Israelische Botschafterin ist besorgt «Der zunehmende Antisemitismus in der Schweiz beunruhigt mich»

tchs

7.3.2024

Ifat Reshef, Israelische Botschafterin in der Schweiz, zeigt sich angesichts antisemitischer Entwicklungen beunruhigt. (Archivbild)
Ifat Reshef, Israelische Botschafterin in der Schweiz, zeigt sich angesichts antisemitischer Entwicklungen beunruhigt. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE

Die israelische Botschafterin ist besorgt: Ifat Reshef erklärt, seit dem 7. Oktober sei das Risiko für Juden, Opfer eines Angriffs zu werden, gestiegen. Ausserdem äusserte sich die Diplomatin zum Krieg im Gazastreifen.

tchs

7.3.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In einem Interview mit dem SRF erklärte die israelische Botschafterin, Ifat Reshef, der zunehmende Antisemitismus in der Schweiz und weltweit beunruhige sie.
  • Seit dem 7. Oktober würden «Fehlinformationen verbreitet» und so vor allem junge Menschen aufgewiegelt.
  • Ausserdem schilderte Reshef die Stimmung in der israelischen Gesellschaft.
  • Auch der Schutz und die Versorgung der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen kam zur Sprache.

Inzwischen dauert der Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen bereits fünf Monate und in Zürich wurde vor wenigen Tagen ein orthodoxer Jude von einem Schweizer mit tunesischen Wurzeln niedergestochen. In einem Interview mit dem SRF äusserte sich die israelische Botschafterin in Bern, Ifat Reshef besorgt über die Lage von Jüdinnen und Juden in der Schweiz.

«Der zunehmende Antisemitismus hier in der Schweiz und auch weltweit beunruhigt mich als israelische Botschafterin natürlich», wird Reshef zitiert. Man sehe, dass das Risiko antisemitischer Übergriffe zugenommen habe. Es sei wichtig, dass Schweizer Behörden und Behörden weltweit ihre Zusammenarbeit verstärken, um weitere Taten zu vermeiden.

Allerdings ist es Reshef wichtig zu betonen, dass sie nicht für die Schweizer Jüdinnen und Juden spreche. «Ich vertrete den Staat Israel, und natürlich sind die Schweizer Juden in erster Linie Schweizer Bürger», stellte die Diplomatin gegenüber dem SRF klar. Diese haben ihre eigenen gewählten Vertreterinnen und Vertreter sowie eigene Institutionen.

«Eine Menge Hassreden»

Die israelische Botschafterin ist der Meinung, «dass wir alle mehr tun müssen». Das Risiko für einen Angriff auf Jüdinnen und Juden sei seit dem 7. Oktober – dem blutigen Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel – gestiegen. «Es werden Fehlinformationen verbreitet und dadurch vor allem junge Menschen aufgestachelt», so Reshef. Juristisch, aber auch in Sachen Bildung und Sicherheit, gebe es viel zu tun. Sie sei froh, dass heute im Parlament bereits Massnahmen ergriffen wurden.

Grundsätzlich unterscheide sich die Schweiz bezüglich antisemitischer Stimmung nicht von anderen Orten der Welt. «Wir sehen, dass es eine Menge Hassreden gibt, die in den sozialen Medien verbreitet werden.» Und man sehe, dass «Menschen die Dinge so darstellen, wie sie sie für richtig halten». Auch hierzulande seien Slogans und Codewörter verwendet worden, um Jüdinnen und Juden schuldig zu sprechen und als kollektive Gruppe zu deklarieren, die sogar angegriffen werden müsse.

Die fünf Monate seit dem Hamas-Angriff beschreibt die Botschafterin als «eine sehr intensive und traurige Zeit» für die Israelis. Die verschleppten Geiseln hätten ein Loch in die Gesellschaft gerissen. Es seien immer noch 130 Geiseln in Gefangenschaft, zudem Entführte aus früheren Jahren.

Sie glaubt, dass der militärische Druck die Hamas zu einem Abkommen drängen wird. Israel werde den Krieg weiterführen, «bis unsere Ziele erreicht sind, denn wir haben keine andere Wahl».

Wie die palästinensische Zivilbevölkerung schützen?

Auch zur humanitären Hilfe für Palästinenserinnen und Palästinenser äusserte sich Ifat Reshef im SRF-Gespräch. Diese sei aktuell eine der grössten Herausforderungen. Für den Umfang der Hilfsgüter gebe es keine Beschränkungen, allerdings sei es Bedingung, dass diese die Sicherheitskontrollen passieren.

Luftabwürfe durch verschiedene Länder seien erlaubt worden, aktuell werde über die Öffnung des Seeweges von Zypern aus diskutiert. Nach neuen Wegen für die Gaza-Hilfe werde gesucht. «Das Problem ist, dass die Aufnahmekapazitäten der Hilfsorganisationen überlastet sind und die Verteilung innerhalb des Gazastreifens nicht immer die richtigen Leute erreicht.»

Auch der Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung wurde thematisiert. «Bevor das israelische Militär einen Stadtteil in Gaza angreift, warnt es die Bevölkerung, wohin sie gehen soll und wo sie sicher ist», so die Diplomatin. In bestimmten Strassen oder Vierteln würde diese fast täglich Anweisungen erhalten, manchmal mit genauer Uhrzeit.

Hamas-Kämpfer könnten so sogar eine Vorstellung militärischer Pläne bekommen. «Welches andere Land gibt seinem Gegner eine genaue Angabe, wo es einen Angriff starten wird?», fragte Reshef rhetorisch. Dafür, dass der Bevölkerung in Gaza weniger Schaden hinzugefügt werde, würde man sogar das Leben israelischer Soldatinnen und Soldaten noch mehr gefährden.