Gefährliche Gewässer Der Kanton Tessin will mit Patrouillen Ertrinkende retten

Paolo Beretta, smi

25.5.2023

Gefährlicher als es scheint: Der Kanton Tessin setzt auf Sensibilisierung und Patrouillen, um Badeunfälle zu vermeiden.
Gefährlicher als es scheint: Der Kanton Tessin setzt auf Sensibilisierung und Patrouillen, um Badeunfälle zu vermeiden.
KEYSTONE

Das Badewetter kehrt allmählich in die Schweiz zurück. Damit steigt die Gefahr, dass Menschen ertrinken. Das Tessin nimmt seine Kampagne wieder auf und setzt verstärkt auf Patrouillen.

Paolo Beretta, smi

25.5.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Kanton Tessin will das Risiko von schweren Badeunfällen verringern und hat dazu am Donnerstag eine Präventionskampagne lanciert.
  • Die Kampagne ist viersprachig, um auch fremdsprachige Touristen informieren zu können.
  • Denn laut Tessiner Angaben. verunfallen in den Flüssen und Seen meist Auswärtige.
  • Die Kampagne berücksichtigt auch andere Zielgruppen (Einheimische, Kinder usw.) in Form von gedruckten und digitalen Informationsmaterialien.

Einige Wochen früher als in den Vorjahren hat das Departement der Institutionen (DI) am Donnerstagmorgen in Brissago die Sensibilisierungs- und Präventionskampagne «Sichere Flüsse 2023» vorgestellt. Das vorrangige Ziel ist wie in den vergangenen Jahren, das Risiko schwerer Badeunfälle so weit wie möglich zu verringern.

2022 sind im Tessin sechs Menschen ertrunken, drei weniger als im Jahr davor. Die Hälfte der Opfer starb in Seen und die andere Hälfte in Flüssen. In der ganzen Schweiz ertranken 2022 60 Personen. 

Im Kanton Tessin ertrinken im Vergleich zur ganze Schweiz überproportional viele Menschen. Das liegt auch daran, dass besonders viele zum Baden in die italienische Schweiz fahren.
Im Kanton Tessin ertrinken im Vergleich zur ganze Schweiz überproportional viele Menschen. Das liegt auch daran, dass besonders viele zum Baden in die italienische Schweiz fahren.
Ticino

Die Sensibilisierungskampagne in vier Sprachen – inklusive Spanisch für Canyoning – sei schweizweit einmalig, betont Staatsrat Norman Gobbi bei der Präsentation. «Sichere Flüsse» richte sich vor allem an Tourist*innen. Die Statistik ist eindeutig: Fast alle Menschen, die in den Tessiner Flüssen und Seen ihr Leben verlieren, sind – aus Tessiner Sicht – Auswärtige.

Warum Menschen im Tessin ertrinken

In den letzten vier Jahren sind im Tessin 32 Menschen ertrunken. Die Ursachen für diese Unfälle sind, wenn sie sich in Flüssen ereignen: mangelnde Kenntnis des Geländes, Verharmlosung und falsche Risikoeinschätzung. Im Gegensatz dazu sind tödliche Unfälle in Seen häufiger auf einen Hitzeschock, eine Überschätzung der eigenen Fähigkeiten oder des Gesundheitszustandes zurückzuführen.

Einige Elemente der Kampagne will der Kanton Tessin verstärken, insbesondere die Tätigkeit im Zusammenhang mit den Patrouillen und der Zusammenarbeit mit den Gemeinden.

Zum einen soll ihre Ausbildung verbessert werden, indem die Teilnahme an Kursen der Seepolizei obligatorisch wird, «damit sie besser ausgerüstet sind, um die Flüsse Maggia und Verzasca sowie den Luganersee im Bereich der Cassarate-Mündung zu kontrollieren», so der Kanton Tessin in seiner Mitteilung.

«Die Stadt Lugano hat ihre Bemühungen verstärkt, die es 2022 ermöglicht hatten, keinerlei Opfer zu verzeichnen», heisst es dort weiter.

Patrouillen in der Hochsaison täglich unterwegs

Dank der Koordination der regionalen Tourismusorganisation von Locarno und den Tälern werden im Juli und August täglich Patrouillen im Valle Maggia und Valle Verzasca unterwegs sein. An den Wochenenden und Feiertagen im Juli und August werden sie auch am Foce del Cassarate anwesend sein.

Mit Plakaten im Verzascatal und einer neuen Uniform, die sie besser erkennbar macht, will die Kommission für die Sicherheit der Gewässer den Touristen die Rolle der Wasserwacht besser verständlich machen. Die Patrouillierenden sind auch ausgebildet, um Ertrinkende zu retten. 

Bewusstseinsbildung auch nördlich der Alpen

Die Kampagne berücksichtigt die verschiedenen Zielgruppen (Einheimische, Ausländer, Kinder usw.) und sie in mehreren Sprachen mit gedruckten und digitalen Informationsmaterialien erreichen.

Es gibt auch Informationsaktivitäten nördlich des Gotthards, um potenzielle Besucher der Tessiner Seen und Flüssen «abzufangen», noch bevor sie die Alpensüdseite erreichen.

Wichtig bleiben auch die Informationsaktivitäten für Canyoning-Fans, denn das Tessin ist nach wie vor ein international beliebtes Ziel für Liebhaber dieser Sportart.