Omikron-SommerwelleDarum muss die Schweiz auf den angepassten Impfstoff hoffen
toko
6.7.2022
Bund empfiehlt im Herbst allen Erwachsenen eine vierte Impfung
Die Bundesbehörden verzichten auf eine generelle Empfehlung einer zweiten Auffrischimpfung für alle bis im Herbst. Nur Personen über achtzig Jahre sollen sich bereits in diesem Sommer ein viertes Mal impfen lassen.
05.07.2022
Die aktuelle Sommerwelle hat die Schweiz fest im Griff, und möglicherweise steht ein harter Herbst bevor. Helfen soll die zweite Booster-Impfung. Fragen und Antworten zur aktuellen Corona-Lage.
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06.07.2022, 06:54
06.07.2022, 09:28
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In den Sommern der vergangenen beiden Pandemie-Jahre blieb die Bevölkerung in der Schweiz weitgehend verschont vom Coronavirus. Das ist dieses Jahr anders.
Die Subtypen BA.4 und BA.5 lassen nun auch in der warmen Jahreszeit die Infektionszahlen hochschnellen, zudem droht im Herbst wohl schon eine weitere Welle.
Ist eine vierte Impfung sinnvoll, und wann kommen die an Omikron angepassten Impfstoffe? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Ist der Höhepunkt der Sommerwelle bereits erreicht?
Zuletzt stiegen die neuen Fälle in der Schweiz stetig an. So registrierte das BAG bereits vergangenen Dienstag 33'108 neue Coronavirus-Fälle innerhalb von sieben Tagen, hinzu kamen 14 Todesfälle sowie 300 Spitaleintritte.
Auch eine Woche später klettern die Infektionszahlen weiter — auf 46'025 laborbestätigte Fälle.
Für den Bund ist das erhöhte Infektionsgeschehen jedoch kein Grund zur Sorge. Die Situation in den Spitälern und insbesondere auf den Intensivpflegeplätzen sei ruhig, hiess es auf der Medienkonferenz.
Die aktuellen Infektionszahlen sind jedoch ohnehin mit Vorsicht zu geniessen. Denn laut der Bio-Statistikerin Tanja Stadler ist die Dunkelziffer hoch. Sie prognostizierte vor rund zwei Wochen, dass sich in der Sommerwelle 15 Prozent der Bevölkerung, rund eine Million Menschen, mit dem Coronavirus infizieren könnten.
Die meisten davon würden aber nicht getestet werden, sagte die ETH-Mathematikerin dem «Blick». Aufgrund von Abwasserproben gehe man davon aus, dass die Dunkelziffer höher sei als im Winter.
Die Analyse dieser Proben hat sich als effektives Instrument erwiesen, das Infektionsgeschehen zu überwachen. Und zumindest in der Zürcher Kläranlage Werdhölzli lässt sich eine Trendwende erkennen, wie «CH Media» berichtet. Demnach sei die Viruslast in den Abwasserproben dort zuletzt erstmals seit Wochen wieder gesunken. Zuletzt waren die Zahlen aus dem Abwassermonitoring schweizweit noch stark gestiegen.
Kommen neue Massnahmen?
Die meisten Expert*innen rechnen im Herbst mit einer weiteren grossen Infektionswelle. So auch Kantonsarzt Rudolf Hauri. Zwar sei eine Krankheitslast wie Ende 2021 nicht zu erwarten, von Normalität könne aber auch nicht gesprochen werden.
Die Schweiz sei jedoch längst nicht mehr in einer Phase, in der es um die Verhinderung einer Welle gehe. Die Bevölkerung sei grundsätzlich gut geschützt, das zeige sich auch in den Kliniken. Aktuell gebe es deshalb keinen Grund, etwas an der normalen Lage zu ändern oder umfassende behördliche Massnahmen zu erlassen.
Trotz des Wegfalls des Obligats empfehlen Expert*innen, in Innenräumen und etwa im öV weiterhin eine Maske zu tragen, um sich gegen eine Infektion zu schützen.
Die Virologin Isabella Eckerle mutmasst, dass das Virus allein deshalb für Einschränkungen sorgen wird, weil zu viele Menschen gleichzeitig krank würden — und fordert wie viele ihrer Kolleg*innen zum Maskentragen auf.
Entweder es kommen wieder offizielle Einschränkungen, oder das Virus sorgt für Einschränkungen, weil zu viele Menschen gleichzeitig krank sind. Die Kosten, Maske zu tragen: minimal. Kosten eines hohen Infektionsgeschehens: enorm. Und: alle leiden darunter #Maskebleibtauf
— Isabella Eckerle (@EckerleIsabella) July 5, 2022
Soll ich mich ein viertes Mal impfen lassen?
Im Gegensatz etwa zu den Nachbarländern gab es in der Schweiz bisher lediglich eine Empfehlung für die zweite Booster-Impfung für schwer immungeschwächte Personen. Seit Dienstag jedoch empfiehlt der Bund allen Erwachsenen ab 16 Jahren eine vierte Impfung im Herbst.
Prioritär gilt die Empfehlung allerdings noch immer für besonders gefährdete Personen. Als solche gelten Personen über 65 Jahre und solche mit erhöhtem individuellen Gesundheitsrisiko, etwa durch eine spezifische Vorerkrankung oder Schwangerschaft.
Bis dahin empfehlen BAG und Ekif trotz der Ausbreitung der Omikronvariante BA.5 und den steigenden Neuinfektionen nur Personen über 80 Jahren den zweiten Booster. Diese Personen hätten aufgrund ihres Alters das höchste Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken. Nach wie vor gültig ist die Empfehlung einer vierten Impfung für schwer immungeschwächte Personen.
Wie wirksam ist denn der jetzige Imfpstoff?
Laut Ekif-Chef Christoph Berger bringt eine vierte Impfung für gesunde Erwachsene derzeit nicht viel. Sie schütze kaum vor Übertragung und nur kurzzeitig gegen schwere Verläufe. Deshalb seien die Hygienemassnahmen auch weiterhin unerlässlich.
Eine zu frühe Verabreichung des Boosters an alle sei insofern problematisch, als die Schutzwirkung von den derzeit verfügbaren Impfstoffen nur relativ kurz anhalte und im Winter mit den höchsten Fallzahlen gerechnet werde. «Wenn wir im August impfen würden und die Welle dann im Dezember käme, wäre das nicht gut», erklärte Berger.
Wann genau der richtige Zeitpunkt für den zweiten Booster sein wird, liess er hingegen offen. Berger gehe aber davon aus, dass dies im letzten Quartal des Jahres der Fall sein werde. Der genaue Zeitpunkt hänge einerseits von der Entwicklung der Pandemie, andererseits von der Verfügbarkeit eines adaptierten, bivalenten Impfstoffes ab.
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Wie gut die zweite Booster-Impfung gegen Omikron wirkt, ist noch nicht abschliessend geklärt. Daten einer Studie aus Israel zeigen etwa, dass sich die vierte Impfung für junge Erwachsene wohl nur gering auswirkt.
Generell hat man dort jedoch gute Erfahrungen mit der Booster-Impfung gemacht. Einer Studie des israelischen Gesundheitsministeriums zufolge, die die Daten von mehr als 1,1 Millionen Erwachsenen im Alter ab 60 Jahren ausgewertet hat, war die Rate von Infektionen nach einem zweiten Booster zweimal und die Zahl der schweren Erkrankungen viermal niedriger als bei Personen, die nur einen Booster erhalten hatten.
Wann kommt der Impfstoff gegen Omikron?
Die Hoffnungen der Expert*innen für den Herbst liegen unter anderem auf den neuen, an die dominanten Omikron-Varianten angepassten Impfstoffe. Die sollen im Herbst auf den Markt kommen — unklar ist jedoch, wann genau.
Sowohl Biontech/Pfizer als auch Moderna haben für ihr Impfstoff-Update vielversprechende Ergebnisse vermeldet, die Wirksamkeit sei gut. Beim Impfstoff von Biontech/Pfizer etwa sei die Zahl der Antikörper um das Zwei- bis Dreifache im Vergleich zum Impfstoff gegen Delta erhöht. Die Daten zur Wirksamkeit basieren bislang allerdings nur auf Labortests.
Ein erstes Zulassungsgesuch von US-Hersteller Moderna sei bereits eingetroffen, sagte Philippe Girard, stellvertretender Swissmedic-Direktor.
Dem BAG zufolge kann es sich lohnen, auf die adaptierten Impfstoffe zu warten. Neben der epidemiologischen Entwicklung sei das erwartete Update auch ein Grund, um mit der definitiven Impfempfehlung und dem Definieren eines genauen Zeitpunkts für die zweite Auffrischimpfung noch zu warten.
Wer sich entgegen den offiziellen Impfempfehlungen bereits vor dem Herbst zum vierten Mal impfen lassen möchte, muss dem BAG zufolge die Kosten dafür übernehmen. Für Personen über 80 Jahre ist der zweite Booster kostenlos.
Indessen sind die Kantone bereit für eine neue Impfaktion. Jedoch wird nicht mit einem Ansturm wie 2021 gerechnet. Wegen der geringeren Nachfrage nach Covid-19-Impfungen haben die Kantone ihre Impfkapazitäten seit Jahresbeginn zurückgefahren.
Die Infrastruktur sei nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen, schreibt die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Denn das Personal müsse vielerorts erst wieder rekrutiert werden.
Die Schweiz hat zumindest für das nächste Jahr bereits vorgesorgt. Der Bevölkerung stehen jeweils 3,5 Millionen Covid-19-Impfdosen der beiden Hersteller Pfizer/Biontech und Moderna zur Verfügung. Laut den Verträgen gibt es dabei immer den jeweils aktuellen Impfstoff, vorbehaltlich einer Zulassung durch Swissmedic.
Wie gross ist die Gefahr von Spätfolgen?
Erste Studien deuten zumindest darauf hin, dass die Omikron-Variante des Coronavirus weniger häufig zu Spätfolgen führt als noch die Delta-Mutante. Laut einer im renommierten Fachjournal «The Lancet» erschienenen Analyse bekamen rund 10,8 Prozent der Delta-Infizierten Long Covid, bei den Patient*innen mit Omikron hingegen lediglich 4,4 Prozent, also weniger als die Hälfte davon.
Im Rahmen der Analyse wurden die Daten von rund 56'000 Omikron-Infizierten mit etwa 41'000 Patient*innen verglichen, die sich mit der Delta-Variante angesteckt hatten.
Die Impfungen schützen zwar generell vor Spätfolgen. Auch nach einer sogenannten Durchbruchsinfektion ist jedoch ein Risiko gegeben.
Infizieren sich — wie derzeit — viele Menschen mit Omikron, steigen aber auch die Long-Covid-Fälle an.
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Der Bund übernimmt die Kosten für einen PCR-Test, wenn Symptome auftreten, wenn enger Kontakt zu einer bestätigt infizierten Person bestand, oder wenn eine entsprechende Anweisung einer kantonalen Stelle oder von einem Arzt vorliegt. Ein PCR-Test auf Wunsch, also etwa für eine Reise ins Ausland, wird nicht finanziert.
In jedem Fall werden die Kosten der sogenannten nasopharyngealen Antigen-Schnelltests übernommen. Grundsätzlich nicht mehr gratis sind Selbsttests.