine beschossen zu haben.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angesichts schwerer Kämpfe im Donbass seinen Landsleuten neue Waffenlieferungen aus dem Westen angedeutet. (Archivbild)
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angesichts schwerer Kämpfe im Donbass seinen Landsleuten neue Waffenlieferungen aus dem Westen angedeutet. (Archivbild)
    AFP via Getty Images
  • 4.12 Uhr

    Ex-US-Diplomat Richardson glaubt an Freilassung von Brittney Griner

    Der frühere US-Diplomat Bill Richardson hat sich zuversichtlich gezeigt, dass mit Russland ein Gefangenenaustausch zur Freilassung der Basketballspielerin Brittney Griner ausgehandelt werden kann. «Ich bin optimistisch», sagte der ehemalige US-Botschafter bei den Vereinten Nationen am Sonntag im Sender ABC. «Ich denke, sie wird freigelassen. Ich denke, sie verfolgt mit Reue die richtige Strategie.»

    Richardson war an der Freilassung mehrerer US-Bürger beteiligt, die in anderen Ländern festgehalten worden waren. Laut Medienberichten vom Juli sollte er nun auch nach Russland reisen, um über Griners Freilassung zu verhandeln. Ein russisches Gericht hatte die Sportlerin am Donnerstag wegen Drogenschmuggels zu neun Jahren Haft sowie einer Geldstrafe von einer Million Rubel (rund 16'000 Franken) verurteilt. Am Freitag hatte sich die russische Regierung zu Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch bereit erklärt.

    «Es wird einen Gefangenenaustausch geben», zeigte sich Richardson in dem Fernsehinterview überzeugt. Er betonte zwar, nur indirekt an möglichen Verhandlungen beteiligt zu sein, schien aber sehr gut informiert zu sein: Richardson rechnet nach eigenen Worten mit einem Gefangenenaustausch «zwei gegen zwei», um auch den in Russland inhaftierten früheren US-Soldaten Paul Whelan freizubekommen.

    Die Basketballspielerin Brittney Griner, die in der US-Profiliga WNBA für das Team Phoenix Mercury und in der Saisonpause für die russische Mannschaft UMMC Jekaterinburg spielt, war im Februar - kurz vor Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine - am Moskauer Flughafen festgenommen worden, weil sie eine kleine Menge Cannabis-Öl im Gepäck hatte.
    Die Basketballspielerin Brittney Griner, die in der US-Profiliga WNBA für das Team Phoenix Mercury und in der Saisonpause für die russische Mannschaft UMMC Jekaterinburg spielt, war im Februar - kurz vor Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine - am Moskauer Flughafen festgenommen worden, weil sie eine kleine Menge Cannabis-Öl im Gepäck hatte.
    POOL/AFP via Getty Images